II

120 17 10
                                    

𓆈

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

𓆈

I C H drückte die flache Hand gegen die Fensterfront. Unter uns floss die Tranke und ermöglichte uns einen perfekten Ausblick auf die Brücke, die beide Gebäude der Universität miteinander verband. Blätterlose Äste hingen unmittelbar davor. Er hatte nicht zu viel versprochen. Dieser Hörsaal war anders. Wenn ich alles um mich ausblendete, gab die offene Wand mir das Gefühl, selbst über dem Fluss zu stehen. Es war fast wie fliegen. Ohne die Scheibe an meinen Fingern würde ich die spätwinterliche Luft einatmen. Mich fallen lassen.

Kaidans Hand legte sich auf meine käsige, mit Sommersprossen überzogene Haut und riss mich damit aus den Tagträumen. Seine war von der Sonne leicht gebräunt und somit um einige Nuancen dunkler. Auf seiner rechten Hand befand sich keine Tätowierung. Sie passte perfekt auf meine. Nur seine Finger waren um ein paar Zentimeter länger.

Er zog mich mit sich, rüber zu der großen Leinwand. Hier hatten wir den Überblick über die Sitzreihen, auf denen sich tagsüber Stundenten langweilten. Es war das erste Mal, dass ich einen Saal aus dieser Perspektive betrachtete. Von hier übersah man das klebende Kaugummi auf den Tischen. Aus der Ferne erklang die Melodie einer ruhigen Ballade. Bevor er meine Hand losließ, führte er eine Pirouette aus. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse und verbeugte mich mit einem Knicks.

»Erzähl mir mehr über dich«, bat er mich und strich ein letztes Mal über meine Hand, ehe er sie frei ließ. Ich senkte den Blick, aus Angst zu erröten.

»Was ist dein Preis?«, fragte ich scherzend. Wenn ich ehrlich war, hatte ich keine Lust, diesem Fremden über mein Leben zu erzählen. Zwangsläufig wird er auf Familie zu sprechen kommen. Ein komplettes Semester abseits von Fallsberg möchte ich nutzen, um eben nicht darüber nachzudenken.

»Was möchtest du denn? Ich habe mir sagen lassen, ich sei ein hervorragender Küsser.« Dieser Typ war so unverschämt direkt! Ich würde gerne behaupten, er sei mir zu aufdringlich. Tatsächlich war ich fasziniert, wie zum ersten Mal jemand offenkundiges Interesse an mir zeigte. Na ja ... einer, der nicht Arian war und obendrein auch noch so gut aussah.

Hitze stieg mir in die Wangen. »Das sagt sich so leicht, aber so einfach bin ich nicht gestrickt.«

Er nickte erfreut. »Das habe ich mir schon gedacht. Bist du eher der Typ für ein Spiel?« Ein paar seiner Strähnen waren heller als andere. Die unzähligen kleinen Lichter an der Decke ließen es golden wirken.

»Ein Spiel?«, fragte ich verwirrt und gleichzeitig ein wenig verängstigt, was er damit meinte. Ich versuchte aber, mir die Angst nicht anmerken zu lassen.

Er klappte den Sitz eines Stuhls herunter und klopfte darauf. »Nehm Platz.«

Ich leistete seinem Befehl folge. Statt sich neben mich zu setzen, wie ich vermutet hatte, entfernte er sich einige Schritte von mir. Am anderen Ende der Sitzreihe nahm er schließlich Platz. Mit diesem Abstand zwischen uns ging es mir besser, gleichzeitig war ich aber auch enttäuscht. Hatte ich etwas falsch gemacht?

Box Nr. 7Where stories live. Discover now