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Nach vielen weiteren ergebnislosen Stunden des Suchens gönnen wir uns am frühen Morgen eine Pause in einem Fast- Food Restaurant, welches die ganze Nacht über geöffnet hat.

Grübelnd sitze ich wieder über der Karte, während Blaine aus den großen Fenstern schaut, den frühmorgendlichen Verkehr beobachtend. Noch ist die Sonne nicht sichtbar, doch ich weiß, dass wir nicht mehr viel Zeit haben.

Ich musterte die Karte nachdenklich, ein Gefühl sagte mir, wo wir unseren Gesuchten finden werden.

„Blaine" murmele ich leise und er dreht sich zu mir um, mildes Interesse in seinen Augen zeigend.

„Ich vermute er wartet an deinem Haus, in dem Wald in dem ich dich... verwandelt habe" ich zögere leicht, bevor ich es sage, noch immer fällt es mir schwer.

Blaine schluckt unsicher, ich sehe wie es ihn innerlich aufwühlt, mit dem Gedanken zu spielen, wieder sein abgebranntes Haus zu sehen, und von Erinnerungen übermannt zu werden.

Doch dann nickt er und steht zu meiner Überraschung entschlossen auf.

„Dann werden wir ihn begrüßen, und damit gleich erledigen" seine Stimme klingt fest und überzeugend. Ich nicke und packe die Karte zusammen. Wir bezahlen an der Theke und laufen dann durch die kühle Morgenluft und stillen Straßen zu Blaines Haus.

Den ganzen Weg über merke ich wie er mit seinen Gefühlen kämpft. Ich leide mit ihm, ich weiß dass er unseren Feind los werden möchte, doch gleichzeitig fällt es ihm unglaublich schwer, wieder in die Nähe seines alten Zuhauses zu gehen, da er weiß, dass seine Eltern denken, er sei tot.

Blaine öffnet immer wieder seine Hand und spielt mit seiner neu entdeckten Fähigkeit, dem Feuer. Er lässt kleine Flammen an seinen Fingerspitzen tanzen, oder kleine Tornados aus blauen und roten Flammen auf seiner Handfläche umherwirbeln.

Er scheint diese Gabe bereits sehr gut unter Kontrolle haben, vielleicht würde er sie sogar gegen unseren Gegner anwenden können.

Langsam Nähern wir uns unserem Ziel, noch immer ist der Horizont dunkel, doch ich weiß, dass wir den Kampf schnell beenden müssen. Blaine wird unweigerlich Schmerzen spüren, sollten die ersten Sonnenstrahlen seiner Verwandlung seine Haut berühren. Ich erinnere mich selbst zu gut an meine erste Begegnung mit der Sonne nach meinem „Tod".

Blaine greift nach meiner Hand und ich drücke sie. Seine Gefühle wirbeln nun unkontrolliert in ihm herum, ich spüre wie seine Aura sich langsam verändert. Mittlerweile mischt sich auch pure, rohe Wut darunter. Ich kann praktisch sehen, wie er einen Schlachtplan in seinem Kopf entwirft.

„Blaine." ich ziehe kurz an seinem Arm und halte uns an. Er wird aus seinen Gedanken geholt und schaut mich an, als ob ihm jetzt erst wieder einfallen würde, dass ich auch noch da bin.

„Wir schaffen das hier gemeinsam, ich bin immer an deiner Seite." rede ich leise und eindringlich auf ihn ein.

„Wir werden ihm jetzt so richtig in den Arsch treten" flüstert Blaine zurück und ich muss trotz der Situation lachen.

„Genau so machen wir es" flüstere ich und beuge mich dann herunter um ihm mit einem leidenschaftlichen Kuss alle meine Gefühle offen zu legen.

