Kapitel 25

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In der restlichen Zeit des Tages hörte das Getuschel und Angestarre natürlich nicht auf.
Insbesondere in der Cafeteria hatte ich das Gefühl von tausend Blicken angehimmelt und gleichzeitig erdolchte zu werden.

Dadurch, dass ich in der Mittagspause auch noch zusammen mit Damon und den anderen „beliebten" Jungs an einen Tisch sitzen musste, wurde die Situation nicht besser.

Erst nachdem der Schultag endete und ich zu Tyler ins Auto gehechtet war und mich in den Sitz verkrümelt hatte, stieg meine Laune wieder einigermaßen an.

Wir rollten schließlich nach zwanzig Minuten Fahrt mit dem Auto auf den Hof und stiegen aus. Meine Eltern waren anscheinend schon wieder zurück den ihr Auto und der Pferdehänger war wieder an Ort und Stelle.

„Du hast hoffentlich das Wohnzimmer etwas aufgeräumt, bevor du zur Schule gegangen bist?", fragte ich Tyler, als wir beide vor der Hautür standen und er seinen Schlüssel heraus holte. „Ja, für wie blöd hältst du mich eigentlich?", hörte ich ihn empört fragen.

„Für manchmal sehr blöd", entgegnete ich nur und zog dann meine Schuhe aus, nachdem wir im Flur standen.

Danach lief ich raus auf die Terrasse, wo auch meine Eltern saßen.
„Hallo Schatz, wie war die Schule?", fragte meiner Mutter, als sie mich entdeckte.

„Gut. Wie war das Turnier? Welche Platzierungen habt ihr bekommen? Wie geht es den Pferden?", sprudelte es auch schon aus mir heraus.

„Mal langsam Prinzessin", entgegnete mein Vater nur lachend.
„Den Pferden geht es gut. Deine Mutter hat mit Amadeus den dritten Platz bei der S-Dressur belegt und Shadow hat mit mir den zweiten Platz Bein S-Springen und den ersten in der S-Dressur gewonnen"

„Respekt Dad", hörte man auf einmal Tyler rufen, der im nächsten Moment auch schon auf der Terrasse stand und unserem Vater auf die Schulter klopfte.

„Hat hier denn alles reibungslos funktioniert?", wollte nun meine Mutter wissen.

„Ja, alles hat funktioniert. Außerdem ist Tyler auch mal wieder geritten", antwortete ich mit einem Grinsen.

„Was Tyler hat sich auf ein Pferd gesetzt?", fragte mein Vater verwirrt und musterte seinen Sohn, als sei er krank.
„Ja, das stimmt um genauer zu sein auf Champion. Und um ehrlich zu sein dieses Pferd hat wirklich einen Knall", erwiderte er.

„Genau wie du", platzte es aus mir heraus, worauf ich nur einen ernsten Blick von meiner Mutter erhielt.

„Na, das ist doch schön, dass alles so gut geklappt hat", murmelte mein Vater mit einem Lächeln.

„Jap, aber ich muss jetzt los", mischte ich mich wieder ein und sprang von dem Sessel hoch auf den ich mich gesetzt hatte.
„Und wo hin?"

„Springtraining mit Smokey bei Victoria", entgegnete ich und blieb neben Tyler stehen, der sich an die Hauswand gelehnt hatte.

„Na dann viel Spaß dabei", entgegnete er, worauf ich mich bereits umdrehe.

Jedoch wurde ich nochmal von ihm abgehalten. „Ach und Izzy bevor ich es vergesse. Du hast da noch etwas Dreck am Hals. Wasch dir das bitte vorher ab, bevor du zum Training gehst", dann wandte er sich wieder seiner Zeitung zu.

„Eigentlich sind das...", fing Tyler schon an, aber ich konnte ihm noch rechtzeitig so hart auf den Fuß treten, dass er mit einem leisen Jaulen verstummte.

„Ja, mach ich", entgegnete ich schnell und rannte dann ins Haus in der Hoffnung, dass er sich meinen Hals nicht nochmal anschauen würde.

Ich sprintete so schnell es ging hoch in mein Zimmer und flitzte sofort in mein Bad.
Dort probierte ich die Flecken einigermaßen gut abzudecken, damit mein Vater nicht doch noch merkt, dass es überhaupt kein Dreck war.

Nachdem ich fertig war und die Flecken wirklich nicht mehr zusehen waren, rannte ich zurück in mein Zimmer und zog mir meine Reitklamotten an.

Anschließend sprintete ich runter und raus zu den Koppeln um Smokey zu holen, da ich schon etwas spät dran war.
Hoffentlich schaffte ich es noch pünktlich.

Ich putzte und sattelte ihn im Rekordtempo und ritt dann auf den Springplatz, wo Victoria schon anfing Stangen aufzubauen.
„Ah da bist du ja", hörte ich sie rufen und sah dann wie sie auf mich zu kam und Smokey etwas die Stirn krauelte.

