VIII.

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Ist es um uns so dunkel
oder ist das die Dunkelheit in mir?
Bin ich gefangen oder frei wie ein Tier?
Bist du der Stern in der Dunkelheit oder der Funke,
der leise verglimmt?

"Meine Geschichte?", stammelte ich überrascht. Nicht sicher, was er hören wollte. Was ich sagen wollte.

"Ja."

Meine Geschichte, überlegte ich also. Tja, naja, was sollte ich sagen? Meine Geschichte hatte nicht gerade viel Potenzial andere zu begeistern. Wenn ich so recht überlegte, war sie sogar ziemlich das Letzte, was in seinen Augen halbwegs spektakulär klingen würde. Meine Geschichte passte nicht zu unserer Geschichte.

Also sagte ich lahm:"Meine Geschichte ist ziemlich unspektakulär."

Ziemlich armselig, wie ich fand. Unbehaglich ruschte ich auf dem Sitz herum und schaute aus dem Fenster, um die Röte auf meinem Gesicht vor ihm zu verbergen. Mein Gott, was musste er inzwischen von mir denken? Aber so war ich nun mal.

"Unspektakulär?", wiederholte er langsam meine Worte, doch ich blieb still. Sollte er sich ruhig über mich lustig machen, sagte ich mir. Ich würde mich nicht verstellen.

"Ich glaube nicht, dass du dein bisheriges Leben als unspektakulär bezeichnen dürftest", versuchte er es erneut, aber ich blickte starr aus dem Fenster, während wir immer schneller die Straße hinunter sausten.

Das Ganze wurde mir zu persönlich. Ich wollte nicht über meine Vergangenheit reden. Nicht über meine Zukunft. Nicht mit ihm. Ich wollte einfach nur sein. Neben den Sternen, ein Körper im Universum.

"Ach komm schon, Lizz", ungläubig lachte er auf und sah mich kopfschüttelnd an. "Du willst mir doch nicht weiß machen, dass du dein Leben als langweilig bezeichnen würdest? Jeder hat Höhen und Tiefen."

Mit einem Blick in den Rückspiegel fädelte er sich auf die Hauptstraße ein und gab Gas.

"Na gut. Dann wüsste ich eben nichts, was spektakulär für dich wäre", ich zuckte mit den Schultern und wurde in den Sitz gepresst.

Meine Stimme klang trotzig und seine Mundwinkel zuckten leicht, als er mich beobachtete. Und beobachtete. Wieso sah er mich so an? Seine Kappe rutschte tiefer. Hatte ich etwas im Gesicht?

"Schau auf die verdammt Fahrbahn! Sonst wird meine Geschichte gleich noch mit zu Ende gehen!", zischte ich ihn an, obwohl die Fahrbahn längst leer wurde und da waren sie wieder, meine negativen Facetten.

Bye, bye, gutes Benehmen.

Anstatt meiner Aufforderung nachzukommen, grinste er mich selbstgefällig an und zog eine Braue hoch.

"Ich warte nur", unschuldig blickte er mich mit seinen dunklen Augen an, während die Lichter an uns vorbeirauschten. Mir fehlten die Worte.

Mit einem kurzen Blick auf die Fahrbahn stieg Panik in mir auf. Er musste komplett verrückt geworden sein. Wir fuhren mittlerweile so schnell, dass der Wind nur so meine Haare ins Gesicht klatschte und die Welt zu einem einzigen Rauschen wurde.

Das Einzige, was ich wollte, war heil anzukommen.

"Ich bin 18, okay?", sprudelte es aus mir heraus, während ich hektisch versuchte meine Haare festzuhalten und sein Blick galt allein wieder der Fahrbahn, als er merkte, dass ich meinen Part sprach.

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