Kapitel 16 - Help?

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War das ihr ernst? Kaum sah man mal drei Minuten einem Schmetterling zu, der von einem Kätzchen gejagt wurde und schon hatte sie sich riesen Ärger eingebrockt. Sie konnte doch nicht einfach seelenruhig am Tisch mit ihrem Lehrer darauf warten, dass er sie der Polizei auslieferte? Das war Irrsinn!

Sie brachte sich nur selbst in Gefahr! Und das bedeutete, dass sie somit auch mich in Gefahr brachte. Immerhin wird Luci mich wahrscheinlich umbringen, wenn er sah, was mit ihr passierte. Ich musste etwas unternehmen. Irgendetwas.. Hm... Ich könnte einen Trick anwenden um sie weg zu locken, aber dann müsste ich ihr physisch weh tun. Das wollte ich nun auch nicht unbedingt.

W-Warte... Was tat sie da? Hatte sie Schmerzen? Wieso rannte sie denn jetzt in den Park? Hat er ihr irgendetwas untergejubelt? Was zum?! Wow, ihr Leben ist ja wesentlich interessanter als jede Seifenoper! Aber... Ich musste ihr Helfen. Egal, wie sehr es mir auch gefiel ihr Leben nur mit anzusehen. Ich musste einfach eingreifen.

So verwandelte ich mich also in mein menschliches Selbst. Ich war es nicht unbedingt gewöhnt zu Laufen, weshalb ich mehr oder weniger auf sie zu stolperte.

"Komm, steh auf", murmelte ich und half ihr auf. Sie sah mich mit ihren großen blauen Augen verwirrt an. Ich konnte den Schmerz, den sie wohl gerade durch machte in ihnen genauestens erkennen. Sie sagte nichts, sie bleib nur einfach eine Weile stehen, mit ihren Händen umklammerte sie meine Arme. Ihre wilden roten Locken hingen ihr in Strähnen im Gesicht, doch das schien sie eher wenig zu stören. Ich war gerade dabei etwas zu sagen, als sie ihren Mund öffnete und folgende Worte sprach:

"Bist du ein Engel?"

Es war nur ein Hauchen, kaum verständlich im Lärm der Stadt. Ich starrte sie verwundert an. Woher konnte sie das so schnell herausfinden? Konnte sie auch ohne Luci's Präsenz meine Aura sehen?

"Gabriel", stellte ich mich knapp vor und wich ihrem Blick aus. Es lag etwas in ihm, dem ich nicht einhundertprozentig Standhalten konnte.

"Michael hat über dich geredet", sie nickte sich selbst aufmunternd zu.

"Das dachte ich mir", ein sanftes Lächeln huschte über meine Lippen, "vielleicht solltest du dich hinsetzten, hm?"

"Nein", sie schüttelte ihren Kopf und sah mich ernst an. "Weißt du -", sie brach inmitten ihrer Frage ab und sah zu Boden.

"Weiß ich was?", hakte ich nach.

"Weißt du wo Lucifer ist?", ihre Augen hatte sich nun mit Tränen gefüllt, als sie wieder zu mir auf sah. Ihre Stimme war nicht mehr als ein heißeres Krächzen.

"Ja, Mei."

"Bring mich bitte dorthin", murmelte sie und ich konnte deutlich spüren, dass es ihr immer schwerer fiel sich aufrecht zu halten. Wahrscheinlich war es nurnoch eine Frage der Zeit, bis sie ganz in sich zusammen sackte.

"Das geht nicht, Mei. Du musst leben. Hat er doch selbst gesagt, hm?", ich schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln und trug sie vorsichtig zu einer Parkbank. Ich wusste nicht genau was es war, dass Lucifer an ihr fand. War es ihre einzigartige Stärke? Nicht körperlich, nein. Sondern seelisch. Jede andere Seele hätte es wohl nicht mehr bis zu diesem Punkt geschafft, aber sie machte weiter und weiter und weiter bis es sie tatsächlich eines Tages umbringen würde.

"Vielleicht", whisperte sie am Ende ihrer Kräfte, "ist das Leben einfach nicht für jeden gedacht?"

"Sag das nicht, Mei", murmelte ich und legte sie behutsam auf der Bank ab, wo sie binnen Sekunden einschlief, beziehungsweise Ohnmächtig wurde. Ich war kein Arzt, verdammt.

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"Michael, hör auf!", japste ich am Ende meiner Kräfte. Mir fiel es schwer zu atmen, die Luft um uns herum wurde immer heißer und ich hatte das Gefühl mich würden millionen von Nadeln durchbohren.

What's up, Lucifer?Where stories live. Discover now