~ Epilog ~

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Kichernd steht Blaine im Brunnen vor dem Louvre, das Wasser mit seinen Füßen hochspritzend. Es ist Nacht, natürlich, und keine Menschenseele ist in der Nähe.

Ich drehe mich von ihm weg, als er Wasser in meine Richtung spritzt, um seine Kamera vor den Tropfen zu schützen.

„Hey" lache ich und konzentriere mich kurz auf das ruhige, flache Wasser des Brunnens, um dann einen Schwall auf ihn zukommen zu lassen.

Blaine weicht der Wasserwand aus und streckt mir die Zunge heraus.

Natürlich wollte Blaine in die Stadt der Liebe, New York haben wir noch nicht besucht, doch das wird unser nächstes Ziel sein, nach Paris.

Ich habe es endlich geschafft, meinen Körper an die Sonne zu gewöhnen. Nun kann ich ohne Schmerzen und Kribbeln in die Sonne hinaus, bei Blaine wird es tatsächlich noch etwas länger dauern.

Trotzdem bevorzuge ich die Nacht, auch wegen solchen Momenten wie diesen. Wenn Blaine und ich ungestört irgendwelche Sachen machen können.

Ich werde aus meinen Gedanken geholt, als er auf mich zukommt und mir einen Kuss auf die Wange drückt. Er nimmt seine Kamera entgegen, die er fast nie ablegt. Doch irgendwie bin ich dankbar dafür, dass er versucht, so viele Momente wie möglich einzufangen.

So können wir immer wieder über das Erlebte lachen und uns zurückerinnern. Die Bilder werden bleiben.

„Ich habe Hunger" flüstert Blaine mir leise ins Ohr und ein leichter Schauer fährt meinen Rücken herunter. Ich küsse seinen Nacken sanft und nehme dann seine Hand, um ihn in eine dunkle, nicht beleuchtete Gasse zu führen.

„Bediene dich" flüstere ich zurück und er kichert leise, bevor er sich zu meinem Nacken wendet. Er drückt einen Kuss auf meine Halsschlagader, was nun eine Angewohnheit von ihm geworden ist. Immer dieser kleine Kuss.

Seine scharfen Reißzähne fahren in meine Haut und ich kneife kurz die Augen zusammen, um sie danach gleich wieder zu öffnen. Ich will keinen Moment verpassen.

Er stillt seinen Durst und löst sich dann langsam von mir. Blaine braucht nicht mehr so häufig Blut wie am Anfang, doch da er nun nur noch von mir trinkt und ich von ihm, sind sowieso keine Menschen mehr durch uns gefährdet.

In den Wochen die wir schon unterwegs sind ist der Frühling gekommen und es wurde immer wärmer. Die Tage wurden länger, was uns erst mal vor Probleme gestellt hatte, doch nach und nach gewöhnten wir uns an, rechtzeitig in unsere Unterkünfte zurückzukehren.

Blaine scheint keinerlei Probleme zu haben, sich seinem neuen Leben anzupassen. Ab und zu mal bemerke ich, dass er mit seinen Gedanken abschweift und ich vermute mal stark, dass er an seine Eltern denkt. 

„Willst du auch einen Schluck?" fragt er leise und ich schüttele den Kopf, da ich spüre, dass der Tagesanbruch nicht mehr weit sein kann. Ich nehme seine Hand und verschränke meine Finger mit seinen.

Wir laufen durch die Straßen Paris. Langsam beginnt das Leben zu erwachen, erste Bäcker öffnen und einige arme Seelen sind auf dem Weg zur Arbeit. Am Horizont erscheint ein blasser Streifen Licht. Wieder einmal sind es die magischen Sekunden zwischen Nacht und Tag, die Welt scheint für einige Augenblicke innezuhalten, bevor die Sonne alles in goldenes Licht taucht, und das Gesicht der Welt anders erscheinen lässt.

Und genau in diesem goldenen Moment betreten Blaine und ich das Foyer unseres Hotels. Er kichert leise, irgendwie hat er einen Hang zum Abenteuer entwickelt, er scheint es amüsant zu finden, brenzligen Situationen gerade so aus dem Weg zu gehen. Wortwörtlich.

Wir gehen in unser abgedunkeltes Zimmer und Blaine wirft sich sofort in unser Bett. Ich schaue ihn erst augenrollend an, da er seine Schuhe wieder einmal nicht ausgezogen hat, doch lächele dann, als er mich mit einem verschmitzten Grinsen anschaut.

