30 Strategiewechsel

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Yuna landete auf der Strasse und rutschte noch ein Stück, ehe sie stoppte. Sie wischte sich den Schweiss von der Stirn, während sie wieder zu Atem kam. Zwecklos.

»Oh, du hast es auch schon bemerkt. Schön.«

Sei doch still. Du bist mir keine Hilfe.

»Ohne mich wärst du schon lange am Ende.«

Bla bla. Das hilft jetzt nicht. Sie rannte in Deckung und atmete tief ein.

»Wo versteckst du dich, Göre?« Niboris Stimme hallte durch die Strassen. Ein lautes Krachen erklang, worauf ein Kleinwagen seitwärts durch eine Parallelstrasse rollte. »Irgendwie ist es ganz unterhaltsam dich zu jagen.« Der Boden erzitterte, als der Wani sich auf dem Land fortbewegte. Er brach irgendetwas auf, worauf mehrstimmige Schreie erklangen.

»Scheisse...«, hauchte Yuna. Es sind noch immer Menschen im Dorf. Sie sprang hoch und zog sich über den Dachrand des nächsten Hauses. Sie konnte Nibori sehen, der ein Hausdach angehoben hatte und gerade seine Schnauze in das Haus stecken wollte. »HAAA!«, schrie sie, sprintete über das Dach und sprang den Wani an. Sie rammte ihr rechtes Knie mit voller Wucht auf sein Ohr.

Mit einem ohrenbetäubenden Brüllen riss er seinen Kopf hoch, worauf das Hausdach zur Seite kippte und auf der Strasse zerschmetterte. Er schwang sein Haupt hin und her. »Du bist wirklich nervtötend!«

Yuna huschte durch die Schatten, wobei sie darauf achtete, dass der Wani sie nicht sehen konnte. Sie bog um die nächste Ecke und rannte beinahe in eine Ningyo, die sich gerade an einer Toten gütlich tat. Die Jägerin stockte. Sie wusste, dass es fast unmöglich war jeden zu retten, aber sie betrachtete es als persönliches Versagen, dass diese Frau sterben musste. »Weg da!«, schrie sie und stürmte auf die Ningyo zu – das Schwert hebend.

Die Meerjungfrau wälzte sich herum und glotzte sie mit blutverschmiertem Maul an. Sie riss es auf und zeigte ihre spitzen Zähne, ehe sie los kreischte.

Das Bokutō traf sie seitlich am Kopf. Die Ningyo wurde vom Boden gerissen und gegen das nächste Haus geklatscht, wo sie auf die Strasse plumpste.

Mit einem Blick versicherte sich Yuna, dass der Frau wirklich nicht mehr geholfen werden konnte, dann stampfte sie auf die wimmernde Ningyo zu. »Du Scheissvieh. Das war dein letztes Opfer.«

Die Strasse verdunkelte sich, da Nibori seinen Kopf darüber hob. »Da bist du also.«

Hastig suchte Yuna nach einem Ausweg, als sich eine Welle aus Niboris Mund ergoss und alles auf der Strasse mit riss. Bevor das Wasser sie erreichte, sprang Yuna wieder auf die Dächer hoch und floh vor dem Wani.

»Du kannst mir nicht entkommen!« Das Wasser wechselte den Kurs und folgte Yuna – sich langsam zu einer Welle aufrichtend, welche die Häuser überragte.

Die Jägerin rannte so schnell sie konnte, sprang von Hausdach zu Hausdach und steuerte die Wälder an. Doch dann entdeckte sie Ayumi auf der Strasse – genau in ihrer Laufrichtung. Scheisse!

Ayumi hielt den Dreizack in ihren Händen und rannte auf sie zu. »Blue!« Dann bemerkte sie die Flutwelle, die auf sie zu rauschte und stoppte.

»LAUF!«, schrie Yuna und versuchte noch schneller zu rennen, aber langsam ging ihr die Puste aus. Dennoch – jetzt musste sie sich zusammenreissen, Ayumi retten und nachher Nibori mit dem Dreizack besiegen, sofern möglich. Die Oberschülerin warf einen Blick über ihre Schulter. Ayumi würde niemals rechtzeitig entkommen, ausser sie konnte die Welle weglocken. Sie schlug einen Hacken und sprang auf die Strasse, dann hetzte sie im rechten Winkel von ihrer Mitbewohnerin weg. Funktioniert es? Sie schaute zurück, doch die Welle änderte nicht ihren Kurs. Yuna stoppte und wirbelte herum. »AYUMI!«

Ein japanisches SommermärchenWhere stories live. Discover now