39. Eine schlüpfrige Entdeckung

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Da weder Nate noch ich etwas mit dem Namen Quinn Davis anfangen konnten, war es unvermeidbar meine amateurhaften detektivischen Ermittlungen in der Firma von Nates Vater noch einen Tag länger durchzuführen.
Erst recht nachdem wir den Brief gelesen hatten, in dem angeklungen war, dass Mister Brown mutmaßlich eine Angestellte seiner Firma geschwängert hatte und diese daraufhin mittels Geld zu einer Abtreibung nötigen wollte. Manipulation, die beinahe als Epressung gelten würde. Und der absolute Beleg dafür, dass er tatsächlich dachte, dass sich jedes Problem dieser Welt mit Geld lösen ließ.

Also wenn das nichts Schockierendes war, wusste ich auch nicht.

Allerdings fehlten uns für eine angemessene Konfrontation mit Nates Vater die Hintergründe, Zusammenhänge und Beweise. Wir mussten gründlich recherchieren und uns mit den Anschuldigungen sicher sein, um irgendetwas erwirken zu könne.

Das Internet hatte gestern Abend einfach zu viele Ergebnisse ausgespuckt, als wir Quinn Davis gegoogelt hatten. Demzufolge war das schonmal eine Methodik, die ins Leere lief.

Also hatte ich beschlossen die Informationen, die wir benötigten, an der Quelle einzuholen: In der Brown-Company. Immerhin hielt ich mich dort nahezu jeden Nachmittag auf und war für das Eingeben von Akten zuständig. Es sollte ein Leichtes werden die Personalakte von Quinn Davis ausfindig zu machen, in der ich mir ihre Kontaktdaten erhoffte. Dann könnten wir uns mit ihr treffen und hätten einen Beweis, in Form einer Zeugin, für die Anschuldigungen, wodurch unser Druckmittel wesentlich wirkungsvoller werden würde. Insofern die Daten von damals noch mit der heutigen Datenlage übereinstimmten.

Heute wäre der perfekte Abend, um die Personalakten in Ruhe durchsehen zu können. Ich würde eine Stunde länger im Büro sein, als Nates Vater. Diese Zeitspanne müsste ich so effektiv nutzten wie möglich.

Gerade, als ich den Plan gedanklich noch einmal durchging, bemerkte ich wie Mister Brown aus seinem Büro eilte. Im Gehen zog er sein Sakko über das dunkle Hemd, indessen er seine lederne Schultertasche umwarf: „Dir dann ein schönes Wochenende, Louana.", verabschiedete er sich nebenbei.

Und noch ehe ich antworten konnte, war er auch schon aus dem Raum getreten und im Flur verschwunden.

Sollte mir recht sein.

Eigentlich wäre es ohnehin eine Lüge gewesen, wenn ich ihm ein schönes Wochenende gewünscht hätte.

Nach seinem Verlassen des Raums wartete ich noch fünf Minuten, in denen ich mich immer wieder umhörte und sporadisch zum Flur sah. Glücklicherweise waren die meisten an einem Freitag Abend bereits gegangen und es herrschte unheimliche Stille.

Nach der obligatorischen Wartezeit schob ich den Stuhl nach hinten und sprang auf. Ich drehte mich schnell zu den Aktenschränken hinter mir. Im Zuge der letzten Tage hatte ich das System des Schranks ausgiebig studiert, weil das schließlich zu meinen Aufgaben gehörte. Immerhin sollte ich die Akten Stück für Stück digitalisieren. Diese Tatsache kam mir nun zu gute,  da ich deshalb natürlich wusste, wo sich die Personalakten der früheren sowie jetzigen Angestellten befanden. Ich eilte zur rechten Seite des Schranks, an der sich drei große, kastenförmige Metallschubladen befanden, die bis oben hin mit Akten gefüllt waren: Alphabetisch geordnete Personalakten.

Zügig riss ich die oberste Schublade auf und ging die Ränder der Akten mit dem Finger durch, während dessen ich die Nachnamen überflog. Davis müsste eigentlich gleich in der ersten Schublade sein, da sich das D recht weit vorn im Alphabet befand.

Und ich behielt Recht. Binnen weniger Augenblicke war ich bei Davis angelangt, was mir ein triumphierendes Grinsen entlockte. Kurz darauf erstarb es allerdings wieder, da ich insgesamt drei Akten ausfindig machen konnte, die dem Nachnamen Davis trugen. Verfluchter Mist. Ausgerechnet den Nachnamen gab es drei Mal? Konnte doch nicht wahr sein.

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