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Ich kann meine Augen nicht von ihm lösen. Er schaut mich an, er blinzelt, er bewegt sich.

Er ist wieder zurück.

Ich drücke ihn zu seinem Erstaunen fest an mich. Meine Hände zittern und ich atme heftig. Ich hätte ihn fast verloren. Mein Gehirn muss erst begreifen, dass Blaine gerade auf meinem Schoß sitzt und wahrscheinlich gerade sehr verwirrt ist.

Blaine bewegt sich unsicher und ich löse mich wieder von ihm. Er schaut mir in die Augen, noch immer sagt er nichts. Ich nehme seine Hände, die sich nun genau so kalt wie meine anfühlen. Langsam löst er seine nun so ungewohnt aussehenden roten Augen von mir und schaut sich mit offenem Mund um.

Ich starre ihn immer noch an, mein Glück kaum fassend. Ich habe ihn nicht verloren.

Sein Blick finden den meinen wieder und mit rauer Stimme flüstert er meinen Namen.

„Kain"

Dieses einzige Flüstern, seine Stimme. Ich ziehe ihn zu mir und Küsse ihn auf die Lippen. Der Kuss ist voller Verzweiflung, ich stecke meine ganzen Gefühle in ihn, ich will Blaine ohne Worte zeigen, was ich fühle.

Und genau diese Gefühle werden mir erwidert. Er bewegt seine Lippen mit gleicher Leidenschaft, fährt mit seinen Händen durch meine Haare und rutscht noch näher zu mir, sofern das überhaupt möglich ist.

Dieser Kuss dauert an, bis Blaine sich mit einem sanften Keuchen von mir löst.

„Was ist das für ein Brennen in meiner Kehle" fragt er leise und ich senke meinen Blick, ich kann meine Schuldgefühle nicht unterdrücken.

„Ich habe dich verwandelt" gebe ich ihm meine leise Antwort und seine Augen weiten sich. Doch statt des erwarteten enttäuschten Blick, breitet sich ein Grinsen auf seinen Lippen auf und seine Augen funkeln.

„Echt?" er steht langsam auf, ich folge ihm und nicke.

Als wir beide stehen drückt er mir einen sanften Kuss auf die Wange.

„Danke dass du mir das Leben gerettet hast, ich kann mich zwar nicht mehr an viel erinnern, aber ich weiß, dass ich im Feuer eingeschlossen war"

Er schaut mir in die Augen, ich sehe die Dankbarkeit in ihnen schimmern und seufze leise. Natürlich. Blaine war ja von dem Gedanken, ein Vampir zu sein, begeistert.

Dann nimmt er meine Hand und verschränkt seine Finger mit meinen.

„Was passiert jetzt?" fragt er leise und ich zucke mit den Schultern.

„Ich denke wir schleichen uns erst mal an dem Chaos hier vorbei" ich deute mit meiner Hand Richtung Blaines Haus. Mittlerweile ist es dunkel und man hört kaum noch Stimmen von dem Ort des Geschehens. Das Feuer ist wohl gelöscht und nun werden sie versuchen, Blaine zu finden.

Sie werden keinen Erfolg haben.

Und ich merke dass Blaine denselben Gedanken hatte wie ich. Seine Augen weiten sich und er beißt sich vorsichtig auf die Unterlippe.

„Ich kann meine Eltern nie wieder sehen, oder?" flüstert er unsicher und ich nicke, wie sehr es mir auch wehtut. Er schließt seine Augen und schluckt, nach wenigen Sekunden hat er sich gefangen und nickt.

„Okay, dann ist das eben so." er öffnet sie wieder und schaut mich entschlossen an. ich kann den wütenden Schmerz in seinen Augen noch immer erkennen, es fällt ihm nicht leicht, diesen Umstand zu akzeptieren. 

„Aber dafür muss er bezahlen!"

Und mit „er" meint er den Vampir, der mein und Blaines Leben auf den Kopf gestellt hat, der das ganze Chaos verursacht hat, der der „nur Langeweile hatte"

Ja dafür wird er bezahlen, und ich werde Blaine mit Vergnügen dabei helfen.

