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G E B A N N T folgte ich dem blauen Textmarker, wie er über eine Textpassage im Buch fuhr. Mit einem Klicken verschloss er die Kappe, legte ihn an die Seite neben sich und öffnete stattdessen den Gelben. Die Streichbewegungen auf dem Papier kratzten leise. Raphael notierte sich etwas in dem schwarzen Notizbuch, was links von ihm lag, statt seine Gedanken direkt in Word oder PowerPoint zu tippen. An einigen Seiten klebten Post-Its und zu seiner Rechten lag ein sperriger A4-Kalender, in dem er jede erledigte Aufgabe sofort abharkte. Er arbeitete genauso konzentriert und effizient wie Arian. Ich gab zu, ihn aufgrund unserer ersten Begegnung anders eingeschätzt zu haben.

Um ihn herum hatte er eine Mauer errichtet, damit niemand in der Runde einen Blick auf seine Schrift erhaschte. Verständlich. An den Seiten war jedoch genug Platz, um seine Arbeitsmaterialien zu erhaschen. »Wusstest du, dass wir Bücher in der Bib ausleihen können?«, fragte ich nach. Wenn er darin so frei markierte, schien er das Lehrwerk definitiv aus eigener Tasche bezahlt zu haben.

Weiterhin in den Text vertieft, nickte er. »Hab's aber lieber, wenn ich Bücher auch benutzen kann.« Wow, scheinbar war er ein richtiger Streber.

»Beeindruckend, wie organisiert du bist«, murmelte ich über meinen eigenen Laptop hinweg. Der Cursor blinkte, mehr fand auf dem Bildschirm allerdings nicht statt. Seit dem Studium hatte ich festgestellt, mich beim Lesen von Fachliteratur nicht vernünftig konzentrieren zu können. Romane las ich hin und wieder gerne, aber dieser dicke Schinken vor mir war eine verdammte Zumutung.

Er lachte auf. »Dann solltest du dir mal das Chaos in meinem Zimmer ansehen. Hin und wieder trügt der Schein.« Chaos bedeutete für Raphael wahrscheinlich, dass seine Bettdecke nicht an jedem Tag symmetrisch gefaltet war. Den Unglauben las er mir aus dem Gesicht ab, denn er versuchte, sich weiterhin zu erklären. »Ich brauche das. Andernfalls würde ich an der Uni vollkommen versagen.«

Ich nickte das kommentarlos ab. Er brauchte sein strebsames Verhalten vor mir nicht zu rechtfertigen. Man hatte mich so erzogen, dass ich das anziehend empfand. Und in diesem Moment übertraf er jeden im Raum – selbst Arian kam da nicht mit. Der Einzige, der da mithielt, war Larson. Allerdings steckte sein Kopf nicht in einem Lehrwerk, sondern in seinem Handy, weil er eifrig mit seinen Followern kommunizierte.

»War es schwer, sich so viele Follower aufzubauen?«, fragte ich Larson. Im Moment spielte ich mit dem Gedanken, mir ein öffentliches Instagramprofil zuzulegen. Vielleicht half es mir dabei, meinen eigenen Style zu finden. Ich hatte bereits einige Beiträge gespeichert, die mir gefielen, aber mich nie getraut, die Inspiration Wirklichkeit werden zu lassen.

Er schreckte hoch. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. »Ja, leider. Anfangs waren meine Posts aber auch verdammt hässlich. Irgendwann wurden sie besser, doch der Algorithmus mochte mich trotzdem nicht. Dass ich jetzt einigermaßen erfolgreich bin, ist hauptsächlich Glück.«

Box Nr. 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt