Die Ausrüstung des Pferdes IV

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Hilfszügel

Allgemeines

Ich möchte in meinem Buch nicht jeden Ausrüstungsgegenstand ansprechen (wer meint dass Gamaschen Tierquälerei sind, ist bei mir sowieso falsch oder soll seine Meinung bitte begründen). Hilfszügel sind aber doch ein recht häufig diskutiertes Thema, deshalb möchte ich euch hierzu meine Meinung erklären.

Viele halten jegliche Hilfszügel für Quälerei. Egal, wie sie wirken, egal wie lang oder eng geschnallt.
Solche Leute reiten oft ihre Pferde lieber nur mit gebissloser Trense und der Nase weit vor der Senkrechten.
Das muss nicht schlecht sein, kann es aber! Denn in vielen Fällen laufen die Pferde gleichzeitig nicht über den Rücken (wölben ihn nicht auf, weshalb ein Pferd nicht auf Dauer viel Gewicht auf seinem Rücken aushält ohne gesundheitliche Schäden). Dann sagt man, das Pferd läuft über dem Zügel.

Um das zu verhindern, braucht man schon, je nach Pferd natürlich unterschiedlich, etwas fortgeschrittene Reitkenntnisse (in der Praxis wie in der Theorie). Bei manchen Pferden schafft es selbst ein guter Anfänger, bei anderen haben sogar Profis lange Zeit Probleme. Das hängt nicht nur von Charakter oder Ausbildungsstand des Pferdes ab, sondern auch von dessen Körperbau - Andalusiern fällt es meistens sehr leicht, Pferden mit einem von Natur aus eher nach oben gebogenen, tief angesetzten Hals fällt es eher schwer.

Hilfszügel sind eigentlich immer dazu da (oder zumindest dazu gedacht), eine Beizäumung zu entwickeln und im Endeffekt zu erreichen, dass das Pferd am Zügel läuft, den Rücken aufwölbt.
Dabei unterscheiden sie sich darin, wie sie die gewünschte Haltung unterstützen/erreichen wollen.

Dreieckszügel, Laufferzügel und Wienerzügel
Der Unterschied zwischen den dreien ist sehr gering und nahezu unwesentlich.
Diese werden häufig bei Anfängern angewendet, denn der Reiter hat keinen Einfluss auf sie, während er reitet (kann sie so lange also auch nicht falsch benutzen).
Diese Hilfszügel stecken das Pferd in eine relativ starre Position, es kann sich weder stark biegen, noch stark den Kopf hoch nehmen, natürlich je nach verschnallter Länge. Deshalb darf man sie auf keinen Fall zu eng verschnallen und auch nicht benutzen, solange das Pferd noch nicht warm ist, genauso wenig wie in der Abreitephase am Ende. Auch bei der Ausbildung oder Korrektur von Pferden werden sie ungern benutzt, da sie eben so wenig flexibel sind, was einem guten Reiter dann im Weg ist.

Richtig verschnallt, läuft (nicht nur im Stehen) das Pferd mit der Nasenlinie leicht vor der Senkrechten bei leicht nach oben zeigender Oberhalslinie. Ca so wie auf dem Bild oben, auch wenn das ein Halsverlängerer ist. Nimmt das Pferd den Hals weiter herunter, kommt natürlich automatisch der Kopf hinter die Senkrechte. Das ist dann übrigens auch keine Rollkur :D. Trotzdem sollte der Reiter das Herunterziehen des Kopfes durch leichte Aufwärtsparaden (nenn ich jetzt mal so, heißt aber nicht, dass da nicht auch Schenkel usw mitwirken) verhindern.
Diese drei Hilfszügel sollen jedenfalls den Anfänger entlasten, indem sie das Pferd dazu animieren, über den Rücken zu gehen, ohne dass der Reiter etwas tun muss. Gut ausgebildete Pferde nehmen das auch für gewöhnlich an. Dadurch kann der Anfänger sich besser auf Sitz und elementare Hilfengebung konzentrieren und kann zudem besser sitzen, da Pferde, die den Rücken aufwölben, auch bequemer sind.

Auch zum ernsthaften Longieren sind sie häufig sinnvoll. Zum Springen und im Gelände sind sie absolut ungeeignet und können für Pferd und Reiter dann sehr gefährlich werden, da der Hals als Balancierstange stark eingeschränkt ist.

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Na hat euch die Langeweile schon gepackt?;D Leider sind "Reitlehren" immer ein wenig langweilig aber ich werde nur ca jedes zweite Mal so ein Kapitel machen und ansonsten Irgendwas über Pferde, was gerade mein Mitteilungsbedürfnis deckt.

Danke für die vielen Reads und Votes und Kommentare, ihr seid die besten!

Meine ReitlehreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt