Kapitel 16

10K 623 195
                                    

Nicht nur körperlich, sondern auch geistig erschöpft beobachtete ich, wie das Dunkel der Nacht dem blassen Licht der Dämmerung wich und ein neuer Morgen anbrach. Doch heute war nicht nur irgendein Tag. Für den Laird und meine übrigen Reisebegleiter war er voller Verheißungen und Vorfreude, denn endlich würden sie wieder nach Hause kommen. Doch für mich war heute der Tag, an dem ich meinem zukünftigen Ehemann begegnen würde.

Gestern gab es zahlreiche Ablenkungen, die meinem Geist nicht erlaubt hatten zu wandern und sich im Kreis zu drehen.

Vor unserem Aufbruch von der Burg der Donalds hatte ich noch einmal nach Darcy gesehen und ihr unter den wachsamen Augen ihrer Tante den Verband gewechselt. Anschließend hatten uns Laird und Lairdess Donald ein üppiges Frühstück auftischen lassen, bevor uns Laird Mackinnon zur Eile antrieb, damit wir noch einen Großteil der verbliebenen Strecke zurücklegen konnten.

Nachdem wir uns wieder auf den Weg gemacht hatten, zeigte sich seit Tagen zum ersten Mal wieder die Sonne und tauchte die Umgebung in ihre warmen Strahlen.

Als wir auf einer kleinen Erhebung ankamen und einen atemberaubenden Blick auf die schroffe, wilde Schönheit des Landes hatten, dachte ich an all die Erzählungen meiner Mutter über ihre Heimat. Und dass keine einzige diesem Bild hier gerecht wurden, denn ich empfand alles als so viel schöner als man es jemals in Worte fassen konnte.

Auch die Stimmung unter meinen Reisegefährten hatte sich verbessert, was wohl dem Wetter und der Nähe zu Burg Mackinnon zu verdanken war, die mit jeder vergangenen Stunde näher rückte.

Mit einem leisen Seufzer erhob ich mich, als sich nun auch meine Begleiter auf ihren Schlafstätten zu regen begannen. Wir würden aller Wahrscheinlichkeit nach bald aufbrechen.

Auch wenn ich gestern in der Burg der Donalds ein kurzes Bad genommen hatte, wollte ich mir heute ein wenig mehr Zeit nehmen, um mich herzurichten. Also machte ich mich daran alles benötigte aus meinen Satteltaschen zu holen, um mich dann abseits des Männertrupps an dem Nahegelegenen Bach zu waschen und umzuziehen.

Als der Blick des Lairds auf mich fiel, zog er fragend eine Augenbraue hoch.

"Guten Morgen, Mylady. Wohin des Weges?"

Schmunzelnd antwortete ich: "Ich wünsche euch ebenfalls einen guten Morgen, Laird. Ich möchte mich etwas zurecht machen, bevor wir auf Burg Mackinnon ankommen."

Er nickte und musterte das frische Kleid in meinen Armen.

Mit entschlossener Miene sprach er: "Ich werde Euch begleiten. Kieran und Rory kümmert euch um die Pferde. Angus, Ian und Douglas packt alles zusammen, ich möchte so bald wie möglich aufbrechen."

Von den drei Rüpeln kam nur ein leises Gebrumme. Ich konnte sogar aus dem Augenwinkel beobachten, wie Ian sich meiner Schlafstätte näherte und begann meine Decken zusammen zu rollen. Doch das umliegende Wäldchen verbarg schon bald das Treiben meiner übrigen Reisegefährten. Zu hören waren nur noch das Rauschen der Blätter, der Gesang der Vögel und unsere Schritte im Unterholz.

Am Bach angekommen, drehte mir der Laird den Rücken zu und betrachtete aufmerksam unsere Umgebung. Schnell entledigte ich mich meines Überkleides und wusch mich, bevor ich mir eines meiner schönen Kleider überstreifte. Es war dunkelblau mit hellen Stickereien am Ausschnitt und Saum. Zu guter Letzt widmete ich mich noch meinen Haaren und begann die einzelnen Strähnen mit meinem Kamm zu entwirren.

"Ihr könnt Euch gerne wieder umdrehen, Laird Mackinnon", sprach ich meine Begleitung an.

Langsam wandte sich der Laird mir zu und betrachtete mich einen Moment, bevor er seinen Blick wieder über unsere Umgebung schweifen ließ.

Allana - Das VersprechenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