30. Theo Clark

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Nach der schrecklichen Begegnung mit Nates Verwandtschaft hatte ich ihn dazu überreden können, einen Abstecher in den naheliegenden Parkt zu machen. Es war der größte und schönste Park in unserem kleinen Städtchen. Die Umgebung zierten nicht nur zahlreiche weitläufige, sattgrüne Wiesen, breite Gehwege, an denen im regelmäßigen Abstand Bäume standen und wunderbare Blumenbeete, die angepasst an die Jahreszeiten bepflanzt wurden. Im Park befand sich zudem ein kleiner, idyllischer See, an dem man es sich sowohl tagsüber als auch abends gemütlich machen konnte. Außerdem stieß man immer wieder auf kleine Imbissstände, an denen wahlweise ein Eis, Pommes oder Burger zu kaufen waren.

Nate hatte nach diesem harten Tag etwas Schönes verdient. Etwas, was ihn ablenkte und auf andere Gedanken brachte. Also traf ich für uns beide die Entscheidung, dass wir noch etwas unternehmen sollten. Der Park wäre der perfekte Ort, um auf andere Gedanken zu kommen.

Und ich hatte tatsächlich Recht. Sobald wir den Park betreten hatten, stieg Nates Stimmung.

Er staunte nicht schlecht, wie viele Menschen sich —auch noch am Abend— hier herumtrieben. Kein Wunder, dieser Park war die einzige wirkliche Attraktion, die Glennwood zu bieten hatte und Touristen oder Durchreisenden anlockte.

„Zwei Mal eine mittlere Portion Pommes, bitte.", lächelte ich dem Imbissverkäufer zu, der meine Bestellung mit einem zuvorkommenden Nicken entgegennahm, ehe er sich daran machte zwei Pappschälchen mit den länglichen Kartoffelprodukten zu füllen.

„Ich muss zugeben, der Park ist nicht schlecht.", resultierte Nate anerkennend, während er die Umgebung noch einmal begutachtete.

Zufrieden grinste ich: „Nicht schlecht? Wunderschön, wolltest du wohl sagen?!"

Nate brachte meine euphorische Überzeugung kurz zum Lachen, was mich wirklich erleichterte. Ich dachte echt, dass es länger dauern würde, um Nate auf andere —positive— Gedanken zu bringen.

„Die Pommes!", der Verkäufer mit dem kleinen roten Hut reichte uns die zwei Schälchen. Nate nahm beide entgegen: „Das macht dann sechs Euro."

Ich drückte ihm das Geld in die Hand, was ich schon aus meiner Tasche gezogen hatte und trat beiseite. Zu Nate. Dieser hielt mir eine Portion entgegen, die ich mit Freude ergriff. Ich hatte wirklich einen unsagbaren Hunger. Kein Wunder, mittlerweile musste es bestimmt schon siebzehn Uhr sein. Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Umgebung in ein orangenes, warmes Licht. Dennoch war es hell und warm genug, um den Abend draußen ausklingen lassen zu können. Ich liebte diese spätsommerlichen Abende einfach über alles.

„Lass es dir schmecken. Das sind die besten Pommes, die du in Glennwood bekommen kannst."

Kurz darauf steckte ich mir auch schon die erste Pommes in den Mund. Das war nicht gelogen. Für mein Empfinden waren das wirklich Pommes, die eine Auszeichnung verdient hatten. Kaum zu glauben, dass das nur frittierte und gewürzte Kartoffelstückchen waren.

Wieder entfloh Nate ein kaum hörbares, raues Auflachen: „Na Gott sei Dank, habe ich dich als Stadtführerin. Nicht auszumalen was passiert wäre, wenn du nicht da wärst. Dann hätte ich womöglich noch die zweit besten Pommes gegessen.", ironisch betroffen griff er sich an die Brust, indessen wir unseren Weg durch den Park wieder aufnahmen.

„Oder noch schlimmer: Die drittbesten.", gespielt entrüstet verzog ich mein Gesicht zu einer Grimasse, woraufhin Nates Mundwinkel noch breiter grinsten, während er genüsslich eine Pommes kaute.

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