Die Ausrüstung des Pferdes V

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Hilfszügel 2

Ausbinder
Ausbinder werden genauso wie Dreieckszügel häufig bei Anfängern eingesetzt, mit dem selben Ziel.
Der Unterschied zwischen den beiden liegt darin, dass bei Dreieckszügeln dem Pferd zwei Kopfhaltungen erlaubt sind - die "normale " Am-Zügel und auch etwas die vorwärts- abwärts Haltung. Diese kann das Pferd mit Ausbindern nicht einnehmen. Deshalb muss hier das Pferd noch besser aufgewärmt werden, bevor sie verschnallt werden.

Der Vorteil von Ausbindern ist, dass sie zum Teil das Buckeln unterbinden können. Buckeln funktioniert nämlich nur richtig, wenn das Pferd den Kopf zwischen die Vorderbeine, sprich nach unten, strecken kann.
Der Nachteil ist, dass das Pferd auch bei korrekter Länge nur wenig Bewegungsfreiheit in Kopf und Hals hat.

Pferde, die gerne den Kopf nach unten ziehen und sich so den Hilfen des Reiters entziehen, können das mit Ausbindern nicht. In solchen Fällen sind sie also den Dreieckszügeln vorzuziehen, ansonsten würde ich Dreieckszügel bevorzugen (mehr Bewegungsfreiheit).

Ausbinder gibt es aus Gummi, mit Gummiring (häufigste Variante) und ganz aus Leder.
Die komplett-Gummi-Variante hört sich zwar erstmal gut an, ist es meiner Meinung nach aber nur in seltensten Fällen. Sie lädt das Pferd nämlich dazu ein, sich auf den Zügel zu legen und das Gebiss festzuhalten, unter dem Motto "es gibt nach, wenn ich nur fest genug dagegen drücke". Deshalb ist sie auch nicht auf Turnieren erlaubt.
Die Gummiring Variante finde ich persönlich am besten. Kaum ein Pferd legt sich dabei auf den Hilfszügel. Dennoch gibt er in Notsituationen etwas nach, z.B. wenn das Pferd stolpert.

Martingal
Auf dem Bild oben seht ihr Puschel mit Vorderzeug und Martingal.
Das Martingal wird gerne bei etwas fortgeschritteneren Reitern benutzt, die dennoch Probleme mit der Beizäumung haben. Außerdem wird es sehr häufig bei Springpferden (vor allem im hohen Sport und in Verbindung mit einem Vorderzeug) eingesetzt.
Nicht zu kurz geschnallt kann das Martingal eigentlich sehr wenig schaden, hilft aber auch recht wenig.
Einige Springpferde reißen öfter mal den Kopf nach oben, um sich verhaltenen Hilfen vor dem Sprung zu entziehen. Da diese jedoch oftmals sehr wichtig sind, damit man passend und sicher an den Sprung kommt, greifen viele zum Martingal. Dieses leitet den Zügel um, sodass Zug nicht von hinten sondern von hinten-unten kommt. Dadurch nimmt das Pferd eher den Kopf nach unten.
Beim Dressurreiten kann das Martingal, etwas kürzer als beim springen geschnallt, durch diese nach-unten Wirkung eine tiefe Hand des Reiters simulieren. Oft hört man zwar:' je höher die Hand, desto tiefer das Pferd ', das trifft aber nur beim bereits durchlässigen Pferd zu.
Das Martingal kann auch im Gelände eingeschnallt werden, in der selben Länge wie zum Springen, sprich die Riemen sollten fast bis zur Kehle des Pferdes reichen. Zum Longieren ist es logischerweise ungeeignet, da man Zügel braucht.

Gogue und Chambon
Falls ihr diese Hilfszügel nicht kennt - sie gehen von der Mitte vom Sattelgurt hoch zum Genickstück, an dem ein extra Riemen mit Ringen auf beiden Halsseiten befestigt ist. Hierdurch werden sie auf beiden Seiten durchgeführt und gehen dann neberm Backenstück herunter bis zum Gebissring. Das offene Chambon wird dort eingehakt. Das geschlossene Chambon oder Gogue genannt werden durch den Gebissring geleitet und am Hilfszügel ca 30cm vorm Sattelgurt an einem Ring eingehakt.

Diese Hilfszügel zeigen dem Pferd den Weg in die Tiefe, ohne dabei die Stellung einzuschränken. Sie werden gerne zur Korrektur von Pferden mit tief angesetztem Hals (die also lieber in hoher Aufrichtung statt vorwärts abwärts laufen) eingesetzt und die Pferde strecken sich damit auch recht schnell. Das geschlossene Chambon / Gogue erzeugt zusätzlich noch ein wenig Beizäumung.
Diese Hilfszügel sind auch zum Longieren geeignet, aber auf keinen Fall fürs Gelände oder zum Springen!

Denn der Nachteil ist, dass das Pferd sich oft sehr eingeschränkt fühlt und der Hilfszügel auch Schaden kann. Er wirkt nämlich nicht nur aufs Gebiss, sondern auch aufs Genick. Von einem starken Ruck im Maul erholen sich die meisten Pferde wieder, ein starker Ruck im Genick kann jedoch anhaltende Schäden verursachen.
Deshalb darf der Hilfszügel auch nur eingesetzt werden, wenn das Pferd keinerlei gesundheitliche Probleme im Genick hat.
Zudem darf man ihn nicht anwenden, wenn das Pferd sehr empfindlich beim anbinden ist, sprich sich dabei oft "aufhängt". Auch wenn es Probleme damit hat, andere Hilfszügel zu akzeptieren, ist von diesem abzuraten.
Für Chambon und Gogue muss man das Pferd nicht erst aufwärmen, man kann sie gleich reinschnallen, allerdings nur, wenn das Pferd sie bereits problemlos akzeptiert.
Die ersten Male sollte man das Pferd erst normal aufwärmen. Dann kann eine Hilfsperson während das Pferd Schritt läuft, langsam die beiden Zügel durch die Genickringe ziehen und sie langsam immer kürzer nehmen, bis man sie einschnallen kann (auch beim geschlossenen erst in die Gebissringe und später dann in den anderen Ring). Empfindliche Pferde hängen sich sonst eventuell daran auf, und dann kann es sehr gefährlich werden. Mein Horrorerlebnis dazu erzähle ich euch im nächsten Kapitel ;)

Unserem Puschel hat das Chambon anfangs sehr geholfen, er hat sich (wie die meisten Pferde) auch nie dagegen gewehrt.

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