Eins

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Mein Daumen schwebt in der Luft. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Eine ganze Minute.
Wenn ich ihn nun senke und den Bildschirm berühre, werde ich mir selbst schaden. Erneut.
Doch ich tue es trotzdem.
Tipp.
Ein neues Bild wird angezeigt.
Er steht vor einem Spiegel. Seine Haare sind ordentlich nach oben gekämmt. So, wie immer.
Er sieht auf sein Handy hinab. Seine Kleidung schmiegt sich perfekt an seinen Körper. So, wie immer.
Er hält jemanden in seinem Arm. Seine Freundin lächelt ihn an. So, wie immer.
Ich sage mir, dass ich ihr dies gönne. Es bringt nichts, mir zu wünschen, dass sie ein weniger glückliches Leben führen sollte. Dazu habe ich kein Recht.
Ich habe kein Recht, über die Gefühle anderer Menschen zu bestimmen.
Viel mehr sollte ich mich um meine eigenen kümmern. Dafür sorgen, dass sie nicht außer Kontrolle geraten. Denn es geht zu weit.
Es ist nicht richtig, dass ich an ihn denke. Dass ich an ihn denke, obwohl ich weiß, dass er eine Freundin hat.
Eine Freundin, die ihn glücklich macht.
Und ist es nicht das, was ich ihm wünsche? Dass er glücklich ist?

GEDANKENFÄDENWhere stories live. Discover now