XI.

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Es war klar,
so klar wie das Licht der Sterne.
Und da wusste ich es.
Ich bin ein Stern
und dass ich das niemals wieder  vergess.

Ich atmete tief ein. Tief aus. Und in die Welt hinaus. Er hielt mich, seine Locken voller Bewegung und doch regungslos. In diesen Millisekunden waren wir wirklich zwei Körper im Universum. Völlig verschieden und doch gleich aus Zellen und mittendrin, in uns, unsere Sterne.

Mein Gesicht presste sich feucht gegen seine Brust und zerknitterte sein T-Shirt. Ich saß da wie ein verdammter Schlosshund und heulte noch erbärmlicher, aber es tat gut.

Jede einzelne Träne hatte es verdient geweint zu werden und jedes einzelne Schluchzen löste ein wenig mehr den großen Klumpen in meinem Hals.

Nach einer Weile zog ich mich aus seinen Armen und schüchtern begegnete ich seinen strahlenden Augen. Was dachte er?

Meine Stimme klang nach zerbrochenen Sternen. "Danke."

"Für was?" Er sagte es so ernst, dass jedes Klischee in der Luft zerging und ich nach Worten suchen musste.

"Für...", ich holte mit meinen Armen aus. "Für die Momente, in denen ich die Welt durch andere Augen sehen kann."

Ich sah ihn an. In seine Augen. Voller heller Sterne im Kontrast zu seiner braunen Haut.

"Dafür, dass du unseren Stift nicht beiseite gelegt hast und mich in neue Kapitel mitziehst."

Unsicher zuckte ich mit den Schultern und lächelte Jo an. Die Worte kamen ganz unbewusst, ohne viele Gedanken.

Ich wurde rot.
"Klang das jetzt zu kitschig?"

Ich wollte nicht, dass er dachte, dass er zu meinem Stern in meinem Universum geworden war. Er blieb Jo. Ein junger Mann. Und ich war Lizz, ein Mädchen, das ihr Herz finden musste.

"Nein, aber es klang echt." Ein Lippen umspielte seine Lippen und leuchtete mir entgegen.

Unsere Augen verhakten sich. Rasteten ineinander ein, ohne sich zu berühren. Wahnsinn, das Leben ist verrückt, dachte ich mir. Wir können wirklich Rollen spielen, von denen ich dachte, dass es sie nur in Büchern gibt.

Es änderte sich nichts und doch passierte so viel. Und dann kam der Moment. Der Moment, bei dem in Filmen, Sternschnuppen vom Himmel fielen, die Erde sich beschleunigte und man selbst still stand.

Es war der Moment, bei dem er zum ersten Mal bewusst seine Augen schweifen ließ. Oder spielten meine Gedanke gerade selbst verrückt?

Zentimeter um Zentimeter auf einer Reise, die ich nicht mit ihm gehen konnte. Ich wusste es von der Sekunde an, als er mir noch in die Augen sah, bis zur anderen, in der sein Blick auf meine Lippen gerichtet war.

Verdammt.

Ich konnte auf diese Reise nicht mitgehen. Es war, als stünde ich am Bahnhof mit dem Wissen, dass ich den Zug nur für eine kleine Zeit betrachten konnte.

Und da war mir plötzlich alles klar. Ich atmete hörbar aus.

"Ich muss dir was sagen Jo und ich will, dass du mir zuhörst."

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