Ende

17.4K 1.3K 152
                                    


Meine Mutter sah mich mit großen Augen an. Sie war kurz davor aus allen Wolken zu fallen.

„Was zur Hölle?", brachte sie mit Mühe hervor.

„Nimm es einfach!", sagte ich knapp und schob den Kontoauszug weiter unter ihre Nase.

„Johanna! Woher hast du so viel Geld?"

„Es ist deins", ließ ich sie wissen. „Stell keine Fragen und freu dich einfach darüber."

Meine Mutter schüttelte ungläubig den Kopf. Freude sah irgendwie anders aus.

„Ich soll keine Fragen stellen? Kind, du hast mir gerade 70.00 Euro auf den Tisch gelegt. Natürlich stelle ich Fragen! Woher hast du so viel Geld? Von Nils?"

Ich verdrehte die Augen. Das war so typisch meine Mutter.
„Nein, nicht von Nils. Warum sollte er mir so viel Geld geben?"

„KEINE AHNUNG! Was weiß ich denn? Fakt ist, dass das hier jede Menge Geld ist und du mir nicht sagen willst, von wem das ist."

War das denn wirklich so wichtig? Konnte sie sich nicht einfach freuen, dass ein Großteil ihrer Probleme sich soeben in Luft aufgelöst hatte?

„Es ist von meinem Vater", gab ich ihr die ersehnte Erklärung. „Meinem leiblichen Vater."

Meine Mutter verstummte augenblicklich. Ihr Blick lag ruhig auf mir.

„Er... Du... Wie? Ich versteh nicht."

Mehr brachte sie nicht über die Lippen. Also tat ich ihr den Gefallen und klärte sie auf.

„Ich war neugierig und habe ihn ausfindig gemacht", begann ich zu erzählen. Sofort wurde ihr Blick skeptisch. „Ich habe dann aber ziemlich schnell festgestellt, dass ich mit ihm nichts gemein habe. Es fehlte einfach eine gemeinsame Wellenlänge oder so. Zu seiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass er nett zu mir war. Er wollte mich sogar kennenlernen. Ich möchte das aber nicht. Zumindest im Moment nicht. Ich weiß nicht, wie es in zehn Jahren ist, aber derzeit will ich mit ihm nichts zu tun haben. Er weiß das und akzeptiert es auch, aber er hat mir trotzdem Geld angeboten."

„UND DU HAST ES GENOMMEN?", schrillte es durch die Küche.
„Ja, natürlich", entgegnete ich sofort. „Er hat 17 Jahre nicht gezahlt und wir brauchen im Moment echt Geld. Warum sollte ich Nein sagen?"

„Weil-." Sie stockte. „Weil, naja, du kannst doch nicht einfach so viel Geld von ihm annehmen!"

„Doch, kann ich." Dass ich eigentlich noch 10.000 mehr bekommen hatte, die ich aber für mich behielt, verschwieg ich ganz bewusst. „Freu dich doch einfach darüber und leg einmal dein Stolz ab, um Hilfe anzunehmen! Genau genommen ist es ja nicht mal Hilfe. Dir hat dieses Geld schließlich schon viel früher zugestanden."

Mama zögerte. Überzeugt wirkte sie noch nicht.

„Ich hasse diesen Mann, Johanna", gab sie schließlich bedacht von sich. „Er hat mir so viel Leid angetan. Ich will von ihm keine Almosen haben."

„Das sind keine Almosen!", protestierte ich sofort. „Dieses Geld stand dir von Anfang an zu. Und außerdem habe ich doch das Geld von ihm genommen und nicht du. Zurückgegeben geht nicht mehr. Also sag einfach Danke und freue dich über das Geld! Etwas Besseres kann uns in unserer momentanen Situation eigentlich nicht passieren. Falls es dir nicht aufgefallen ist: Du kannst kaum noch eine Rechnung bezahlen!"

Nachdenklich sah meine Mutter wieder auf den Kontoauszug. Sie wusste, dass ich Recht hatte. Ich konnte spüren, wie sie hin- und hergerissen war. Wir brauchten dieses Geld und zwar besser gestern als morgen.

„Und er wollte keine Gegenleistung?"

„Nein, wollte er nicht."

Sie seufzte. Dann kam sie zu mir und nahm mich in den Arm. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Danke", hauchte sie mir ins Ohr.

„Gerne, Mama."

Sie drückte mich fest an sich und schluchze leise. Ich konnte spüren, was für eine Anspannung von ihr abfiel. Schon seit Wochen hatten wir unter dem Existenzminimum gelebt. Endlich war dieses Zeit zu Ende.

„Bist du böse, wenn ich vor dem Abendessen nochmal kurz zu Nils gehe? Ich bin mit ihm noch verabredet."

„Nein, nein", sagte sie sanft. „Geh nur."

Ich küsste sie auf die Wange und lief dann nach draußen.

Nils wartete auf der Bank am Feld, an der wir uns verabredet hatten. Als er mich sah, stand er auf und kam mir entgegen.

„Und? Hat sie das Geld angenommen?"

Glücklich nickte ich.

„Hat sie", verkündigte ich euphorisch und fiel Nils in die Arme.

Es war ein riesiger Stein, der von meinem Herzen fiel. Es fühlte sich so gut an meine Mutter unterstützen zu können.

Nils legte seine Arme um mich herum. Ich war im Moment einfach nur glücklich.

„Und hast du ihr das mit unserer Europatour erzählt?"

Ich sah zu ihm hoch und musste lächeln.

„Nein, das wollte ich ihr nicht auch noch zumuten. Aber was soll sie dagegen sagen? Ich zahle das von meinem eigenen Geld. Dank meiner Spende kann sie den Laden auch öfter mal zu machen. Was anderes hatte ich in den Sommerferien eh nicht vor. Glaube mir, das werden die besten vier Wochen unseres Leben!"

„Das glaube ich auch. Nur wir zwei durch Südeuropa. Das wird definitiv ein Abenteuer."

---------------------------------------------------------------------

Diese Geschichte hat sich sehr lange gezogen. Es tut mir leid, dass ich leider nicht zu oft zum Updaten gekommen bin. Manchmal ist das Leben halt ein bisschen stressiger ;) Ich hoffe, sie hat euch trotzdem gefallen. DANKE für eure Geduld und euer Durchhaltevermögen!!!! ♥♥♥

Natürlich schreibe ich auch wieder eine neue Geschichte (hfftl update ich dabei öfter ;) ). Sie heißt Surfer's Love. Drei Kapitel sind auf meinem Profil schon veröffentlicht.

Und wer noch was offline für den Urlaub von mir lesen will, kann natürlich immer noch "Jane und Jack - Dir gehört mein Herz" bei Amazon bestellen ;)

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Und wer noch was offline für den Urlaub von mir lesen will, kann natürlich immer noch "Jane und Jack - Dir gehört mein Herz" bei Amazon bestellen ;)

Alles Liebe ♥

Secret LoveWhere stories live. Discover now