~18~

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Er sinkt auf die Knie, seine Haut nimmt einen wütenden roten Ton an. Keuchend stehe ich auf, unter Schmerzen humpele ich zu ihm und beuge mich dann schützend über Blaine.

Nun bin ich der Sonne schutzlos ausgesetzt, doch meine Haut prickelt nur leicht und hinter meinen Schläfen pochen dumpfe Kopfschmerzen.

Ich schaue unseren Gegner an, der mit einem amüsierten Blick im Schatten der Bäume steht.

„Das kam ja überraschend" kichert er leise und schaut Blaine an, der immer noch keuchend unter mir liegt, nun geschützt von meinem Schatten, bald wird er sich wieder erholt haben.

Wütend starre ich unseren Feind an. Langsam brodelt die Wut immer weiter in mir, Adrenalin rast durch meine Adern und ich atme schneller. Mein Gehirn versucht auf Hochtouren eine Lösung zu finden.

Als erstes muss Blaine aus der Gefahrenzone heraus, weg von der Sonne. Doch ich muss gleichzeitig den anderen Vampir im Auge behalten, der sonst unsere Unachtsamkeit ausnutzen würde.

Langsam richte ich mich auf, immer darauf achtend, einen Schatten über Blaine zu werfen, der sich mittlerweile erholt hat. Er keucht zwar immer noch etwas, doch die Verbrennungen die durch die Sonne verursacht wurden, sind fast komplett verschwunden bis auf ein paar rote Flecken.

Er sucht meinen Blick und ich kann die Erschöpfung in seinen Augen sehen. Doch ich weiß auch, dass wir mit Blaines Feuerkraft noch ein Ass im Ärmel haben und wir ihn überraschen müssen. Blaine rappelt sich langsam auf, er lässt seinen Blick suchend über unsere Umgebung schweifen, nach einem schattigen Fleck suchend.

„Amüsiert mich wenigstens noch ein bisschen." kichert eine Stimme und wir beide funkeln ihn an. Blaine räuspert sich leise und ist dann innerhalb eines Wimperschlages auf der anderen Seite der Lichtung, auf der die Schatten der Bäume noch am längsten sind.

„Ich weiß nicht, ob die nächsten Minuten für dich so amüsant sein werden" gibt Blaine selbstsicher zurück, doch ich weiß, dass er immer noch nach einem Plan sucht, genau wie ich.

Auch ich begebe mich in den Schatten, sofort klingen die Kopfschmerzen leicht ab. Ich beobachte unseren Gegner aus dieser sicheren Entfernung. Blaine ballt seine Faust und mir kommt eine Idee.

Genau in dem Moment, als Blaine seinen riesigen, lodernden Feuerball auf den Vampir schleudert, konzentriere ich mich auf meine Kräfte.

Die Augen unseres Gegenspielers weiten sich, bevor er der Kugel ausweicht, doch er rechnet nicht mit mir. Ich lenke mithilfe meiner Gedankenkraft den lodernden Ball hinter ihm her und erwische ihn so an seinem Arm.

Er zischt vor Schmerzen auf, nach wenigen Sekunden ist das Feuer gelöscht, doch nun erkenne ich, dass wir eine recht große Chance gewonnen haben. Wenn wir zusammen arbeiten, können wir ihn so besiegen.

Blaine wirft mir ein schiefes Grinsen zu, bevor er eine riesige Feuerwand über die Lichtung gleiten lässt. Nun beginnt man auch, die Spuren unseres Kampfes zu sehen. Der Boden ist verkohlt und geschwärzt, einzelne Flammen und Funken schweben über die Lichtung. Ebenso brennen einige Bäume, die im Weg Blaines Kraft waren.

Wir hören ein entsetztes Knurren und wieder weicht er den Flammen aus. Mittlerweile habe ich eine Idee, wie wir ihn endgültig erwischen können, doch ich weiß, dass sie sehr viel Kraft von mir fordern wird.

Ich konzentriere mich auf unseren Gegner und bemerke den vertrauten Druck hinter meinen Schläfen, der jedoch dieses mal stärker ist als sonst, da ich mich auf ein bewegliches Objekt konzentrieren muss.

Blaine erahnt, was ich vorhabe und begibt sich in Position, bereit jederzeit eine Flammenkugel abzugeben.

Endlich kann ich ihn ergreifen und sofort konzentriere ich mich darauf, ihn an Ort und Stelle festzuhalten. Ich kann sehen, wie er am anderen Ende der Lichtung wie angewurzelt stehen bleibt und er uns einen panischen Blick zuwirft.

