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N A C H D E M ich den Brief ins Postfach gelegt hatte, trat ich zu den anderen an die frische Luft. In dem Licht der sich senkenden Sonne strahlte Raphaels Silhouette etwas aus, dass mich an unsere erste Begegnung erinnerte. Er reckte seine Brust und hinter den orangeroten Farben des Abends, die den Himmel in Flammen aufgehen ließen, wirkte er wie ein Sonnengott. Ich gesellte mich dazu und erhielt ein verschmitztes Grinsen. Wüsste ich es nicht besser, könne man meinen, dieser Blick sagte: Weißt du noch, was wir beiden auf der Abschiedsparty Unanständiges zusammen getan haben?

Aber die Intelligenzbestie erinnerte sich ja nicht.

»Hübsch siehst du aus«, begrüßte mich Larson mit einer Musterung durch seine Sonnenbrille.

»Oder? Fühle mich richtig underdressed«, murmelte Dina grummelnd. Anscheinend ein bisschen beleidigt, dass Larson ihr nicht dieselbe Aufmerksamkeit schenkte.

Ich winkte ab. »Ach, ihr wisst doch, dass ich immer Röcke trage. Das ist mein Alltagslook.«

Die anderen trugen schlichte Shirts und Jeans, deshalb schenkten sie mir jetzt unnötige Aufmerksamkeit.

»Wir kennen dich noch nicht lange genug, also genieße es. Das Outfit verdient es. Würde dich gerne für meine Follower ablichten, wenn ich ehrlich bin«, überlegte er. Röte schoss mir ins Gesicht. Ich erinnerte mich, dass er nicht wenige Follower auf Instagram hatte. So ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden, war zwar reizvoll, aber auch verdammt angsteinflößend.

»Wollten wir nicht auf das Frühlingsfest gehen?«, erinnerte ich sie.

Raphael trat als Erster einen Schritt nach vorne – natürlich, um den Weg zum Fest anzutreten. Ich kam trotzdem nicht drumherum, anzunehmen, dabei extra meine Richtung anzusteuern. Mir stockte jedenfalls der Atem, bei der plötzlichen Nähe zu ihm. So kontaktfreudig war er für gewöhnlich nicht. Ob da jemand den Partymodus aufgelegt hatte? Ich sog die Luft ein, um seine Atemluft zu überprüfen. Leider roch ich aus der Entfernung nichts.

Auch Dina und Larson nickten zustimmend. Wir liefen los, vor uns der gepflasterte Weg der Fußgängerzone. An den Läden hingen allerlei Blüten zur Feier des Frühlingsfestes. Aus der Ferne drang sanfte, unbeschwerte Musik an unser Ohr. Kirschblüten spannten zwischen Spielothek und Elektrogeschäft einen Bogen. Larson blieb stehen, um die Szene abzulichten.

Dina und ich stellten uns mit weit ausgestreckten Armen darunter, während Raphael eher einige Schritte zurückwich. Die Hände vergrub er in seinen Taschen und er suchte den Boden nach Steinen ab, statt unsere Fotosession zu beobachten. Er stand schließlich sogar mit dem Rücken zu uns. Dass er auf Fotos keinen Bock hatte, bemerkte auch Larson. »Ey, Kumpel. Könntest du uns drei fotografieren?«

»Klar«, murmelte er. Er gab sich locker. Die anderen beiden registrierten es gar nicht, aber ich sah, wie seine Knie weich wurden, als er sich Larson näherte.

Box Nr. 7Where stories live. Discover now