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2015

Ich stoße mich von der Wand ab, an die ich mich gelehnt hatte. Mein nächstes Opfer hatte sich unabsichtlich in mein Visier begeben und das werde ich jetzt ausnutzen.

Ich folge dem betrunkenen Mann in eine Gasse, ihm scheint gar nicht mehr klar zu sein, was er tut. Er taumelt gegen einen alten Container und dabei schneidet er sich an einer herausstehenden Ecke.

Der süße Duft seines Blutes umhüllt mich und ich schließe verzückt die Augen.

Als ich sie wieder öffne, ist mein Blick geschärft und meine Reißzähne sind länger und schärfer geworden, bereit die Haut meines Opfers zu durchstoßen.

Ich springe nach vorne, den Mann total überraschend und breche ihm schnell und lautlos das Genick. Dann schlage ich meine Zähne in sein Fleisch, das köstliche Blut aufsaugend. Leider ist es ein wenig bitter durch den Alkohol, doch es sättigt mich.

Ich entsorge die Leiche im Container, wenn man ihn findet wird man denken, er seie am Alkohol gestorben.

Niemals wird man auf dem Gedanken kommen, dass Vampire existieren.

Ich schaue nach oben, den Himmel musternd. Ich habe noch ein wenig Zeit bevor die Sonne aufgeht. Ich lecke einen letzten Blutstropfen von meinen Fingern und verlasse dann die Gasse.

Die Straßen sind still, an und zu mal braust ein Auto vorbei und ein Hund bellt, doch sonst stört mich nichts auf dem Weg nach Hause. Klar, es ist eine kalte Winternacht, kein Mensch würde jetzt freiwillig hinausgehen.

Leise öffne ich die Tür zu meinem Apartment, die Menschen die in den nebenliegenden Wohnungen wohnen, schlafen noch. Ich begebe mich in mein Zimmer, was genau wie der Rest nur mit den nötigsten Dingen ausgestattet ist. Ich brauche fast nichts zum Leben, die Küche ist unbenutzt, genau wie die Toilette. Duschen tue ich ab und zu Mal, doch ich tue das ich nur, weil ich mich danach besser fühle.

Das Bett dagegen benutze ich jede Nacht. Beziehungsweise Tag für die Menschen.

Ich schaue aus dem Fenster, die Sonne geht langsam auf und ich ziehe die Vorhänge zu, das sanfte Licht vermeidend.

Dann ziehe ich mir meine schwarze Lederjacke aus, genau so meine ebenso schwarzen Stiefel und Jeans. Das Top behalte ich an. Dann lege ich mich hin, sofort in einen wie immer traumlosen, tiefen Schlaf fallend.

~

Punkt 20:00 Uhr wache ich auf. Meine innere Uhr weckt mich immer genau zu diesem Zeitpunkt.

Ich stehe auf und ziehe mich an. Währenddessen beschließe ich, heute zur Abwechslung mal in eine Bar zu gehen. Menschen beobachten.

Ich laufe los, genau in dem Moment als die Nachbarfamilie heim kommt. Die Kinder quengeln und die Mutter scheint mit ihnen nicht klar zu kommen. Ich rolle mit den Augen, Erziehung lief früher auch besser. Und wenn ich das sage, muss es ja stimmen.

Ich runzele die Stirn und ignoriere die kleine Familie während ich langsam raus gehe. Es ist bereits dunkel, nur das kalte, weiße Licht der Straßenlaternen erleuchtet den Weg in regelmäßigen Abständen. In dem Licht glitzert der leichte Frost, der die Umgebung wie einen Schleier bedeckt, wie tausend Diamanten

Ich brauche kein Licht, ich weiß selber gar nicht wann das letzte Mal war, als ich echtes Sonnenlicht gesehen und gespürt habe.

Ich laufe einsam durch die stillen Straßen, bis ich das Kneipenviertel erreiche, was von Leben nur sprüht.

Ich vermeide die größten und lautesten Bars, da mir im Moment der Sinn nach etwas ruhigeren steht. Nach ein Paar Minuten finde ich eine meinem Geschmack entsprechende Kneipe.

Sie ist zwar immer noch gut besucht, doch es spielt keine unruhige Popmusik und es zucken keine Discolichter durch den Raum. Stattdessen ist alles in einem sanften, dämmrigen Licht gehalten und im Hintergrund spielen weiche Balladen.

Ich war schon ein Paar mal hier, kenne mich dementsprechend auch gut aus. Ich bin bekannt hier, die Leute reden hinter meinem Rücken über mich.

Wenn Sie wüssten, dass ich alles mitbekomme, was sie über mich sagen.

