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Zwei Monate später

A U F dem eisernen Torbogen lag Schnee, obwohl Anfang April war. Die dünne Eisschicht schimmerte unter den Strahlen der Sonne. Das Aprilwetter vor wenigen Sekunden zog vorüber und das Eis würde demnächst schmelzen. Damit musste ich mich endgültig von meiner absoluten Lieblingsjahreszeit verabschieden. Von den bequemen Strickpullovern, den Duft von Kerzen und dem leckeren Weihnachtsgebäck. Es war an der Zeit, sich in überfüllte Hörsäle zu quetschen. Die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, überlebte man nur mit hochgebundenen Haaren und Ventilatoren zwischen den Sitzreihen.

Mein Gesicht kuschelte ich an den Stoff des Schals und öffnete das Tor für den Schritt Richtung Neubeginn. Ich war alles andere als bereit. Heute Morgen hatte ich schlecht geschlafen. Die Milch für den Kaffee hatte Dina scheinbar geleert. Mit Koffeinentzug seine erste Univeranstaltung anzutreten, glich einer Zombieinversion. Wer immer mich heute ansprach, mehr als ein untotes Brummen brachte ich nicht zustande.

Zum Glück kannte ich die Wege zu den Sälen bereits vom letzten Semester. Die Zweige mit den austreibenden Knospen wiegten sich im Wind direkt vor dem Eingang zur Uni und hinterließen einen blumigen Frühlingsduft. Ich kuschelte mich enger in meinen Poncho. Falls ich zu spät erschien, war das allein Dinas Schuld. Sie wusste doch, dass wir denselben Kurs belegt hatten. Wieso hatte sie mich nicht geweckt? Erst nachdem sie die Tür hinter sich zuschlug, stellte ich mit entsetzen fest, meinen Wecker nicht eingeschaltet zu haben.

Das Pädagogikseminar zum Thema schulpsychologische Maßnahmen für den Unterricht klang in meinen Ohren sofort vielversprechend. Mir war es ein Anliegen, Schülerinnen und Schülern zu helfen, die von zuhause einen ganzen Berg an Problemen mitbrachten. Damit sie daran nicht zerbrachen und gestärkt nach vorne schauten. Mit der begrenzten Teilnehmerzahl von maximal dreißig Studenten war das Seminar sicher gemütlich und familiär. Es fand in keinem der großen Vorlesungssäle statt, sondern in einem kleinen Seminarraum im Erdgeschoss.

Der Flur der Uni war weitestgehend leer. Ich schaute auf meine Uhr. Noch fünf Minuten. Das würde ich schaffen, nur wahrscheinlich zuletzt den Raum betreten. Am ersten Tag waren die meisten Studenten pünktlich, ehe sie im Laufe des Semesters dann ganz fernblieben. Ich hechtete den Gang entlang. Mein brauner Rucksack schlug mir dabei im Takt gegen den Rücken. Toller Start. Wie immer.

Ich passierte den letzten Torbogen. Mir gefiel der altertümliche Stil der Universität. Die großen vergitterten Fenster mündeten an der Tür, die mich geradewegs zum Seminar führte. Der Bogen hier war weniger massiv. Über ihm befand sich ein goldener Kreis, auf dem das Reptil eingestanzt war. Die Nummer 328 wies mir, eingeritzt in Stein, dass ich hier richtig war. Ich atmete noch einmal tief durch, um die mir fehlende Kraft zu tanken.

Da stand ich nun. Herr Thiel saß vorne an seinem Pult, die Stühle waren nahezu alle besetzt. Der Vortrag hatte nicht angefangen, aber angestarrt wurde ich dennoch. Dina saß in der vorletzten Reihe neben einem mir unbekannten Mädchen. Einen Platz hatte sie nicht freigehalten. Ihre Augen weiteten sich bei meinem Anblick kurz. Dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie winkte mir zu. Schönen Dank für Nichts.

Box Nr. 7Where stories live. Discover now