Der Druck in meinen Kopf wird immer unerträglicher und ich keuche leise auf, lange kann ich es nicht mehr aushalten. Blaine hebt seine Faust, die Flammen tanzen freudig und angriffslustig um ihn, bevor er sie mit voller Kraft nach vorne schnellen lässt.

Er trifft unseren Widersacher direkt an der Brust und genau in dem Moment wird der Druck in meinem Kopf zu groß, um ihm standzuhalten. Ich lasse von dem mittlerweile vor Schmerzen kreischendem Vampir ab, der sofort in den Wald flüchtet.

Blaine setzt ihm nach, doch gerade rechtzeitig fällt ihm ein, dass er nicht in die Sonne kann. Frustriert steht er am Rande der Schatten, die jedoch auch immer kleiner werden und starrt in den dunklen Wald, in dem unser Feind irgendwo gerade versucht, nicht zu verbrennen.

Leise keuche ich und versuche meine Fassung wiederzuerlangen, indem ich langsam aufstehe und tief Luft hole.

Ein Gefühl sagt mir, dass wir den Vampir nie mehr sehen werden.

„Blaine" murmele ich leise und er dreht sich seufzend um, nachdem er noch einmal einen wütenden Blick auf die unschuldigen Bäume geworfen hat. Langsam kommt er auf mich zu und schlingt seine Arme um mich. Ich erwidere seine Umarmung und vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken, seinen beruhigenden Geruch aufnehmend.

Langsam nimmt der Adrenalinrausch ab und langsam beginne ich, wieder einigermaßen klar zu denken. Wir müssen irgendwie nach Hause kommen, da auch bald dieser Wald mit Sonnenlicht durchflutet sein wird.

Ich schaue in den Himmel und zu meiner Freude ballen sich dicke Wolken zusammen, die die Sonne hoffentlich bald verdecken werden. Wenigstens das Wetter spielt uns jetzt in die Hände. 

*

Als wir eine Stunde später durch strömenden Regen auf meine Wohnung zulaufen, verfluche ich das Wetter innerlich, auch wenn ich weiß, dass es nicht besser hätte kommen können.

Aber nun sind wir pitschnass und ich mag Nässe einfach nicht, während Blaine sich überhaupt nicht gestört zu fühlen scheint.

Endlich erreichen wir meine trockene Wohnung und Blaine kichert leise, als er meine von Regenwasser durchnässten Haare sieht. Ich gehe ins Bad um uns zwei Handtücher zu holen und werfe Blaine eines davon auf den Kopf.

Der Kampf hat uns erschöpft und ich weiß, dass ich demnächst wieder Blut brauche. Dann fällt mir ein, dass Blaine ja ein neugeborener Vampir ist, also braucht er mehr Blut als ich.

„Hast du Durst?" fage ich ihn leise und er schluckt, wie als würde er es erst jetzt bemerken und nickt vorsichtig.

Ich setze mich neben ihn und ziehe ihn dann zu mir auf den Schoß.

„Vampire können ja auch voneinander trinken, das habe ich dir damals bei dir zuhause erzählt" erinnere ich ihn und er nickt schnell.

„Also..." ich lasse den Satz unbeendet und neige ihm meinen Nacken entgegen.

Blaine schluckt erneut und wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich mit einem ermutigenden Nicken beantworte.

Langsam nähert er sich meiner empfindlichen Haut im Nacken und küsst sie kurz, was einen warmen Schauer meinen Rücken herunterfahren lässt und dann spüre ich, wie seine Reißzähne die Haut durchstoßen.

Doch der erwartete Schmerz bleibt aus, stattdessen empfinde ich so etwas wie unendliches Glück. Blaines Hände halten sich an meinen Oberarmen fest und ich schlinge meine Arme um seine Hüfte, ihn noch näher zu mir ziehend, während er mit kräftigen Zügen seinen Durst löscht.

Mittlerweile fühlt es sich so an, als ob Blaines und meine Seele vereint sind. Wahrscheinlich ist es sogar das, was geschieht. Deswegen wird gegenseitiges Voneinandertrinken auch als so ein großer Vertrauensakt gesehen.

Langsam löst Blaine sich von mir, das Blut welches auf seinen Lippen glänzt ableckend.

„Was war das gerade?" flüstert er mit rauer Stimme und ich zucke mit den Schultern, er wird das Selbe gefühlt haben wie ich.

Blaine gähnt leise und lehnt sich dann gegen mich, den Kopf auf meine Brust legend. Langsam stehe ich auf und gehe in unser Schlafzimmer, uns beide ins Bett legend. Wir brauchen jetzt erst mal eine Runde Schlaf, und morgen kümmern wir uns wieder um unsere Probleme.

Doch jetzt bekommen wir erst mal unsere wohlverdiente Ruhe.

Numb (Boy x Boy)Where stories live. Discover now