Er hat mich um seinen Finger gewickelt und er weiß es ganz genau.

Ich gehe zu ihm und ziehe die Schuhe von seinen Füßen, daraufhin dreht er sich auf den Rücken und öffnet seine Arme einladend. Ich ziehe mein Oberteil aus und meine Schuhe und schlüpfe dann zu ihm unter die Decke. Sofort schmiegt er sich an meine Brust und drückt einen kleinen Kuss auf meinen Oberarm.

„Gehen wir als nächstes nach London?" fragt Blaine nach einigen Minuten angenehmen Schweigens und ich lächele. New York scheint doch noch mal nach hinten verschoben zu werden.

„Wir können überall hin wo du willst, wann du willst" antworte ich im und er kichert leise.

„Aber du sollst auch mit entscheiden" besteht Blaine und schaut mich an. Ich zucke mit den Schultern.

„Ich war schon in fast allen großen Städten der Welt, aber die meisten waren schon so lange her, dass ich jede noch einmal besuchen würde, also entscheidest du" sage ich und Blaine schnauft leise.

„Aber ich will nicht alleine entscheiden" murmelt er.

„Wir sind nicht auf der Flucht" lache ich leise,

„Wir haben alle Zeit der Welt und auf uns wartet so viel" ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und er schaut mich mit leuchtenden Augen an.

Mittlerweile habe ich mich auch an seine neue Augenfarbe gewöhnt. Anfangs fiel es mir schwer, nicht jedes Mal an seine blauen Augen zu denken, doch nun sehe ich auch, wie sehr seine roten Augen vor Leben strahlen. Nicht weniger als vorher.

Blaine streckt sich kurz um die Kamera zu holen, die auf dem kleinen Nachttisch steht und schaut sich die Bilder an, die wir in den vergangenen Stunden geschossen haben.

Natürlich hat er wieder einmal heimlich welche von mir gemacht, wie ich in den Himmel schaue, die Sterne bewundernd, oder wie ich interessiert in ein Schaufenster schaue, mein Gesicht beleuchtet von den Lichtern aus dem Laden.

Ich wirke glücklicher, fällt mir auf, als ich die Bilder betrachte. Freier, unbeschwerter.

Das habe ich Blaine zu verdanken. Unsere erste Begegnung in der Bar, gefühlte Jahre sind seitdem vergangen, doch diese Begegnung hatte mein Leben umgeworfen. Aber nicht zum schlechteren, im Gegenteil. Ich kann dem Schicksal gar nicht genug danken, dass es mich zu Blaine geführt hat.

Ich erinnere mich wie ich ihn am Anfang nicht leiden konnte weil er mir zu neugierig und zu fröhlich war. Ich erinnere mich wie ich ihn für seltsam hielt. Ich erinnere mich, wie ich ihn einfach nicht aus meinen Gedanken bekommen konnte.

Und jetzt planen wir, über die ganze Welt zu reisen, unser Leben zu genießen und unbeschwert in die Zukunft zu schauen. Und das alles zusammen.

Ich schließe die Augen als mich meine Liebe zu ihm übermannt. Ich ziehe ihn noch näher zu mir ran und vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken. Überrascht legt er seine Kamera weg und seine Arme um mich.

„Ich liebe dich" flüstere ich und ich merke wie mein Atem auf seinem Nacken eine Gänsehaut auslöst und er schmiegt sich noch enger an mich.

„Ich dich auch" antwortet er ebenso leise und ich schließe die Augen.

Morgen ist ein neuer Tag, dem folgen noch viele weitere Tage an denen ich mit Blaine die Welt unsicher machen werde, an denen ich neue Erinnerungen mit ihm sammeln kann.

Tage die ich zu den besten meines Lebens machen kann. 

- ♥ - 

Und hiermit ist die Geschichte um Blaine und Kain beendet.
Ich hoffe sehr, dass sie euch gefallen hat und die beiden euch wenigstens ein wenig ans Herz gewachsen sind.

Doch das wichtigste ist: danke an alle die diese Story gelesen haben und gevotet haben und Kommentare geschrieben haben. Jedes einzelne Zeichen, dass es euch gefallen hat freut mich unglaublich. Ich bin auch wieder einmal total überwältigt wie viele reads die Story bereits hat und bin euch unglaublich dankbar!

Psst, eine neue Story ist in Planung ;)

Numb (Boy x Boy)Where stories live. Discover now