Er schlingt seine Arme um meinen Hals, seine Hände vergräbt er in meinen schwarzen Haaren und er erwidert den Kuss genau so leidenschaftlich und verlangend. Mit einem leisen Wimmern löst er sich widerwillig von mir und ich vergrabe mein Gesicht in seinem Nacken, in dem mir wieder sein verführerischer Duft entgegenschlägt. Da fällt mir auch wieder ein, dass ich sein Blut, auch wenn er ein Vampir ist, zu mir nehmen kann. Dasselbe gilt für ihn.

Doch dafür ist im Moment keine Zeit. Mit einem letzten sanften Kuss auf die zarte Haut löse ich mich von seinem Nacken und verschränke meine Hand wieder mit seiner. Ich nicke ihm zu und er holt tief Luft, um mir dann in das kleine Waldstück, wo aller Wahrscheinlichkeit nach unser Kampf und die Entscheidung warten, zu folgen.

Nach einigen Schritten in das dunkle Waldstück nehme ich auch seinen Geruch wahr, was meine Vermutung bestätigt. Er wartet bereits auf uns. Auch Blaine spannt sich an, bereit für den Kampf.

Wenig später steht er vor uns. Er mustert Blaine mit mildem Interesse und grinst dann, seine bereits geschärften Reißzähne zeigend.

„Wie romantisch, du hast ihn zu einem unseresgleichen gemacht" seine vor Arroganz triefende Stimme durchschneidet die Stille der Nacht und schon fängt mein Blut an zu kochen und meine Sicht wird leicht rötlich am Rande meines Blickfeldes. Nur Blaines Hand die immer noch in meiner liegt, hält mich davon ab, ihm den Nacken zu brechen.

Blaine tritt einen Schritt nach vorne

„Hast du nicht genug Unterhaltung gehabt?" fragt er mit einem leisen Zischen, welches selbst mir Schauer den Rücken herunter jagt.  

Er schaut Blaine gespielt überrascht an.

„Aber jetzt ist es doch gerade erst richtig losgegangen" er kichert leise

„Es war ja schön äußerst amüsant zu sehen, wie deine Eltern zusammenbrachen als sie von deinem Tod erführen, so schwach sind Menschen"

In einer einzigen blitzschnellen Bewegung ist Blaine bei ihm, seine Hand nach seinem Hals ausgestreckt. Seine Augen glühen nun leuchtend rot, seine Reißzähne sind geschärft und er zischt bedrohlich.

Doch damit hatte er gerechnet, blitzschnell wirbelt er aus dem Weg und kichert wieder leise und kalt.

„Ihr seid einfach nur lächerlich" teilt er uns von seinem neuen Platz aus mit. Doch mittlerweile kann ich mich auch nicht mehr zurückhalten und konzentriere mich auf den Baum hinter ihn. Langsam breitet sich Druck in meinem Gehirn aus, doch gleichzeitig fängt der Baum an, seine langen Äste um unseren Gegner zu schlingen, der im ersten Moment zu überrascht ist um zu reagieren.

Ich lasse die Äste schneller bewegen, doch seine Reaktion trifft mich unvorbereitet. Ein Stromschlag lässt mich am ganzen Körper erzittern und ich falle auf meine Knie. Er hält für Sekunden an, ich zittere und keuche während Blaine auf mich zu rennt.

Endlich lässt er von mir ab und ich keuche, Luft in meine Lungen pumpend. Mein ganzer Körper prickelt wie von tausend Nadelstichen bearbeitet und noch immer Zittere ich. Schwach hebe ich meinen Blick und sehe dass er sich aus den Ästen befreit hat, die ihn umschlangen.

„Blaine" flüstere ich als Warnung und er rappelt sich schnell auf, um sich schützend vor mich zu stellen.

Doch genau in diesem Moment, als Blaine seine Hand ballt und seine Kräfte beschwören will, treffen die ersten Strahlen der Sonne auf unser Schlachtfeld.

Blaines schmerzerfüllter Schrei durchschneidet die Luft.


Numb (Boy x Boy)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن