Eindrücke vom Hamburger Derby

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Auf dem Bild seht ihr Janne-Friederike Meyer auf Cellagon Anna bei der zweiten Qualifikation zum Derby am Freitag. Das erst 8-jährige Pferd springt echt abnormal, auch wenn ich persönlich finde, dass es noch viel zu jung für solche Springen ist.

Dieses Wochenende war es mal wieder soweit: ein Pferdesportevent wurde im öffentlich rechtlichen Fernsehen übertragen! Ein Weltwunder! Das passiert sonst fast nur bei Olympia oder Aachen! Respekt, liebes ZDF...

Und Respekt, liebes Clipmyhorse, dass ihr es so unglaublich gut geschafft habt, flüssig und ohne ständiges Buffering zu übertragen...

Naja, Ironie bei Seite, das Hamburger Derby ist eines der größten Pferdesportevents im Lande. Da ich noch nie in Hamburg war, erfüllte ich mir dieses Jahr den Wunsch und hab Freitag/Samstag mit meinem Freund dort Urlaub gemacht (hoch lebe die Volljährigkeit!).

Als wir hinkamen, wunderten wir uns erst mal - kein einziger Wegweiser und gerade mal ein Plakat entdeckten wir! Und der Derbypark ist inmitten eines Wohnviertels, komplett versteckt. Naja, gefunden haben wirs dann doch - einfach da rein wo gefühlte 1000 Polizisten stehen und sich langweilen.

Dann erstmal Frühstück holen, was sogar überraschend wenig überteuert war.
Am Freitag Morgen war zunächst ein relativ "kleines" Springen, irgendeine Amateur M. Die Reiter und Pferde dort waren im Großen und Ganzen  den Anforderungen sehr gut gewachsen, ein schönes Springen, wie ich fand.

Danach fand ein großes Zwei-Phasen-CSI5*-Springen statt. Die Sprünge dort waren teilweise echt riesig und da auch die Zeit recht knapp bemessen war und auch meiner Meinung nach einige für dieses Springen zu schlechte Reiter dabei waren, ging es bei mehreren schief. Soweit ich zugesehen habe, verletzte sich kein Pferd oder dergleichen, aber dafür blieb mir anderes in Erinnerung. Ein Reiter aus ich glaube Italien zerrte sein Pferd nur so um die Kurven herum und als es wegen unmöglicher Distanz verweigerte (sprich Reiterfehler), wurde es mit der Gerte bestraft. Schlimm sowas!
Auch einige andere Reiter hatten Probleme und konnten diesen Parcours nur dank des unglaublichen Springvermögens ihres Pferdes beenden. Manche waren sich dessen auch bewusst und dankten es den Pferden, andere hingegen ärgerten sich noch über ihr Pferd.
Es gab aber auch wirklich gute Reiter, wie z.B. Ludger Beerbaum, der sein Pferd mit einer unglaublichen Übersicht und Ruhe durch den Parcours steuerte. Ich finde, er reitet wirklich sehr gut! Genauso gefällt mir der Reitstil von Markus Ehning und Holger Wulschner. Letzterer ist auch als Mensch sehr sympathisch. Die anderen kann ich nicht beurteilen :)

Nach einiger Zeit hatten wir vorerst genug vom Zuschauen und gingen durch die kleine Messe am Rand. Es ist ja echt abnormal wie die Reiter von heute (ich muss zugeben mich eingeschlossen -.-) fast alle zu Markenjunkies geworden sind! Ich frag mich nur immer, woher die alle das Geld nehmen... Wenn auf dem 08/15 Turnier die ganzen Mädchen im E-springen 300€ teure Animo Reithosen tragen... Auf jeden Fall war auch in Hamburg alles an aktuellen Trendmarken vertreten: Animo, Equiline, CWD, Spooks, Eskadron/Pikeur, Veredus, Kingsland usw. Hab ich noch welche vergessen? Die waren dann bestimmt auch da :D

Auf dem Messeplatz war auch gleichzeitig der Abreiteplatz zum Springen. Dort ging es soweit ich das beurteilen konnte einigermaßen human zu. Klar, manche ritten ihre Pferde ziemlich eng mit Schlaufzügeln, aber das war noch längst keine Rollkur oder so.

Weiter ging es dann zur Dressur, am anderen Ende der Messe. Es lief gerade eine nicht soo spektakuläre, sprich eher einfache S-Dressur. Trotzdem zeigte jeder auf dem Abreiteplatz Passagen und Piaffen. Ich hab das Gefühl, diese Lektionen werden heutzutage immer früher trainiert. Das sieht man aber leider auch an der Ausführung. Kaum ein Pferd läuft diese Lektionen taktrein und einige drücken auch einfach den Rücken weg und lassen das Hinterbein hängen. Da das Augenmerk von Richter und Reiter hauptsächlich auf dem strampelnden Vorderbein liegt, ist das auch kein Wunder.

Zurück zum Springplatz, denn die nächste Prüfung war die Qualifikation zum Derby am Sonntag. In der Quali kommt bereits der berühmt berüchtigte 2,70m hohe Wall,  sowie die Holsteiner Wegesprünge und der mächtige 1,90m breite Birkenoxer.
Leute, ihr könnt euch nicht vorstellen,wie manche Pferde über diesem Sprung abheben! In live sieht es noch viiel extremer aus als im Fernsehen.

Und dann ist da natürlich der Wall (das Wall?). Vor allem bei den ersten Reitern hatte ich Angst, da hier das Gras (trotz kleiner Abtragung, die aber echt unmerklich war) noch da war und somit die Pferde schlechter rutschen. Hört sich zwar eigentlich besser an, aber wenn sie nicht rutschen, ist die Gefahr des Überschlagens größer, vor allem wenn man zu unvorsichtig/schnell an den Abhang geht.
Und ganz genau das ist dem ersten Reiter (mit dem Nachnamen Nothdurft xD) gleich mal passiert. Er hat vor dem Wall nicht genug gebremst und sein unglaublich mutiges Pferd hat sich sofort an den Abstieg gemacht, ist unten gestolpert, gefallen. Dem Reiter ist glücklicherweise nichts passiert aber das Pferd hat danach  gelahmt. Da es das Bein noch belasten konnte und da ich auch nichts im Internet darüber finde, hoffe ich jetzt einfach mal, dass es nichts schlimmeres war...
Die nächsten Paare gingen das Wall ebenfalls nicht sehr gut an, schafften es aber trotzdem, auch wenn es manchmal ziemlich auf die Pferdebeine ging. Je länger wir zuschauten, desto besser meisterten die Paare den Wall. Manche nahmen ihn echt perfekt, da ging es um einiges weniger auf die Beine wie ein M-Sprung. Natürlich hatten einige Pferde auch Angst. Oft sah man (wie auch heute beim Derby) die Pferde zittern. Manche blieben auch nur  ruhig stehen und liefen einfach nicht weiter. Manchmal- je nach Mut und Vertrauen des Pferdes sowie Geschick des Reiters- wagten sie sich trotzdem runter, manchmal nicht. Jemanden, der sein Pferd wirklich runter geprügelt hat, hab ich glaube ich nicht gesehen. Die Gerte haben zwar ein paar wenige benutzt, aber meiner Meinung nach eher als eine Art letzter Antrieb nach vorne, zur letzten Überwindung.

Auch waren alle sehr fair zu ihren Pferden und haben gelobt, wenn sie nicht runter sind oder sonstwo aufgeben mussten. Siehe heute Nisse Lüneburg mit Calle Cool. Da fällt mir ein- habt ihr gesehen, wie unglaublich dieses Pferd seinen Reiter liebt? XD (für die dies nicht gesehen haben: man zeigte die beiden im Stallzelt,  wie Nisse das Pferd streicheln wollte und dieser mit angelegten Ohren nach ihm geschnappt hat)
Ich weiß nicht, wie er behandelt wird und will hier auch nichts unterstellen, aber zu seinem Reiter scheint Calle keine sonderlich gute Beziehung zu haben...

Alles in allem finde ich, dass es der Spannung keinen Abbruch tun würde, wenn alle Sprünge 10cm niedriger und schmäler wären sowie das Wall weniger steil wäre. Es ist dann immer noch extrem schwierig und hoch. Den Pferden würde es jedoch helfen und die Gefahr des Sturzes (v.A. eben beim Wall) wäre um ein Vielfaches minimiert.

Wie seht ihr das?

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