Ich drücke seine Hand fester und er erwidert den Druck.

„Jetzt gehen wir erst mal zu mir nach Hause, du ziehst dir was anderes an und wäscht dich, deine Haare sind immer noch voller Ruß." schlage ich vor und Blaine nickt.

Danach werden wir seinen Durst stillen müssen, lange kann er ihn nicht unterdrücken. Doch alles zu seiner Zeit.

. . . .

„Deine Klamotten sind mir doch viel zu groß" er schaut auf den Stapel den ich ihm in die Arme drücke.

Mag sein, doch jetzt hat er gerade keine anderen.

„Wir kaufen morgen welche, okay? Für heute wird es schon gehen" ich lächele ihn an und er weicht meinem Blick aus. Wenn er noch leben würde, würde er jetzt erröten.

„Okay, danke" murmelt er leise und verschwindet dann in meinem Bad. Ich lasse mich seufzend auf mein Bett fallen und starre an die Decke.

Als nächstes werden wir herausfinden müssen, wo dieser verdammte Vampir ist. Wenn wir dieses Problem beseitigt haben, werden wir in eine andere Stadt gehen müssen, denn ich kann nicht mit Blaine hier herum laufen, da in den nächsten Tagen die Zeitungen voll mit ihm sein werden.

Und ich will kein Drama riskieren.

Wobei wir schon mitten in einem Drama stecken.

Ich drehe mich auf die Seite und lausche dem Plätschern der Dusche. Alles lief so ungeplant, Blaines Leben wurde durch dieses Ereignis nun komplett aus den Fugen gerissen.

Pläne die er für die Zukunft gemacht hatte, wird er nun nicht ausführen können. Er wird in ewiger Nacht leben, seine Unschuld wird bald völlig verschwinden.

Ich kneife meine Augen zusammen als eine Welle der Panik mich ergreift. Schuldgefühle, Angst und Verzweiflung lassen mich fast ersticken, als ich mit einem mal durch einen Ausruf meines Namens aus dem Strudel herausgeholt werde. 

 „Kain!" Blaines helle Stimme klingt verwirrt und aufgeregt und ich haste aus dem Bett zum Bad.

Ich reiße die Tür auf und bleibe stehen, als ich Blaine vorm Spiegel stehen sehe. Sein Oberkörper ist nackt und noch nass von der Dusche, kleine Wassertropfen laufen über seine glatte Brust in das Handtuch, welches um seine Hüfte geschlungen ist.

Ich schlucke und versuche meinen Blick schnellstmöglich von dem verführerischen Anblick zu lösen und finde Blaines Blick.

Erst jetzt fällt mir auf, warum er nach mir gerufen hat. An seine roten Augen habe ich mich ja mittlerweile etwas gewöhnt, doch er sieht sie zum ersten Mal.

Doch was noch auffälliger ist, sind seine Haare. Sie sind noch heller geworden als sie am Anfang waren. Praktisch der gegenteilige Effekt zu mir. Bei mir wurden sie eben noch dunkler. Blaines Haare wirken schon fast weiß, doch noch immer halten sie einen leichten goldenen Glanz.

Er ist umwerfend.

Ich laufe langsam auf ihn zu und nehme ihn in den Arm. Ich höre wie Blaine schluckt und löse mich langsam wieder von ihm.

„Meine Augen" flüstert er und ich nicke. ich werde seine blauen Augen vermissen, doch auch die roten sind noch immer voller Gefühle und wirken wie Tore zu seiner Seele.

Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

Die nächsten Wochen werden für uns beide voller neuer Ereignisse sein. Blaine wird seine Kräfte entdecken müssen und lernen müssen mit ihnen umzugehen. Alles ist unsicher und ich weiß nicht wie es weitergehen wird.

Doch bei einem bin ich mir sicher.

Ich werde für immer an seiner Seite bleiben. Wortwörtlich.




Numb (Boy x Boy)Where stories live. Discover now