18 - Der Tritt einer Kuh

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Ich war froh Nils' Hand halten zu können. Ich hatte durchaus Respekt davor mich seinen Freunden zu stellen. Doch das Kleid und mein Styling gaben mir Selbstbewusstsein.

Wir gingen in den Essensaal, den ich sonst nur als Angestellte kennengelernt hatte. Er sah anders aus, als sonst. Man hatte ihn festlich geschmückt. Es standen antike Holztische im Raum und von den Decken baumelten Kronleuchter. Auf den weißen Tischdecken war bereits eingedeckt worden.
„Wow", sagte ich leise, während mir ein Pianist auffiel, der an einem Flügel saß und dezent darauf herumklimperte.

„Das Ambiente soll ja stimmen, wenn wir uns schon schick machen", flüsterte Nils mir zu.

Er ließ meine Hand los und legte seinen Arm um meine Hüfte. Es war ein eindeutiges Zeichen an alle, dass ich zu ihm gehörte. Ich spürte, dass wir ein paar Blicke auf uns zogen. Die Blicke waren neugierig und in keinster Weise feindselig, wie ich zunächst vermutet hatte.

„Nils", hörte ich eine Stimme rufen.

Ich erkannte Hannes, der auf uns zukam. Auch er war in Begleitung und zu meinem Missfallen kannte ich sie. Das war das Mädchen, das mich auf Arbeit schikaniert hatte. Die blöde Ziege, die sich über mich lustig gemacht hatte. Sie schien mich nicht zu erkennen.

„Wow, nettes Kleid", machte sie mir ein Kompliment und sorgte damit für einen offenstehenden Mund meinerseits. „Chanel?"

„Ja", sagte ich und kam mir dabei schlecht vor. Es sollte keine Rolle spielen von welcher Firma das Kleid kam.

„Das ist Johanna. Meine Freundin", stellte mich Nils vor. „Johanna, das ist Malou."

„Du bist nicht vom Internat", stellte sie sofort fest und sah mich musternd an. Ich war mir sicher, dass sie mich jemanden hielt, der aus gutem Hause kam. „Ich habe dich hier noch nie gesehen."

„Doch hast du", widersprach ich ihr und streckte meinen Rücken. „Ich arbeite in der Küche. Ich bin öfter hier."

Sie hielt inne und beobachtete mich ganz genau. Als sie bemerkte, dass das kein Scherz war, entglitten ihr alle Gesichtszüge. Ich genoss diesen Anblick so sehr.

„Du bist der Bauerntrampel?"

„Vorsicht!", schritt Nils sofort ein, ehe ich etwas sagen konnte. „Pass besser auf, was du sagst!"

Ich spürte sofort, dass Nils für sie eine Respektsperson war. Sie wagte es nicht Widerworte zu geben. Stattdessen hakte sie sich bei Hannes unter.

„Lass uns zu unserem Platz gehen", schlug sie stattdessen ihrer Begleitung vor.

Er gehorchte ihr aufs Wort und es war offensichtlich, wer in dieser Beziehung die Hosen anhatte.

„Johanna!", hörte ich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und sah Mona auf uns zuschweben. Sie sah umwerfend aus und erinnerte mich a Mulan. Sie wirkte wie ein starkes, aber doch sehr graziles Wesen. „Ihr Zwei seht großartig aus!"

Sie gab uns beiden jeweils einen Kuss auf die Wange. Für mich wirkte es ein wenig befremdlich, als sie es bei meinem Freund machte. Die beiden wirkten dabei jedoch sehr routiniert. Ich vertraute Nils und hatte keinen Grund zur Eifersucht. Trotzdem zog sich mein Magen etwas zusammen und ich hasste mich dafür. Ich wollte nicht die eifersüchtige Freundin sein, die in jedem weiblichen Wesen eine Konkurrentin sah.

„Danke, dass du dich um sie gekümmert hast", sprach er Mona an.

Sie grinste und legte vertraut eine Hand auf seine Schulter.
„Bei ihr musste ich nicht viel machen. Sie ist ja schon eine Schönheit."

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