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Die kalte, erdrückende Dunkelheit umhüllt mich für gefühlte Ewigkeiten, doch dann bemerke ich, wie sie durch ein prickelndes, stechendes Gefühl ersetzt wird. Ich keuche leise, mich in Schmerz windend, doch kann mich nicht bewegen.

Panik steigt in mir auf, doch ich kann keinen Herzschlag spüren.

Was geschieht hier?!

Ich schreie, doch kein Ton erklingt aus meiner Kehle, ich spüre nicht wo ich bin, nur diese Taubheit, die meinen ganzen Körper einnimmt.

Der stechende Schmerz steigert sich ins unermessliche, bevor er urplötzlich stoppt. Langsam kehrt das Gefühl in meinen Körper zurück und ich spüre wie ich auf dem Boden liege.

Ich horche ob jemand in meiner Nähe ist, doch nur die Geräusche der Nacht sind zu hören. In der Ferne höre ich das plätschern eines Flusses, was mich verwirrt, denn wir haben keinen Fluss in der Nähe, außer den der eine halbe Stunde entfernt liegt.

Langsam öffne ich meine Augen, nur um sie kurz darauf wieder zuzukneifen.

Das Dorf ist verwüstet, überall liegen kaputte Gegenstände und getrocknetes Blut.

Was ist hier geschehen?!

Ich schlucke trocken und ich zwinge mich, meine Augen wieder zu öffnen. Langsam hebe ich meinen Kopf, die Umgebung absuchend. Kein Mensch ist hier, eine unheimliche Stille liegt über dem verwaisten Dorf.

Ich blinzele, da ich verwirrt bin, wie scharf und deutlich alles zu sehen ist. Es ist Nacht, ich sollte niemals in der Lage sein, die Eingangstür zu Mats' Haus zu sehen.

Zögernd richte ich mich auf, überrascht von meiner Beweglichkeit und der Tatsache dass ich keine Schmerzen spüre. Ich erhebe mich auf meine Füße, nicht ein einziges Mal taumelnd und schaue mich wieder um.

Langsam beginne ich meinen Weg zu unserem Haus, als ich auf einmal einen Geruch wahrnehme, der sofort alles einnimmt.

Ich kann an nichts anderes mehr denken, als an diesen überwältigenden Geruch der überall zu sein scheint. Ich werde von animalistischen Instinkten übernommen und folge dem appetitlichen Geruch. Ich habe noch nie so etwas gerochen, ich kann es nicht einordnen.

Ich biege um die Ecke und taumele sofort zurück. Eine Leiche liegt dort, einer meiner Dorfbewohner. Doch das ist nicht was ich schockt, eher die Tatsache, dass ich dem Geruch nun stärker als vorher wahrnehme.

Und ich weiß was es ist

Blut

Ich zische, was ich noch nie getan habe, ich weiß auch nicht wie ich zu dieser Reaktion komme, und reiße mich vom Anblick des toten Mannes los.

Dann renne ich in die entgegengesetzte Richtung, renne schneller den je. So schnell, dass der Wald um mich herum nur so vorbeifliegt.

Ich komme zu einem abrupten Halt, als ich den Fluss erreiche. Ich bin nicht mal zwei Minuten gelaufen und ich bin ebenso nicht außer Atem. Verwirrt lasse ich mich auf die Knie fallen, um mir eine handvoll Wasser ins Gesicht zu werfen.

Was ist das?!

Ich erstarre als ich meine Reflektion im Wasser sehe. Meine Haare sind pechschwarz, dunkler gehen sie nicht mehr, während meine Haut im Kontrast dazu schneeweiß ist. Kein ungesundes weiß, aber weiß. Doch das schockierendste sind meine Augen. Das klare, tiefe Blau wurde vollständig durch ein brennendes, dämonisches Rot ersetzt.

Ich keuche erschrocken und falle nach hinten.

Was ist mit mir geschehen? Träume ich?

Doch kein Traum hat sich je so real angefühlt. Ich kann besser sehen, hören und spüren. Ich bin schneller und stärker und mein Aussehen hat sich geändert.

Ich bin verwirrt. Was ist geschehen während ich da lag, wie viel Zeit ist vergangen?

Langsam richte ich mich auf. Ich muss erfahren was mit meiner Mutter geschehen ist, was mit Mats und seinem Vater ist. Danach kann ich mich um mich selber kümmern.

Ich laufe zum Dorf zurück, meinen eigenen Gedanken nachhängend. Ich bemerke auch dass ich besser riechen kann und entwickele einen Plan.

Als ich das verlassene Dorf erreiche, versuche ich neben dem betörenden Blutgeruch auch eine Spur meiner Mutter zu erhaschen. Nach wenigen Sekunden finde ich auch einen schwachen Rest. Nicht nur von meiner Mutter, sondern auch von Mats. Ich weiß nicht wie ich die beiden sofort erkannt habe, doch ich bin mir sicher, dass es die beiden sind.

Ich atme tief ein und renne dann los, dem Geruch folgend. Ich verlasse das Dorf, damit auch den schweren Blutgeruch und folge einem schmalen Pfad, der zwischen den trockenen Feldern verläuft.

Es sind mehrere Personen hier entlang gelaufen, nicht nur Mats und Mutter. Ich ahne was sie vor hatten. Sie sind weggezogen, da ihr Dorf zerstört ist. Sie mussten etwas neues finden, eine neue Bleibe.

Ein Prickeln fährt über meinen Rücken, und Sekunden später beginnt es zu regnen. Ich bleibe stehen, den frischen, kühlen Regen genießend. Doch dann fällt mir ein, dass der Geruch meiner Familie weggewaschen wird.

Ich sollte mich beeilen.

Wieder beginne ich zu rennen, bis ich ein Lager erreiche. Eine Feuerstelle wurde errichtet, die nun jedoch erloschen ist, da es regnet. Außerdem wurden um die Feuerstelle aus Laken und Äxten provisorische Unterschlüpfe gebaut unter denen Leute schlafen. Ich nähere mich langsam, meine Schritte sind nicht hörbar.

Wieder etwas, was ich vorher nicht konnte.

Ich entdecke meine Mutter unter den schlafenden. Sie sieht selbst im Schlaf unendlich fertig aus. Neben ihr liegt Mats, doch er schläft nicht. Sein beschleunigter Herzschlag verrät mir, dass er um sein Leben kämpft. Ich schlucke.

Auf einmal ertönt ein heißeres Husten und ich nähere mich Mats, der um Luft kämpft.

Er wird nicht mehr lange leben.

Urplötzlich schlägt er seine Augen auf und erblickt mich. Seine müden, trüben Augen weiten sich und ich lege meinen Finger auf meine Lippen, um ihm zu bedeuten, er solle nicht schreien.

Er starrt mich an, ehe er einen fragenden Ton von sich gibt. Ich runzele die Stirn, was versucht er mir zu sagen?

"Kain?" hustet er hervor und ich nicke.

"Deine Augen" krächzt er leise und wieder kann ich nur nicken. Mehr fällt mir nicht ein.

Mats hustet wieder, und dieses Mal ist Blut dabei. Der Geruch trifft mich und ich keuche auf, einige Meter nach hinten tretend. Doch Mats bemerkt es nicht, er hustet immer noch und weckt dadurch meine Mutter auf.

Ich weiche noch weiter zurück, bis ich im Wald verschwinde.

"Mats. MATS." schreit meine Mutter verzweifelt, und mir wird klar, dass sie gerade das letzte verliert, was sie noch von mir hatte.

Der Schmerz drückt mein stummes Herz zusammen. Er ist kaum ertragbar.

Einige Sekunden lang ertönt Mats Hustenkrampf, dann verstummt er. Für immer.

Ich kneife meine Augen zusammen und stürme in den Wald. Ich kann das Gesicht meiner Mutter nicht sehen, voller Trauer und Verzweiflung.

Ich knurre wütend und schlage meine Faust in den nächstliegenden Baum, der unter der Gewalt erzittert.

Als dann noch der Blutgeruch eines Försters zu mir dringt, ist es um meine Kontrolle geschehen. Ich rase los, des wehrlosen Mann am Genick packend und es effektiv brechend. Mein Gaumen brennt, und es bohren sich lange, scharfe Reißzähne über meine normalen.

Ich sinke sie tief in das Genick meines Opfers, den reichen und süßen Geschmack des Blutes genießend.

Gott, so etwas köstliches habe ich noch nie gekostet.

Ich sauge ihn komplett aus und lasse die Leiche dann fallen.

Ich grinse, so schlecht ist das ganze hier doch nicht. Ich werde meine Familie in Ruhe lassen, und sie im Glauben lassen, dass ich tot bin, und lebe mein eigenes Leben.

Ohne etwas zu bereuen.

Numb (Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt