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L A R S O N Tahiri war ein großgewachsener Mann, der mich an die schnöseligen Leute erinnerte, die ihre Freizeit mit Golf oder Tennis verbrachten. Über dem schneeweißen Hemd trug er einen kartierten Strickpullunder. Die braune Sonnenbrille war im selben Farbton wie seine Cordhose. Welcher gesunde Mensch setzte im Frühjahr, in verschlossenen Räumen Sonnenbrillen auf?

Er passte zu Dina. Nicht vom Kleidungsstil her. Ich bezweifelte, dass Larson auch nur eine zerrissene Jeans in seinem Schrank aufbewahrte. Sie harmonierten eher in Hautton, Augen- und Haarfarbe und strahlten eine ähnliche offene Aura aus. Ihre Kleidung wählten sie nicht beiläufig. Sie waren sich ihrer Selbst vollkommen bewusst. Und sie hatte genug Charme spielen lassen, damit er sich jetzt namentlich vorstellte. »Ich würde gerne Teil eurer Gruppe sein.« Im Grunde war es die Gruppe, die meine Mitbewohnerin in Eigenregie zusammengestellt hatte. Wenn sie sich weiterhin so aufdrängte, bezweifelte ich, dass unsere WG lange funktionierte. Mit Arian und Kaidan – oder sollte ich ihn jetzt Raphael nennen? – war ich definitiv nicht einverstanden. Ersterer warf mir immer wieder verstohlene Blicke zu, während Zweiterer mich kaum beachtete. Insgeheim wünschte ich mir, es wäre andersherum.

Ich tippte die Nummern in mein Handy. Dina rammte mir dabei ihren Ellenbogen in die Seite. »Und? Du kennst ihn, oder?« Natürlich, auf der Party tauschten wir schließlich Speichel miteinander aus. Wobei das anscheinend kein Kriterium war, denn Kaidan hatte mich vollkommen vergessen. Raphael. Mann, war das verwirrend! »Er hat zweiundzwanzigtausend Follower auf Instagram«, quietschte sie in mein Ohr.

Ich verdrehte die Augen. Sie meinte diesen Larson Tahiri. »Nein, echt nicht.« Ich interessierte mich einen feuchten Dreck für Reisen. Wenn ich Geld besaß, kaufte ich mir davon wunderhübsche Ausgaben meiner absoluten Lieblingsserien. Erst letztens spendierte ich mir einen herbstlichen Schuber der Gilmore-Girls-Reihe.

»Sie sind beide echt cute«, flüsterte sie mir dann ins Ohr. »Arian passt äußerlich voll zu dir und Raphael gibt mir Badboy-Vibes. Aber er ist ja total nett«, fügte sie schnell hinzu. Leicht verträumt säuselte sie: »Ich glaube, ich wüsste, für wen ich mich entscheide.« Sie schaute mich wissend an. Ihre Mundwinkel zuckten lasziv.

Mit Sicherheit meinte sie es nicht böse, aber weder wollte ich hören, dass Raphael total nett ist. Am Arsch! Der Bastard ignoriert mich doch. Und erst recht war ich es leid, die Ähnlichkeit zwischen Arian und mir auf den Hals gedrückt zu bekommen. Ansonsten rief ich irgendwann meine Mutter an und fragte sie direkt ins Gesicht, ob ich einen verschollenen Bruder hatte.

Herr Thiel überblickte das Geschehen. Er stand in den Startlöchern, daher beeilte ich mich mit Tippen. Zurück an meinem Platz starrte ich eine Weile Raphaels oder Kaidans Nummer an. Da ich nicht den blassesten Schimmer hatte, was sein richtiger Name war, speicherte ich ihn unter ›Idiot, der einen sitzen lässt und alles vergisst‹ ein. Ob ich ihm schreiben sollte, um zu fragen, was sein verdammtes Problem war?

Box Nr. 7Where stories live. Discover now