Kapitel 10 - "What I've Done"

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Nach unserem Gespräch sah ich Isaac nicht mehr in der Schule. Keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Mr. Green hatte uns nur mitgeteilt, dass er aufgrund einer Krankheit die Schule für eine längere Zeit nicht mehr besuchen konnte. Insgeheim machte ich mir allerdings Vorwürfe, dass ich der Grund dafür war. Ich wollte mich ja auch bei ihm melden, wirklich. Allerdings hasste er mich ja wahrscheinlich sowieso und würde wohl eh nicht mit mir reden wolllen, also wo war der Sinn dahinter? Ich würde wohl einfach nur warten und hoffen, dass er wieder zurückkam.

Doch es fiel mir schwer, mich wieder in den Alltag einzugewöhnen. Die Leere des Platzes neben mir war unerträglich und jeden Tag hoffte ich, dass er plötzlich einfach wieder dort auf seinem Stuhl sitzen würde und mich mit seinem breiten Lächeln begrüßen würde, als wäre nie etwas geschehen.

Aber er kam nicht.

Unnötig zu erwähnen, dass die Schule seitdem die reinste Qual war und ich es nun kaum erwarten konnte, nachhause zu kommen. So auch heute. Als der letzte Gong ertönte, packte ich meine Sachen und stürzte sofort hinaus. Nichts konnte mich auch nur eine Sekunge länger dort halten.

Lucifer wartete bereits am Ausgang auf mich. Ich musste Lächeln. Endlich. Das war das Zeichen, dass ich so sehr erwartet hatte. Das Zeichen der Freiheit, der Akzeptanz und der Freude.

"Na, Mei?", er legte, wie so oft, seinen Arm um mich, "wie war die Schule?"

"Grauenhaft", flüsterte ich, damit niemand etwas davon mitbekam. Er lachte leise.

"Wie immer."

Erst, als wir uns von den anderen Schülern entfernt hatten, konnte ich offen mit ihm sprechen. Mein Schulweg beanspruchte mittlerweile wesentlich mehr Zeit als früher, da ich immer durch kaum benutzte Gassen ging, nur um niemandem zu begegnen.

"Hast du etwas von Isaac gehört?", fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf.

"Nein, leider nicht", entgegnete er mir, "wobei das sicherlich zu deiner Erleichterung sein sollte."

Lucifer und ich hatten eine Vereinbarung: Er würde mich sofort benachrichtigen, wenn er Isaac's Seele finden sollte. Das heißt, wenn Isaac aus irgendwelchen Gründen tot sein sollte. Ja, es war unwahrscheinlich, dass er tot war, aber es war schon mal ein Anfang.

"Gut", ich seufzte.

"Ach ja, Mei", begann er, "du solltest vielleicht wissen, dass Mike bei euch zuhause ist."

"Was?!", ich sah ihn entsetzt an.

"Beruhig dich. Deine Mum hat diese Woche frei bekommen und deswegen hat er eben beschlossen sich auch frei zu nehmen, da sie so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen wollen."

"Was zum Teufel?!"

"Hey, ich kann da nichts für!"

"Mann!", murrte ich genervt, musste mir allerdings ein Lachen verkneifen. Wieso musste ich diese dämlichen Witze nur immer so lustig finden? Verdammt!

"Wieso regst du dich überhaupt so auf? Ich werde wie immer gut auf dich aufpassen."

"Das ist es nicht... Es ist nur, dass meine Mum sich nicht einmal einen Tag für meinen Geburtstag frei nehmen konnte und für ihn gleich eine ganze Woche... Fahren sie wenigstens weg?"

"Nein, sie bleiben leider zuhause. Hatte mich auch schon auf ein wenig Zeit gefreut, in der du mir ausnahmsweise Antworten kannst."

"Hm", ich nickte nur. Bescheuert.

"Mei? Was machst du denn hier?", ich erstarrte plötzlich. Wie viel hatte sie gehört?! Zögernd drehte ich mich um. Da stand sie. Elektra. Obwohl wir ja in der gleichen Klasse waren, kam es mir vor, als hätte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie hatte ihre mittlerweile ein wenig ausgewachsenen grünen Haare in einen lockeren Zopf gebunden und hielt einen Müllbeutel in der Hand. Oh, nein. Richtig, hier wohnte sie ja. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Ich musste so schnell wie möglich weg.

What's up, Lucifer?Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