Kapitel 25

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Marlon wartete nicht, bis Andalie aufwachte. Er fiel ihr um den Hals, den er mit seinen Armen unmöglich umfassen konnte. Auch als sie aufschreckte, ließ er sie nicht los.

»Ruhig, meine Schöne. Ich bin's«, flüsterte er und war erleichtert. Zwar hatte er nie geglaubt, dass ihr während seiner Abwesenheit etwas geschah, dennoch war er froh, nun in ihrer Nähe zu sein.

Sie lang am selben Platz wie immer. Beinahe so, als hoffte sie, Marlon kehrte hierher zurück. Er war so froh, sie hier vorzufinden. Immerhin hätte sie ihn für immer verlassen können.

Aber sie war hier und das löste ungebändigte Erleichterung in ihm aus. Er sog all die Düfte, ihre Gefühle und die Eindrücke in sich auf und war so unsagbar glücklich.

Wie hatte er je daran zweifeln können? Wie hatte er jemals behaupten können, eine Liebe zwischen Menschen sei mehr als das, was sie beide besaßen. Ihm wurde klar, dass es keine tiefere Bindung gab.

»Ist sie bei dir?«, zischte Andalie und blickte sich alarmiert um.

Marlon schüttelte mit breitem Grinsen den Kopf. »Sie ist Zuhause. Es tut mir leid, ich hätte sie nicht herbringen dürfen.« Er schmiegte sich enger an sie. Bisher war er Andalie noch nie so nah gekommen. Er wollte sie auf keinen Fall loslassen.

»Hättest du nicht«, stimmte sie ihm zu und ent-spannte sich etwas. Allerdings schien sie weiterhin beunruhigt. Das merkte Marlon an ihrem schnellen, drückenden Herzschlag. Ein fester Puls, der das Blut durch ihren Körper rauschen ließ. Er lauschte, wie ihr Herz pumpte. Das Geräusch beruhigte ihn. Es versicherte ihm, dass sie lebte.

»Warum bist du hier?« Andalie versuchte sanft, ihn abzuschütteln. Sie drückte ihn mit dem Kopf weg, er ließ jedoch nicht locker. Diese Nähe, die so vertraut und richtig wirkte, wollte er keinesfalls verlieren. Noch nicht jetzt.

»Ich wollte bei dir sein.« Marlon wusste, dass er die Wahrheit sagte. Nie war er sich dessen so sicher gewesen wie in diesem Moment. Wobei es eine Untertreibung seiner tiefen Gefühle für sie war. »Ich halte es ohne dich nicht aus.«

Erst jetzt ließ er von ihr ab und grinste Andalie an.

Auch ihr Gesicht hellte sich auf, doch bevor sie etwas erwiderte, wirbelte Marlon herum.

Er hatte ihn sofort gespürt, als er hier ankam. Nicht nur, dass seine Pranken den Boden zum Beben brachten, sondern auch das Drachenmal auf seiner Hand pochte beinahe schmerzhaft. Er schaute direkt in Deros' gehässige Augen.

Auch wenn sich vor Angst seine Kehle zuschnürte und sein Atem aussetzte, bewegte Marlon sich keinen Zentimeter. Er blieb bei Andalie, selbst wenn er alleine sie niemals schützen konnte. Schlimmer noch: er wäre das erste Ziel, das Deros ins Visier nahm.

Er hatte nur darauf gewartet, bis sie sich endlich auf einen Menschen prägte. Er hatte jahrelang ausgeharrt, nur um die alleinige Herrschaft zu erlangen.

Marlon blickte den Urdrachen mit einem Übermaß an Abscheu an.

Dieser hingegen grinste, als war ihm sein Sieg sicher. »Wenn das nicht unser Liebespaar ist«, säuselte er, doch man erkannte den blanken Hohn in seiner Stimme. »Wie weh es mir tut, euch nun trennen zu müssen.« Er fletschte genüsslich die Zähne und schien sich bereits darauf zu freuen, Marlon ohne jede Reue zu töten. Er schritt ein Stück weiter auf ihn zu.

Marlons gesamter Körper verkrampfte sich. Er durfte keinesfalls aufgeben und Andalie im Stich lassen. Schon gar nicht jetzt, da er sich endlich dazu bekannte, was er für sie fühlte. Allein der Gedanke, sie zu verlieren, war unerträglich.

Noch während er darüber nachdachte, was er unternehmen sollte, baute Andalie sich vor ihm auf. Ihr Gesichtsausdruck verriet nicht, was sie dachte, aber Marlon merkte, dass sie überrascht über Deros Erscheinen war.

Der GezeichneteWhere stories live. Discover now