Kapitel 8

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Verschlafen kuschelte ich mich noch ein wenig tiefer in meine Decken.

Auch wenn es tagsüber angenehm warm wurde, war man in der Früh über eine weitere Schicht froh.

Langsam öffnete ich meine Augen, die noch schwer vom Schlafen waren, ließ sie mit einem Seufzen jedoch wieder zufallen.

Nach und nach kam die vage Erinnerung an das Gespräch der Schotten von gestern Abend zurück.

Die Meinung der drei Rüpel zu meiner Person hatte mich nicht überrascht, hingegen wie viel der Laird tatsächlich gesehen hatte und Rorys Meinung versetzten mich in Erstaunen.

Bei diesen Überlegungen erwachte mein Verstand nun vollständig, sodass an eine weitere Runde Schlaf nicht zu denken war.

Also konnte ich auch jetzt in den Tag starten.

Mich langsam aufrichtend und aus meinen Decken schälend, betrachtete ich das in Ruhe vor mir liegende Lager.

Rory, der gestern für die letzte Wache eingeteilt wurde, saß am heruntergebrannten Feuer und beobachtete ganz pflichtbewusst unsere Umgebung.

Als er gewahr wurde, dass ich aus meinem Schlummer erwacht war, nickte er mir einmal kurz zu und ließ seinen Blick dann wieder konzentriert umherschweifen.

Diese Geste zauberte ein leichtes Lächeln auf meine Lippen.

Die beiden Brüder schienen schon ausgeflogen zu sein, denn ihre Schlafstellen waren leer genauso wie die Plätze von Kieran und dem Laird.

Nur Angus schlief noch selig schnarchend.

Also kämmte ich mir als erstes meine Haare und flocht sie zu einem einfachen Zopf, damit sie aufgeräumt waren und mir nicht lästig wurden.

Anschließend stand ich etwas widerwillig, mein warmes Lager verlassend, auf und strich mein zerknittertes Kleid glatt, bevor ich mir meinen fast leeren Trinkbeutel schnappte.

Als ich mich umdrehte und Richtung Bach ging, sah ich Kieran und den Laird in stiller Eintracht die Pferde versorgen.

Leise summend bürstete der Clanführer das Fell seines dunkelbraunen Hengst, während sein jüngeres Ebenbild den Tieren der Reihe nach Futter anbot.

Spielten sie hier ein Spiel mit mir?

War Kieran vielleicht doch mein Zukünftiger?

Wollte er mich möglicherweise, indem er mich über seine Identität im Unklaren ließ, einfach unvoreingenommen kennenlernen?

Aber wieso sollten sie diese Unannehmlichkeit auf sich nehmen?

Sie hatten dafür eine extrem unangenehme Situation mit meinem Vater erdulden müssen, als der Laird offenlegte, dass sein Sohn nicht mitgereist war und Angus hatte, ganz frei und in der Annahme, ich könne ihn nicht verstehen, von Cameron als meinem Zukünftigen gesprochen.

Kopfschüttelnd aufgrund der Hinfälligkeit meiner Überlegungen schritt ich leise Richtung Bach.

Begleitet von eifrigem Vogelgezwitscher und dem Summen der Insekten füllte ich meinen Trinkbeutel mit dem erfrischenden Nass und stillte meinen Durst.

Als ich in unser Lager zurückkehrte, waren wir wieder vollständig anwesend und machten uns gleich daran zu frühstücken, damit wir zeitnah unsere Reise fortsetzten konnten.

Aus dem Augenwinkel nahm ich immer wieder wahr, wie Angus mir verstohlene Blicke zuwarf.

Vielleicht versuchte er immer noch etwas typisch Schottisches an mir zu entdecken.

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now