Kapitel 21

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Ein leises Klopfen riss uns aus unserem Gespräch und wir verfolgten wie ein junger Bursche nach der Aufforderung der Lairdess die Tür öffnete, allerdings keinen Fuß über die Schwelle setzte.

Sich räuspernd fing er an zu sprechen: "Lairdess, Lady Allana, der Laird möchte Euch sprechen und erwartet Euch in seinem Arbeitszimmer." 


Der folgende Weg kam mir wie der sprichwörtliche Gang zum Schafott vor. Viel zu bald kamen wir an einer schweren, schmiedeeisernen verzierten Holztür an, die uns der Bursche zuvorkommend öffnete. Mit angespannter Haltung und gestrafften Schultern betrat ich den großzügigen Raum.

Gegenüber dem Kamin mit zahlreichen Sitzgelegenheiten in Form von Sesseln und mit Polstern bezogenen Bänken stand ein massiver Schreibtisch. Was jedoch meine Aufmerksamkeit fesselte, waren nicht die handvoll Menschen, die diesen umringten, sondern die sich bis zur Decke erstreckenden Regale gefüllt mit Büchern.

Tief atmete ich ein, einerseits um mich zu beruhigen, andererseits in der Hoffnung den vertrauten und angenehmen Geruch der in Leder und Holz gekleideten Werke zu erhaschen. Mit flinken Schritten eilte die zierliche Lairdess auf ihren Mann zu, der sich von seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch erhob und seine Frau behutsam in die Arme schloss.

Wie liebevoll der Laird mit seiner Ehefrau umging, ließ ein leises Lächeln auf meinen Lippen erscheinen. Doch die ernsten Mienen und erwartungsvolle Haltung der übrigen Anwesenden einschließlich Cameron und seiner frisch angetrauten Ehefrau, ernüchterte mich im nächsten Augenblick.

Sich von seiner Frau lösend, schenkte mir Laird Mackinnon ein aufmunterndes, aber ernstes Lächeln und deutet mit ausladender Geste auf einen Stuhl direkt vor seinem Schreibtisch und sagte: "Vielen Dank für Euer Kommen, Lady Allana. Wir haben einiges zu besprechen bezüglich der derzeitigen Situation. Bitte setzt Euch."

Da ich nicht wusste, was mir die nächsten Stunden bescheren würden, war ich äußerst erleichtert über eine Sitzgelegenheit. Das bisschen Stolz und Haltung, die mir noch geblieben waren, wollte ich nicht zunichtemachen, indem es mich bei dem Kommenden unter Umständen sehr unsanft von den Füßen holen würde.

Bedauerlicherweise befand sich der Stuhl jedoch direkt neben dem neuesten Familienzuwachs der Mackinnons. Ich ignorierte geflissentlich die verkniffenen Blicke von Fiona und schenkte meine ganze Aufmerksamkeit dem Laird, der zusammen mit seiner Frau im Arm neben Mr. Grier und ein paar anderen Herren immer noch hinter seinem Schreibtisch stand.

"Vielen Dank, Laird Mackinnon" erwiderte ich und faltete meine Hände auf dem Schoß, um deren Zittern zu verbergen.

Ich machte mir keinerlei Illusionen. Dieses Gespräch würde hart werden und entschied nicht nur über meine Zukunft, sondern auch über die Zukunft des Clans.

Kurz schloss der Laird der Augen. Als er diese wieder öffnete, konnte ich in ihnen nur Stärke und Entschlossenheit lesen. Er war jedoch etwas zögerlich, als wisse er nicht recht, wie er die Dinge ansprechen sollte.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte: "Laird Mackinnon, bitte verzeiht mir, wenn ich offen mir Euch rede. Doch ich bevorzuge es, die Dinge direkt anzusprechen. Bitte nehmt also kein Blatt vor den Mund, sondern teilt mir mit, was Ihr besprochen habt und wie Eure Pläne aussehen."

Anerkennung blitzte in den Augen des Clanführers auf und mit einem nicken begann er seine Erläuterungen: "Nun gut, Lady Allana, so sei es. Da das Handelsbündnis mit Eurem Vater eine wichtige und stetige Einnahmequelle für unseren Clan ist, wollten wir dieses mit Eurer Heirat mit meinem ältesten Sohn festigen. Da dies nun nicht mehr durch die Eheschließung mit meinem Sohn Cameron möglich ist, haben wir nach Alternativen gesucht, das Versprechen, dass Euer Vater und ich uns vor all den Jahren gegeben haben, doch noch zu erfüllen. Ich bedauere sehr wie Eure Ankunft in meinem Heim vonstattengegangen ist und entschuldige mich in aller Form dafür, sollte diese doch ein freudiger Anlass für den Clan sein. Durch den scharfen Verstand unseres Anwalts Mr. Grier scheinen wir jedoch eine Lösung gefunden zu haben, wie wir das Versprechen dennoch erfüllen können und das Handelsbündnis somit nicht verlieren."

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now