Ich schüttele den Kopf und setze mich an die Bar. Der Barkeeper schaut mich fragend an und ich nicke, einen Daumen hochhaltend. Kurz darauf kehrt er mit einem Brandy zurück.

Alkohol macht mir nichts aus, doch ich genieße es, einfach hier zu sitzen und zu beobachten. Vielleicht finde ich auch meine nächsten Opfer.

Bei dem Gedanken an Blut beginnen meine Augen sich zu schärfen. Ich schließe sie kurz, um wieder Kontrolle über mich zu erlangen und suche dann die Bar auf besonders köstliche Gerüche ab.

Im ersten Moment scheint meine Suche erfolglos, doch als der nächste Schwall an Menschen hineinkommt, entdecke ich eine ganz reizende Duftnote.

Ich suche den dazugehörigen Menschen und nicke zufrieden, als es sich als eine junge Blondine herausstellt. Langsam erhebe ich mich von meinem Hocker und laufe auf sie zu. Sie hat schon etwas Alkohol intus, dementsprechend ist sie sehr locker und offen.

Ich lege mein bestes Lächeln auf, was aber meine Augen nicht erreicht.

Seit Jahrhunderten war keines meiner Lächeln mehr echt. Ich weiß nicht einmal mehr, wie es sich anfühlt, richtig zu lachen.

Ich vertreibe den Gedanken aus meinem Kopf und konzentriere mich voll und ganz auf das Mädchen. Ich stelle mich neben sie und lasse meine Hand sanft ihren Arm entlanglaufen.

Sie bekommt eine Gänsehaut und schaut mit großen, überraschten Augen zu mir herauf.

"Guten Abend, hübsche." begrüße ich sie mit einer samtigen Stimme und ich höre wie ihr Herzschlag sich beschleunigt.

Ich freue mich auch, doch nur auf die leckere Mahlzeit die ich gleich erhalten werde.

Ich unterhalte mich ein wenig mit ihr, sie stellt sich als naiv und leicht beeindruckbar heraus. Was mich jedoch nicht wundert. Irgendwann bemerke ich, dass mir langweilig wird. Ich schaue auf die Uhr, um drei.

Langsam stehe ich auf und werfe der Blondine einen verführerischen Blick zu.

"Wollen wir kurz raus gehen, etwas frische Luft schnappen?" Frage ich mit meiner samtigen Stimme. Langsam nervt es, meine Stimme so lange verstellen zu müssen, doch bald habe ich es geschafft.

Sie nickt willig und folgt mir in die nun pechschwarze Nacht.

Selber schuld.

Ich nehme ihr Handgelenk und führe sie in eine abgelegene Gasse. Sie ist zu betrunken um etwas zu hinterfragen und folgt mir brav. Mir läuft das fast schon zu leicht, aber Hauptsache ich habe etwas zu essen.

Ich drücke sie gegen die Wand und sie stöhnt laut auf während sie die Augen schließt. Ich runzele leicht genervt die Stirn, wie kann sie sich einem fremden Mann so entgegenwerfen?

Doch das soll nicht meine Sorge sein.

Ich lasse meine Lippen an ihrem Hals entlangwandern, sie neigt ihn mir gerade perfekt hin. Ihre Halsschlagader wird mir praktisch auf dem Silbertablett serviert.

Dann lache ich leise und kalt, merke wie sie sich unter mir versteift.

Zu spät.

Ich schlage meine Zähne in ihre zarte Haut, ihr schriller, schmerzerfüllter Schrei durchschneidet die Stille der eiskalten Nacht.

Ich kümmere mich nicht darum, nur das Blut, ihr Lebenssaft welcher ihr aus den andern rinnt, zählt jetzt. Ich sauge und reiße an ihrer Haut bis ich keinen tropfen mehr herausbekomme.

Sie ist schon längst verstummt als ich endlich von ihr ablasse. Ich fahre mit meinem Daumen über Blutstropfen an meinem Kinn und lecke sie genüsslich ab.

Die Leiche des Mädchen schiebe ich hinter den Container, zerbrochene Glasflaschen neben sie legend. Sie ist nur unglücklich gestürzt.

Dann beginne ich meinen Weg zu meinem Apartment. Morgen werde ich vielleicht mal wieder jemanden jagen. Ihn Angst und Schrecken spüren lassen und ihm dann einen schmerzvoll Tod voller Panik sterben lassen. Das sollte mal zur Abwechslung wieder spannend werden.

Scheint ein guter Plan zu sein.

Numb (Boy x Boy)Where stories live. Discover now