„Na dann wollen wir mal nicht lange quatschen sondern gleich anfangen. Reit Smokey erstmal im Schritt und Trab an und dann mach die gleichen Übungen mit ihm, die du mit Fantastico gestern zum Warmreiten auch gemacht hast. Zumindest soweit wie er es zu lässt"
Ich nickte ihr einmal zu und ritt mein Pferd dann auf den Hufschlag.

Nachdem ich Smokey im Schritt warm geritten hatte, fing ich auch schon an zu traben und probierte die Warmreitübungen von gestern aus.
Erstaunlicherweise machte mein Pferd einigermaßen gut mit und ließ das tricksen heute sogar mal sein.

Danach wärmten wir ihn mit ein paar Sprüngen auf bis wir einen Parcour ritten und schließlich auf M angekommen waren.

„Das klappt ja super. Ich leg jetzt mal noch ein bisschen höher, sodass wir jetzt auf S sind. Probier es einfach mal", hörte ich Victoria zu mir rufen, worauf ich nickte.

Ich trabte und galoppiert Smokey schließlich an und sprang dann mit ihm über die Sprünge.
Die ersten zwei gingen noch, zwar sprang er nicht so weich wie Fantastico, aber er kam einigermaßen gut rüber.

Jedoch riss er die nächsten Sprüngen, was nicht nur mich durcheinander brachte sondern auch ihn.

Schließlich parierte ich ihn runter und ritt zu Victoria.
Nicht, dass er sich noch verletzte.

„Ich glaube daran müssen wir noch etwas arbeiten", murmelte ich, als ich vor ihr zu stehen kam.

„Ja, denke ich auch, aber das kriegen wir bestimmt gut hin. Zum einen da ihr beide die eigentlich größere Hürde schon überwunden habt, denn für die meisten Springreiter ist der Sprung von L auf M viel schwere als auf S. Also habt ihr beiden so gesehen das Schlimmste schon überstanden", sagte sie und kraulte Smokey den Schopf.

„Es fühlt sich trotzdem irgendwie an wie eine riesiger Sprung"

„Das ist es aber gar nicht. Aber vielleicht liegt es auch mehr am Kopf. Ihr beide seid ein sehr gut eingespieltes Team, was man auch daran merkt wie Smokey auf dich reagiert. Du warst vorhin bei den S-Sprüngen unsicher, was er natürlich gemerkt und sich auf ihn übertragen hat. Wir müssen daran arbeiten, dass ihr beide sicher werdet. Außerdem würden wir auch ab und zu ein paar Dressurübungen mit einbauen, damit er sich weiter hin auch angenehm reiten lässt. Das fördert auch die Flexibilität deines Pferdes und er wird dadurch weicher springen", erklärte sie mir.

„Wie lange denkst du dauert das", fragte ich sie nachdenklich.
„Das kommt ganz auf euch beide drauf an. Insbesondere auf dich denn du gibst das Tempo vor. Ihr könnt in ein paar Wochen schon die ersten S-Springen reiten oder ihr geht es langsam an. Am wichtigsten ist aber das du Geduld hast. Du bist nämlich nicht die einzige, die sich umstellen muss sondern auch Smokey. Wenn es für dich okay ist, würde ich mich auch ein paar mal raufsetzten und mit ihm trainieren. Dadurch lernt er auch unter verschieden Reiter zu gehen und wird vielleicht auch sicherer bei den Sprüngen und spielt sich auch nicht so auf eine Person ein"

„Ja, natürlich ist das okay", entgegnete ich lächelnd. „Danke Victoria, dass ist wirklich sehr nett von dir"

„Bitte, reit jetzt noch etwas ab. Wir machen fürs erste heute Schluss", murmelte sie und schenkte mir ein Lächeln.

„Ich muss jetzt leider los, weil ich gleich noch eine Unterrichtsstunde habe und mir noch einen Kaffee in der Reiterstube holen wollte", schob sie noch dazu, worauf ich nickte.
Dann verschwand sie auch schon vom Platz.

Ich ritt noch ein bisschen Schritt auf dem Viereck und versank dabei mal wieder total in meinen Gedanken.

Wie konnte Damon seiner Mutter bitte überhaupt nicht ähnlich sein?
Klar äußerlich besaßen sie schon Ähnlichkeiten, aber charakterlich ware sie einfach so verschieden.

Victoria konnte über aus nett sein und war mit ihrer freundlichen Art immer total motivierend, wohingegen Damon mit seinen ständigen Stimmungsschwankungen und seiner Arroganz ziemlich anstrengend war.

Nachdem ich eine Weile Schritt geritten war, brachte ich Smokey schließlich zurück zum Putzplatz und versorgte ihn noch.

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