19 Höhlenforscherin Yuna

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Eine halbe Stunde lang irrte Yuna am Fusse des Berges umher, bis sie endlich eine Höhle entdeckte, die wenigstens so gross war, dass sie aufrecht darin stehen konnte. Sie marschierte einmal der Felswand entlang, doch sie gelangte wieder zum Eingang.

Mann, diese Höhlen sind vielleicht nervig.

»Ja. Es wäre einfacher, wenn ein grosses Schild auf die richtige Höhle hinweisen würde.«

Wirklich.

Schnaubend verliess sie die Höhle wieder und wanderte weiter. Die Vegetation bestand noch immer aus Bäumen und dichten Büschen. Yuna sah den Berg hoch. Noch einige hundert Meter waren mit Wald bedeckt, ehe die Bäume spärlicher wurde, bis die Landschaft sich mehrheitlich aus Stein zusammensetzte.

Wir könnten hier stundenlang herumirren, ohne die richtige Höhle zu finden. Es muss eine andere Lösung geben.

»Wenn dir irgendetwas einfällt, dann lass es mich wissen.«

Ich dachte, du seist der Schlaue von uns beiden. Jedenfalls spielst du dich gern als solcher auf.

»Ich kann auch nichts dafür, dass du mit einer derart unterentwickelten Intelligenz gesegnet wurdest.«

Nimm das zurück.

»Wie immer hast du nichts gegen mich in der Hand.«

Yuna blieb stehen und knurrte. Provozier mich doch.

»Von mir aus kannst du den ganzen Tag hier herumstehen. Ich kann mich genügend beschäftigen.«

Wahrscheinlich wäre sie tatsächlich einiges vor ihm dermassen gelangweilt gewesen, dass sie freiwillig nach der dämlichen Höhle gesucht hätte. Langfristig benötigte sie ein Druckmittel, damit sie solche Dispute mit ihrem Oni im Keim ersticken konnte. Er benötigte zwar frische Seelenenergie um zu überleben, aber die Mangelerscheinungen setzten Yuna sehr viel härter zu, bevor es dem Oni schlecht ging. Sie seufzte und ging weiter.

»Gutes Kind.«

Du bist eine Nervensäge.

Das Plätschern eines Baches drang an ihr Gehör.

Ich bin am verdursten.

Innert weniger Minuten konnte sie den Bach ausfindig machen und ging daneben in die Hocke. Sie nahm die leere Sake-Flasche, zog den Korken ab und hielt sie so in das Wasser, dass etwas davon in die Flasche floss. Dann trank sie einen grossen Schluck, wobei sie erst bergab schaute, und dann bergauf.

»Ich hätte da so eine Idee.«

Lass mich von selbst drauf kommen.

»Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«

Du traust mir ja etwas zu. Sie erhob sich und marschierte dem Bach entlang – bergwärts.

»Anscheinend haben wir tatsächlich an dasselbe gedacht.«

Ich bezweifle, dass Kappa nicht im Wasser geboren werden. Und das Wasser aus der Stätte seiner Geburt soll Benjiro seine Kraft zurückgeben.

»Schon, aber wenn dieser Bach von dort stammen würde, müsste dieses Wasser bereits ausreichen.«

Du denkst er hat uns bloss zum Spass in die Höhle geschickt?

»Ich würde ja die Schultern zucken, aber ich habe keine.«

Yuna lachte und zuckte mit ihren eigenen Schultern. Da.

»Danke.«


Ein japanisches SommermärchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt