Kapitel 9

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Die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Himmel in zarte gold und rosa Töne. Das Schloss lag noch in völliger Ruhe. Die Wiesen glitzerten von dem Tau und es war kein Laut zu hören. Selbst die Tiere schienen den Atem anzuhalten. Vor den Toren stand eine einsame Gestalt. Ihr Umhang flatterte leicht im Wind und ihr dunkles Haar bewegte sich. Mit einem Finger strich sie es zurück hinter das Ohr, sich bewusst, dass dies nicht für lange Zeit halten würde.

Regina beobachtete andächtig den wunderschönen Sonnenaufgang. In Storybrook hatte sie das auch oft getan. Sie war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen, hatte nie viel davon gehalten lange im Bett zu liegen, wenn es doch viele relevante Dinge gab, die man erledigen musste. ‚Oder, wenn man unbemerkt zu seiner Gruft musste oder andere böse Dinge tat, die niemand bemerken durfte', fügte sie schmunzelnd in Gedanken hinzu.

Die böse Königin, die mittlerweile nicht mehr wirklich böse war, schaffte es, sich von dem wundervollen Anblick zu lösen. Sie hatte schließlich eine Aufgabe zu erledigen und wenn sie sich jetzt nicht ein bisschen beeilte, würde das Sonnenblut heute nichts mehr werden.

Bei Sonnenblut handelte es sich um ein nicht wirklich magisches Substrat, welchem man erst durch einen Spruch Magie einhauchen konnte. Wie der Name schon sagte, brauchte man dafür lediglich Sonnenlicht und Blut. Und die eben erwähnte Formel.

Aus ihrer Tasche zog Regina ein Gläschen mit einem Korkverschluss und ein Messer. Das Messer glänzte in der aufgehenden Sonne und reflektierte die Strahlen. Vorsichtig entkorkte Regina das Glas und ließ den Verschluss wieder in ihrer Tasche verschwinden. Sie griff das Gläschen mit ihrer linken Hand, legte aber den Zeigefinger an den Rand der Öffnung. Schnell und mit geübtem Blick zog sie das Messer über ihre Fingerkuppe.

Den leichten Schmerz nahm sie nicht wahr, er war nichts im Vergleich zu den Höllenqualen, die sie im Verlauf ihres Lebens erlitten hatte. Das Blut tropfte in das Gefäß und Regina wartete eine Weile, bis der Boden des Gläschens bedeckt war. Dann zog sie ihren Indexfinger zurück und ließ den Schnitt durch einen Schwall Magie verschwinden.

Zufrieden betrachtete sie die rote Flüssigkeit. Mit der einen Hand hob sie das Gefäß in die Höhe, sodass das Sonnenlicht genau auf das Blut fiel und das Glas in regenbogenfarben schillerte. Dann murmelte Regina den Spruch und durch ihre Hand floss eine violette Welle Magie in das Gefäß und das darin enthaltene Blut wurde unter der Einwirkung der Sonne und der Magie zu einer klaren orangefarbenen Lösung.

Beglückt durch den Erflog schlug Regina den Weg zum Schloss ein, nachdem sie das Gläschen wieder ordentlich verschlossen und in ihrer Tasche verstaut hatte. Kurz vor den Toren des Schlosses, entschied Regina, dass sie nicht das verlangen verspürte, vor ihrer Abreise nochmal ihr Zimmer zu betreten und sie deswegen auch einfach auf einer der Bänke im Innenhof auf die anderen warten konnte.

Regina hatte, bevor sie zu dem Hügel aufgebrochen war, Snow im Foyer getroffen, die wohl ebenso wie sie vor Aufregung nicht schlafen konnte. Die beiden Frauen hatten sich auf eine Uhrzeit für ihre Abreise geeinigt und Regina fand, dass sie die paar Stunden bis dahin auch draußen verbringen konnte.

Als sie sich gerade auf eine der Bänke setzte, fiel der Dunkelhaarigen ein, dass sich das Serum und das Nachtschattenkraut noch in ihren Gemächern befanden. Frustriert seufzte die Königin auf und machte sich dann lustlos auf den Weg.

In ihren Gemächern angekommen, schnappte sich die Königin die beiden Sachen und schaute sich in den Räumlichkeiten um. Nein, sie würde das hier nicht vermissen. Höchstens die Zuflucht vor ihrem Leben in Storybrook, die sie in dieser Welt hier fand. Aber Regina freute sich auf den Komfort, der sie in der modernen Welt erwarten würde. Elektrizität, ihr Auto und Bäder mit Duschen waren nur ein paar Beispiele dafür. Ihr Blick fiel wehmütig auf ihren Kleiderschrank. ‚Schade nur um die schönen Kleider, aber in Storybrook kann ich die ohnehin nicht tragen'.

Mission Happy End - Outlawqueen FanfiktionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt