VI.

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Manchmal bist du glücklich,
manchmal ganz allein.
Und manchmal bebt dein Herz
vor Leben in deiner Brust.
Aber immer bist du du.
Du für immer du.

Ich starrte auf den grellen Display meines Handys, unschlüssig, was darauf folgen wird. Milde Luft wehte mir ins Gesicht und wieder einmal war ich froh mich doch für die Wohnung entschieden zu haben. Der Balkon war mit das Erste, was mir aufgefallen war und hatte mich schließlich auch vom Rest überzeugt.

Seit ein paar Tagen verschlug es mich immer wieder abends nach draußen, jetzt wo ich auf einmal wieder so viel Zeit alleine für mich hatte. Nicht, dass mir das, was ausmachte. Ich las für mein Leben gern und war auch sonst eher der ruhigere Typ. Ich war froh, wenn ich mich nicht ständig um andere sorgen musste und mir blieb genug Essen übrig, nachdem Jon sich jetzt wohl wieder sein Fast Food reinzog. Tja, sein Pech. Redete ich mir auf jeden Fall ein.

Ich versuchte mir das leise Zwitschern der Vögel vorzustellen und das sanfte Wehen des Windes, das mich zuhause so oft beruhigt hatte. Dennoch dröhnte der Lärm von tausenden von Autos, Bussen, Menschen, Zügen, noch mehr Menschen und Autos zu mir herauf auf den Balkon und wieder einmal fühlte ich mich bestätigt, was für eine bescheuerte Idee es war, zu glauben, ich wäre für all das hier geschaffen.

Frustriert stöhnte ich auf.

Einsamkeit überflutete mich und unwillkürlich blickte ich in den Nachthimmel hinauf. Keine Sterne. Nur dunkle Schwärze, die meiner Stimmung glich. Wenigstens der Himmel und ich sind uns einig, dachte ich mir.

Ich wünschte Anna wäre nicht zu sich nach Hause gefahren, dann hätten wir jetzt was zusammen essen gehen können und ich säße nicht mutterseelen alleine in einer Wohnung, die ich noch immer nicht als Zuhause ansehen konnte.

Ich lehnte mich in meiner Liege zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte.

Plötzlich musste ich an Jo denken. An unser kurzes Gespräch unter demselben dunklen Himmel, das ihn für kurze Zeit etwas heller zu leuchten machte und dachte, dass ich doch nicht ganz alleine war.

Nein. Nein. Nein.

Das war alles nur eine Nebenwirkung, rief ich mir schnell ins Gedächtnis. Jon hatte mich verloren, so wie ich ihn verloren hatte. Mein Herz sehnte sich nach Ablenkung. Das war alles.

Und doch dachte ich öfter als mir lieb war an die dunklen Augen des Fremden, in denen sich die Sterne spiegelten. Offensichtlich hatte mein Herz nichts aus der Sache mit Jon gelernt.
Mein Kopf verabschiedete sich währenddessen zur Reise ins Kloster und sagte all den männlichen Wesen auf diesem Planeten Goodbye. Das letzte, was ich brauchte, war ein Jon 2.0. Adios Amigos, war schön euch kennengelernt zu haben.

Drei Wochen lag die Nacht nun schon zurück und doch kam es mir wie gestern vor. Ich ertappte mich dabei, wie mein Finger zu seinem Kontakt scrollte und las die drei Buchstaben. Ruf mich an. Ein kleines Lächeln schlich sich bei dem Gedanken an seine Worte auf meine Lippen, doch schnell kam ich mir albern vor.

Ich wusste, dass das alles nur ein Spiel war. Er spielte mit mir, steckte mich in eine fremde Rolle eines Mädchens, das ich nicht war und ich spielte mit, um dem harten Leben für kurze Zeit zu entkommen.
Aber nachdem ich die Tür zwischen  ihm und mir geschlossen hatte, war ich wieder Lizz und fast war mir unser...was war es eigentlich? Gespräch? Flirten?

Unsere Aufführung war mir peinlich. Punkt.
Ganz zu schweigen von meiner kleinen Showeinlage bei unserem ersten Aufeinandertreffen.
Wer weiß, was danach folgen würde.

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