Studentenreiterturnier

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Neulich bekam ich einen Anruf von den Studentenreitern aus der naheliegenden Unistadt: Ob ich mir vorstellen könnte, meinen Ruben für ihr Turnier für die L-Dressur zur Verfügung zu stellen.
Sie würden Ruben (und mich) dafür auch abholen und wieder heim fahren.

Da ich das ganze vor ein oder zwei Jahren schonmal mitgemacht hatte und es ganz interessant war, sagte ich zu.

Beim Studentenreiterturnier kommen mehrere Studentenreiter aus den verschiedenen umliegenden Unistädten. Die Reiter haben dort Vereine gegründet, extra für Studenten. Und diese Vereine veranstalten dann immer Turniere, allerdings laufen diese nicht ganz so ab wie normale:
Die Reiter kommen nämlich ohne Pferd und müssen sich zunächst in einer A-Dressur messen. Dabei reiten immer drei nacheinander auf dem selben Pferd die Prüfung, die Pferde werden von Privatpersonen wie mir, den Studenten die nicht mitreiten sondern nur helfen und Händlern gestellt. Der beste der drei Reiter kommt schließlich in die nächste Runde, eine L-Dressur auf Trense. Da läuft es wieder genauso ab und er misst sich mit den anderen besten aus der A Dressur. Daraufhin folgt noch die L auf Kandare und dann als Finale eine M, da reiten nur noch zwei.
Dasselbe gibt es dann am nächsten Tag auch im Springen.

Ja, jedenfalls war dann Ruben für die L auf Trense eingeteilt.
Erstmal stand ich dem ganzen mit gemischten Gefühlen gegenüber, da ich in letzter Zeit den Fokus eher auf dem Springen hatte und weniger Dressur geübt hatte. Dressurunterricht kannte ich nur noch vom Hörsagen, hatte mein Geldbeutel es schon über ein Jahr lang nicht mehr zugelassen, eine 30€ Reitstunde zu nehmen. Springen kostet immerhin bei uns nur 15€ (ist auch in der Gruppe).

Also hab ich erstmal für mich alleine wieder die Lektionen und Durchlässigkeit aufgefrischt und mir schließlich doch mal eine Dressurstunde gegönnt.
Dabei hatte ich allerdings ziemliche Bedenken, was mein Reitlehrer so abfragen wird, wohl eher keine L Lektionen. Denn er arbeitet lieber an Grundlagen, als dass er mal schnell irgendwelche Lektionen abfragt die man nicht kann und das finde ich auch echt gut. Was mir nicht so gefällt ist, dass er sehr gerne auf den Tiedemannzügel (quasi ein Schlaufzügel, der nicht in die Reiterhand führt sondern an einem normalen Zügel mit Ringen befestigt wird) zurückgreift, vor allem wenn er meint, dass Reiter oder Pferd nicht weit genug sind, um an den Zügel zu reiten/gehen aber schon über das Dreieckszügel/Ausbinder-Niveau hinweg sind.
Ich persönlich halte aber nicht viel von dem Hilfszügel, man kann viel zu wenig flexibel reiten und als ich vor ein zwei Jahren im Unterricht diesen benutzen sollte, war Ruben danach nicht wirklich besser sondern legte sich nur noch auf den Zügel.

Doch meine schlimmen Vermutungen sollten sich zum Glück nicht bewahrheiten. Nicht nur, dass er mich so anleitete, dass Ruben danach echt schön gelaufen ist, nein wir haben auch noch sehr viele Lektionen geübt, von Traversalen bis 4er Wechseln und alles hat ganz gut geklappt, auch wenn ich sehr viel treiben musste. Am Ende sollte ich noch Ansätze einer Galpppirouette üben, doch da reichte meine Kraft leider nicht mehr aus und es gelang mehr schlecht als recht :D aber auch Ruben war schon fix und fertig, auch wenn wir nur eine dreiviertel Stunde gemacht haben.

Zwei Tage vor dem Turnier ritt ich ihn dann seit über einem halben Jahr mal wieder mit Schlaufzügeln, da er am Tag danach immer (auch wenn sie eher Deko bei mir sind) sehr fein an den Zügel zu reiten war. Am Tag vor der Prüfung hatte ich ihn dann nicht geritten, damit er wenigstens etwas mehr Motivation hat.

Immerhin waren wir nach den ganzen Übungen wieder einigermaßen fit in der Dressur und ich konnte mit dem Wissen, uns nicht zu blamieren, aufs Turnier fahren.

Dort war Ruben erstmal sehr nervös, sobald ich drauf saß war er aber brav wie immer. Ich ritt ihn dann ab und er war wirklich super an den Zügel zu stellen, gab sofort nach und machte einen schönen Kragen.
Schließlich durfte die erste Reiterin auf Ruben aufsitzen und die Prüfung reiten. Sie konnte wirklich gut reiten und bekam ihn vor allem sehr gut vorwärts, ich war echt positiv überrascht. Dafür bekam sie dann auch eine verdiente 7,5. Die anderen beiden hatten etwas Pech, da Rubens Motivation rapide nachließ und er dann beim Traben lieber mal anfängt Schwebetritte zu machen als vorwärts zu laufen. Und auch ansonsten war er dann recht triebig, was aber auch an den Reitern lag. Trotzdem führte er alle Lektionen gewohnt brav aus und auch die anderen zwei bekamen passable Noten, wenn auch die erste die Runde gewann.

Das war dann auch schon Rubens Einsatz und ich wurde wieder heimgebracht. Auf dem Rückweg unterhielt ich mich noch ein bisschen mit meiner Fahrerin und sie meinte, dass ich auch gerne im Verein beitreten könne, vielleicht könnte ich dann auch bald so ein Turnier mitreiten. Und natürlich die zugehörigen Partys mitfeiern ;)

Und ich glaub, ich werds auch machen :D ob sie mich dann immer noch als Reiterin wollen, wenn sie mal gesehen haben, wie ich springe, weiß ich nicht aber ich hätte echt total Lust drauf, auch mal ein höheres Turnier mitmachen zu können, was im Springen wegen Ruben nicht geht und in der Dressur wegen mangelnder Mitfahrgelegenheit auch unmöglich ist. Außerdem liebe ich es, fremde Pferde zu reiten!

Was haltet ihr von dem Konzept? Würdet ihr mitmachen?

Meine ReitlehreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt