Kapitel 12

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Der Morgen graute viel zu früh, hatte ich gefühlt doch erst vor einem Wimpernschlag meine Augen geschlossen.

Vollkommen ermattet beobachtete ich die Glut des heruntergebrannten Feuers, wie das sengende Gelb in ein immer dunkleres Orange überging, um schließlich dunkelrot zu werden und in einer winzigen Rauchfahne zu erlöschen.

Doch an eine weitere Runde Schlaf zu denken, war ein sinnloses Unterfangen.

Der Laird wollte früh aufbrechen und mein Verstand hatte schon seine Tätigkeit aufgenommen und ließ mich nicht mehr ruhen.

Als ich mich mit steifen Gliedern aufzusetzen versuchte, bemerkte ich, dass ich nicht die Einzige war, die zu so früher Stunde dem Schlummer entglitten war.

Ian saß aufrecht mit dem Rücken an die Wand gelehnt da, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und widmete der Tür besondere Aufmerksamkeit.

Ebenfalls schon munter war Rory, der sich gerade die Stiefel anzog und dann auf leisen Sohlen durchs Zimmer schlich.

Neugierig verfolgte ich, wie er sich seinen nun wieder größtenteils trockenen Umhang von der Wäscheleine nahm und die Türe zuschnitt.

Als er an mir vorbeikam, zupfte ich leicht an seinem Umhang, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.

Lächelnd erwiderte ich seinen fragenden Blick und flüsterte: "Dürfte ich Euch begleiten?"

Überrascht blickte er mich an, zuckte jedoch im nächsten Moment mit den Schultern und nickte einmal kurz.

Dieser junge Mann war ein Meister der nonverbalen Konversation!

Zufrieden grinsend hauchte ich ein "Dankeschön", brachte meine Decke zurück zum Bett und pflückte meinen Umhang ebenfalls von der Wäscheleine.

Glücklich seufzend hüllte ich mich in das dicke Material ein und war froh, dass er über Nacht so gut getrocknet war.

Flüchtig bedachte ich Ian noch mit einem geflüsterten "Guten Morgen", bevor ich vor Rory, der mir ganz wohlerzogen die Tür aufhielt, hinaushuschte.

Das obere Geschoss lag in friedlicher Stille vor uns, nur das leise Ächzen der Holzdielen unter unseren Füßen war zu hören.

Als wir am Gastraum vorbeischlichen, waren Geräusche eifrigen Treibens aus der Küche zu vernehmen.

Tief die frische, feuchte Luft einatmend, trat ich ins wolkenverhangene Freie.

Die hellgraue Himmelsbedeckung sah nicht mehr so bedrohlich aus wie gestern, aber vermittelte auch alles andere als Gemütlichkeit.

Hinzu kam eine frische Brise, die sanft durch die Blätter der Bäume rauschte.

Meinen Umhang enger um mich ziehend, folgte ich Rory zu den Stallungen.

Sachte öffnete er die Tür zur Unterkunft der Tiere und sofort schlug mir der Geruch von Heu und Pferd entgegen.

Mit bedächtigen Schritten, um die Tiere nicht zu erschrecken, näherten wir uns unseren Reitgefährten.

Leise summend begutachtete Rory die Pferde und stellte sicher, dass alle zu trinken und zu fressen hatten.

Währenddessen trat ich zu meiner wunderschönen, gutmütigen Leish, die mich mit einem leisen Schnauben begrüßte, als ich ihr über den Kopf strich.

Ich hatte herausgefunden, dass sie es besonders gern hatte, wenn ich sie eine Hand breit hinter ihrem linken Ohr kraulte. Ihre Augen wurden jedes Mal ganz klein und sie senkte ihren Kopf, damit ich diese Stelle besser erreichen konnte.

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now