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B I S zu der Birke, an dessen Äste Lampions hingen, trugen mich meine Beine. Statt zu rennen, hatte ich zügige Schritte genommen. An eins der Lichter kam ich zum Stehen, lehnte mich gegen den Stamm und inspizierte den Zettel, der an dem Seil festgebunden war. Wünsche für den Frühling stand an einem Holzschild, das in die Erde gelassen wurde. Es juckte mir in den Fingern, aufzuschreiben: dass endlich wieder Winter wird. Eine Person vor mir war da etwas romantischer veranlagt. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die wahre Liebe zu finden. Ich für meinen Teil glaubte nicht an Seelenverwandtschaft und Vorhersehen.

»Wow.« Eine vertraute Stimme neben mir ließ mich zusammenzucken. Ihre Weichheit hätte ich unter Millionen wiedererkannt. Verflucht! Warum war ich nicht gerannt?

Raphael hob seinen Kopf gen Himmel, als zählte er jeden Lampion einzeln.

»Ich bin dir auch nicht nachgelaufen, als du damals vor mir geflüchtet bist«, schimpfte ich.

»Was kann ich für deine Fehler?« Er strich am Riemen des Lichts entlang und hielt seine Hand in den Schein. Dabei fiel mir auf, wie lang seine Finger waren. Seine Knöchel zeichneten sich markant unter der Haut ab. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich bei dir als Kaidan vorgestellt, weil mir der Name Raphael nicht gefällt. Ich dachte, wir treffen uns eh nicht wieder.«

Zumindest lieferte er mir damit eine Erklärung. »Was gefällt dir an deinem Namen nicht? Ich mag ihn.« Hatte ich das laut gesagt? Oh Mist!

Seine Mundwinkel zuckten. »Danke, aber du hast dir sicher nicht die Bedeutung durchgelesen. Raphael heißt übersetzt so viel wie Gott heilt. Ich bezweifle, dass der Herr im Himmel dazu in der Lage ist.«

Er kannte sich auf dem Gebiet scheinbar aus. Ich wusste nicht einmal, was mein eigener Name bedeutete. »Und Kaidan hat welche Bedeutung?«

»Kämpfer«, kam es postwendend. »Das passt besser. Wir sind selbst für unser Schicksal verantwortlich.«

So wie er das jetzt erklärte, leuchtete es mir ein. Zwar hatte ich mich bislang nie intensiv mit dem Thema beschäftigt, aber allein vom logischen Denken war es unfair, sich seinen Namen nicht selbst auszusuchen. Er gehört zu uns, ein Leben lang, und dennoch wurde er uns aufgedrückt.

»Also würdest du lieber Kaidan heißen?«, schlussfolgerte ich. Er schwieg. Die Antwort auf diese Frage war eindeutig – klar würde er.

Ich revidierte sie und stellte stattdessen eine Relevantere: »Soll ich dich Kaidan nennen, wenn wir alleine sind?«

Mir fiel erst im Nachhinein auf, wie falsch das klang. In dem Moment, wo Raphael frivol die Augenbraue anhob. Er stellte sich den Namen wahrscheinlich als Spitznamen während des Sexes vor. Dabei hatte ich damit ausschließlich jugendfreie und unromantische Absichten im Sinn.

Box Nr. 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt