Prolog

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Mit versteinerter Miene blickte ich den Mann an, der mein Vater war, Lord Balian Redvers.

'Er gibt einem wahrlich nichts umsonst', dachte ich bitter und überlegte, ob ich auf sein Angebot eingehen sollte.

Doch wieder sah ich das freudestrahlende Gesicht meiner Schwester vor mir, als sie erzählte, dass ihr Liebster um ihre Hand angehalten hatte.

Diane hatte Lord Graham Archibald Carrington, einen Earl mit einer kleinen Grafschaft im Westen des Landes, vor ein paar Monaten auf einem Ball kennen gelernt und augenblicklich für ihn zu schwärmen begonnen. Doch daraus wurde sehr schnell mehr, wie man bei den unzähligen Besuchen des Grafen bemerkte. Und heute war es dann so weit gewesen und er hatte seiner Angebeteten einen Antrag gemacht.

Diane war überglücklich um mich herumgetanzt und hatte schon ihre Hochzeit geplant und sich in den wunderprächtigsten Farben ihre Zukunft mit Graham ausgemalt.

Vor lauter Euphorie hatte sie jedoch vergessen, dass unser Vater der Vermählung noch zustimmen musste.

Dies war auch der Grund, warum ich unseren werten Herrn Papa aufgesucht hatte, um ihn zu bitten, Dianes Heirat mit seiner Lordschaft zuzustimmen.

Doch natürlich wollte er etwas als Gegenleistung, dass er eine seiner Töchter den Mann heiraten ließ, den sie liebte.

Denn mein Vater war ein ehrgeiziger Mann mit großem Einfluss in der Gesellschaft.

Dieses ambitionierte Verhalten spiegelte sich auch in seinem Privatleben wider. Für ihn zählten einzig und allein Titel, Ansehen und Vermögen.

Graham konnte mit diesen Dingen zwar aufwarten, doch unser Vater war weit ehrgeiziger als eine seiner Töchter 'nur' einen Grafen zur Frau zu geben. Er hatte eher einen Marquess oder Duke im Sinn, obwohl er selbst 'nur' den Grafentitel innehatte.

Zu meinem Erstaunen zeigte sich Vater meiner Bitte gegenüber sehr aufgeschlossen.

Doch der Haken ließ nicht lange auf sich warten:

"Diane kann ihren geliebten Grafen heiraten, sofern du mir, meine liebe Allana, bei einer Kleinigkeit behilflich bist.

Vor Jahren, als ich mich gerade auf einer Reise im Norden von England befand, geriet ich zusammen mit einem Schotten, Laird Mackinnon, einem Landsmann deiner Mutter, in einen Hinterhalt von Straßendieben. Nur durch gemeinsame Anstrengungen konnten wir entkommen und reisten noch einige Zeit zusammen nach Süden. Wir waren beide im Handelsgeschäft tätig und erkannten, dass wir uns gegenseitig von Nutzen sein konnten: der Laird mir mit seinen Handelswegen zur See und ich ihm mit meinen Beziehungen hier in England. Um also unsere aufkeimende Geschäftsbeziehung und unsere damals entstandene Freundschaft zu festigen, beschlossen wir, dass sein ältester Sohn meine älteste Tochter heiraten sollte. Ich war jung und naiv, als ich vor achtzehn Jahren dieses Versprechen abgab.

Doch letzte Woche kam ein Schreiben von Laird Mackinnon, in dem er ankündigte meine älteste Tochter in einem Monat zu holen.

Wenn du also den ältesten Sohn des Lairds heiratest und mir somit hilfst, meinen Teil der Vereinbarung mit dem Laird einzuhalten, dann gebe ich der Verbindung zwischen Diane und ihrem Grafen meinen Segen."

Ich sollte einen völlig Fremden heiraten.

In ein anderes Land übersiedeln.

Und alles Vertraute zurücklassen.

Mir war genau bewusst was hier gerade vonstattenging: Er zwang mich, das Versprechen zu erfüllen, damit nicht eine seiner abgöttisch geliebten Stieftöchter zur Heirat mit einem Schotten genötigt wurde.

Er hatte seine Schwachstellen und ich meine.

Diane, meine geliebte Schwester, deren Glück für mich über alles ging.

Damit war meine Entscheidung gefallen.

"Ich werde ihn heiraten."

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Eine neue Geschichte!!!

Diese Story lässt mich gerade einfach nicht mehr los und nach ein wenig Ermunterung von HeyGuys77, stelle ich sie nun online :)

Was meint ihr dazu?


Allana - Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt