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E I N E Ewigkeit saß ich reglos vor dem Handy. Genauer gesagt starrte ich das Nachrichtenfenster von ›Idiot, der einen sitzen lässt und alles vergisst‹ an. Mir fielen keine Worte für sein kindisches Verhalten in der Veranstaltung ein, aber kommentarlos stehenlassen wollte ich das nicht. Um Energie zu sparen, hatte Dina die drei Deckenlampen ausgeschaltet, und stattdessen einen Kerzenleuchter entzündet. Sie duschte auch nur noch jeden zweiten Tag, für maximal fünf Minuten, bei möglichst kalten Temperaturen. Wenn ich die Dusche betrat, bekam ich einen Kälteschock.

Wir saßen uns gegenüber. Dina beschäftigte sich ebenfalls mit ihrem Handy. Sie schob es über das Holz in meine Richtung und zeigte mir den Bildschirm. Darauf war eine Karte von Google Maps zu sehen. In wenigen Minuten erkannte ich, dass sie die Innenstadt von Vielsgart darstellte. Die Rosenheimerstraße führte direkt durch die Fußgängerzone. Dort gab es allerlei Kleidungsläden, Drogerien, Imbisse und einen Shop mit Fanartikeln. An einem Haus in der Seitenstraße hatte Dina eine rote Markierung gesetzt. »Da versteckt sich Write on Paper. Müssen wir demnächst unbedingt mal hin.«

Ich nickte gedankenverloren. Ihrem Handy schenkte ich längst keine Beachtung mehr. »Ja, aber nicht zusammen. Briefgeheimnis, schon vergessen?«

Du hättest wenigstens etwas zu dem falschen Namen sagen können. Nein, das kam so rüber, als wäre mir das am wichtigsten. Ich löschte die Worte wieder aus Kaidans Nachrichtenfenster.

»Stimmt!« Dina nahm ihr Handy an sich. »Wie lustig wäre es, wenn du meine Brieffreundin wirst? Wobei ich ja hoffe, dass es bei dir Raphael wird. Er hat dich in der Veranstaltung die ganze Zeit angestarrt.« Waren wir in derselben Veranstaltung? Sie erwähnte ihn doch nur, weil er gut aussah und sie sich wünschte, ihr Schubsen auf der Party wäre ein schicksalhaftes Ereignis.

Ich brummte verstimmt. »Ich habe überhaupt keine Lust auf die Scheiße. Meine Probleme besprechen. Wenn ich welche habe, dann gehe ich zum Therapeuten.«

»Jetzt sei mal kein Miesepeter. Das wird bestimmt lustig.« Sie beugte sich ein Stückchen zu mir rüber. »Was machst du da eigentlich die ganze Zeit am Handy?«

Ertappt schwärzte ich den Bildschirm. »Nichts.« Sie sah mich ungläubig an. Warum erzählte ich ihr nicht von dem Fiasko? Sie war es schließlich, die uns auf der Party verkuppeln wollte. »Also schön«, gab ich resignierend von mir. Ich entsperrte und zeigte ihr das Handy. »Ist es dir nicht aufgefallen? Er tat heute so, als würde er mich nicht kennen. Ich weiß genau wieso. Auf der Party haben wir uns geküsst. Dann stellte sich aber heraus, ich war doch nicht sein Typ. Er ist Hals über Kopf von der Feier geflüchtet.«

Keine Ahnung, was für eine Erwiderung ich erwartete. Vermutlich reichte es schon, ein paar neue, originelle Beleidigungen zu seiner Person zu hören. Oder einfach nur tröstende Worte. Ich hätte mal wieder Lust, dich zu treffen. Mit einem Stein oder so. Ja, genau. Warum schrieb ich nicht das? Doch bevor ich die Worte eintippte, brachte mich Dinas Antwort nochmal in Rage. »Das bildest du dir ein.«

Box Nr. 7Where stories live. Discover now