32 Der finale Schlagabtausch

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Der Kran des Fischkutters ragte über ihm auf. Sein Blick folgte dem Kranfuss hinab zum Ende des Armes, den Yuna mit beiden Armen umschlungen hielt.

»Unmöglich...«, hauchte Nibori.

Sie liess los und der Kran kippte nach vorne. Nibori wollte ausweichen, doch zwei Tentakel schossen aus dem Wasser und wickelten sich um seine Knöchel. Er konnte verhindern, dass er stolperte, doch der Kran schlug ihn nieder. Eine Druckwelle fegte alles, was nicht stark genug festgemacht war, durch die Strassen des Hafens. Der Knall des Aufschlags hallte über das Meer und bis in die Wälder hinaus.

Yuna stampfte schwer atmend und schwankend auf den Kran zu. »Das... das war... echt heftig...« Dann kippte sie vornüber und schlug auf dem Boden auf.

Emi sah zu Ushio auf. »Haben wir gewonnen?«

»Ich weiss es noch nicht. Wartet hier, Hime-sama. Ich werde es überprüfen.« Ein Kopfsprung brachte Ushio unter Wasser. Aus dem Augenwinkel sah sie Namiko und Rei, die in der Strömung trieben. Wahrscheinlich hatte sie der Angriff vorher erwischt, aber die Oni war zuversichtlich, dass sich die Ningyo erholen würde und das Menschen-Mädchen trug noch immer das verzauberte Gewand, welches Nibori alle seine Bräute anziehen liess, also konnte sie atmen.

Sie tauchte zum Pier und sprang dort aus dem Wasser an Land. Mit bedachten Schritten näherte sie sich dem Kran und inspizierte die Umgebung. Es würde einiges an Zeit und Renovationsarbeiten benötigen, um den Hafen wieder Instand zu setzen, aber dies war das Problem der Menschen. Sie suchte nach einem Anzeichen des Wani. Etwas streifte ihren Fuss, also sah sie zu Boden und entdeckte Wasser, welches zum Kran floss. »War ja klar...«

Im nächsten Moment erschütterte der Kran und wurde in die Höhe gehoben. Darunter tauchte Nibori, der den Kran anhob, in seiner Drachengestalt auf. Die Metallkonstruktion rutschte von seinem Rücken und krachte in die Überreste des Hauses. »WAGH!« Blutige Striemen überzogen seinen ganzen Körper und eines seiner Hinterbeine war unnatürlich verdreht. Der Drache atmete schwer, dann starrte er Ushio an. »Du elendes Miststück!« Er schnappte nach ihr, doch Ushio wurde zu Wasser und verteilte sich auf dem Pier. »Ich werde euch alle töten!« Er zog sich zum Meer.

»Habt Ihr nicht etwas vergessen?«

Nibori drehte den Kopf.

Ushio hielt den Dreizack in ihren Händen und grinste. »Es wird Zeit für unsere Revanche, Wani!«

Ein Knurren kam vom Drachen. Wasserstrahlen schossen aus dem Hafen auf die Oni zu, doch sie schickte alle zurück ins Meer. Dann erteilte sie ihren Befehl. Tentakeln aus Wasser hoben sich von der Wasseroberfläche ab und schlängelten auf den Wani zu.

»Ha. Das ich nicht lache.« Er schickte die Tentakel zurück, doch sie widersetzten sich seinem Befehl. Aus dem Augenwinkel bemerkte er das Leuchten des Gezeiten-Juwels. »Verdammt sollst du sein!« Die Tentakel umschlangen den Drachenkörper. Knurrend und fauchend setzte Nibori sich zur Wehr, doch er kam nicht gegen den Druck und die Kraft des Wassers an.

»Gebt auf, Wani.«

»Niemals!«, schrie Nibori. »Ich verdiene den Thron! Er gehört mir!«

»Jetzt nicht mehr.«

Der Druck auf den Drachenkörper wurde stärker und er schrie auf. Das Knacken von brechenden Knochen erfüllte die Luft und er wand sich, während die Tentakel sich enger um seinen Körper schlungen. »Gnade!«

»Ihr bettelt um Gnade? Ihr, der die Königin verraten habt? Ihr, der die guten Beziehungen zwischen Yōkai und Menschen zunichte gemacht habt? Ihr verdient keine Gnade!«, polterte Ushio.

»Royale Beschützerin, aufhören!«

Die Oni riss die Augen auf und sah zum Pier, wo Emi aus dem Wasser stieg. »Hime-sama... aber er verdient den Tod!«

Ein japanisches SommermärchenWhere stories live. Discover now