Kapitel 27

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Sehnsüchtig warf ich einen Blick auf mein Bett, in das ich mich am liebsten wieder begeben würde.

Eigentlich war ich keine Person, die den ganzen Tag in den Federn verbachte. Schließlich gab es immer etwas zu tun und mein Vater hatte solch eine Dekadenz nicht geduldet, auch nicht bei meiner Stiefmutter und Stiefschwestern.

Doch nach dem gestrigen Abendmahl war die Verführung den ganzen Tag im Bett zu bleiben recht groß.

An der hohen Tafel, an welcher jeder Stuhl besetzt gewesen war und sogar noch einige Sitzgelegenheiten hinzugeholt wurden, hatte eisiges Schweigen zwischen den Mitgliedern des Donald und Mackinnon Clans geherrscht.

Die Stimmung war so aufgeladen gewesen, dass ich befürchtete ein falscher Atemzug würde diese kippen lassen.

Nervös wie sich das heutige Frühstück entwickeln würde, strich ich über mein frisch gewaschenes grünes Kleid, das ich zu Beginn der Reise in die Highlands getragen hatte.

Auch wenn ich noch nicht lange hier war und aufgrund dessen noch nicht viele Menschen kennen gelernt hatte, schlug mir angesichts der vielen möglichen Ausgänge dieser Situation die Anspannung und die Sorgen aufs Gemüt.

Ich hoffte wirklich sehr, dass Laird Mackinnon eine friedliche Lösung mit unseren Nachbarn finden würde, die auf beiden Seiten keinen bitteren Nachgeschmack hinterließ.

Glücklicherweise riss mich das Klopfen an meiner Türe aus diesen trübsinnigen Gedanken.

Erleichtert trat ich durch den Einlass und ließ die Türe schwungvoll hinter mir ins Schloss fallen.

Angesichts des Lärmes zuckte ich zusammen und blickte leicht verlegen zu Kieran auf.

Dieser musterte mich mit hochgezogener Augenbraue und fragte aufgebäumt: "Habt Ihr mich etwa so sehr vermisst?"

Verlegen räusperte ich mich und merkte wir mir die röte in die Wangen stieg.

Ich hatte mich tatsächlich darauf gefreut, ihn wieder zu sehen. Nach unserem gestrigen Ausflug hatte ich zumindest das Gefühl ein klein wenig mehr von Kieran zu wissen.

Und was ich erfahren hatte, machte mich nur noch gespannter ihn und seine Eigenarten kennen zu lernen.

Da viel mir ein verdächtiges Zucken in seinem Mundwinkel auf. Bereitete es ihm etwa Freude mich in Verlegenheit zu bringen und mich aufzuziehen?

Mutig straffte ich die Schultern und blickte direkt in seine dunklen Augen.

"Allerdings", antwortete ich mit leiser aber fester Stimme ehrlich auf seine Frage.

Fasziniert beobachtete ich, wie erst Erstaunen und dann ein weicher aber nachdenklicher Ausdruck über seine Züge huschte.

Anschließend trat er auf mich zu, ergriff meine Hand und hauchte einen Kuss auf deren Rücken.

"Ich habe mich auch gefreut, Euch wieder zu sehen, meine Lady", flüsterte Kieran.

Und nur durch seine Worte und den Ausdruck in seinen Augen, war mir sofort leichter ums Herz. Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln und Hand in Hand machten wir uns auf zum Frühstück.

Doch dort war wenn möglich die Stimmung noch gedrückter und aufgeladener als am Vorabend.

Zielstrebig und ohne einen Blick auf die hohe Tafel zu werfen, führte mich Kieran quer durch die Halle zu einem Platz etwa mittig des langen Tisches für die Burgbewohner. Er rückte mir noch den Stuhl zurecht, bevor er sich neben mich setzte und mir so mit seiner hohen Gestalt die Sicht auf die griesgrämige Ansammlung aus Donalds und die Familie der Mackinnons versperrte.

Allana - Das VersprechenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora