Horrorerlebnis

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Das schrecklichste Pferdeerlebnis, was ich bisher mit ansehen musste (*auf Holz klopf*)...
Ich ändere hier allerdings ein paar Details ab, da ich nicht möchte, dass jemand Person oder Pferd wiedererkennt.

Also ich kannte mal eine Stute, ca 6-jährig, brav aber stutig. Deren Besitzerin hat sie ein Mal die Woche 2 Stunden Dressur geritten, ansonsten Box (bzw haben sich welche erbarmt und sie in der Halle laufen lassen)... Die Stute hängte sich schnell auf beim Anbinden, die Reaktion der Besitzerin war ein reißfestes Kaltbluthalfter. Daher holte die Stute sich wohl einen leichten Genickschaden.

Jedenfalls wurde sie dann an eine erfahrene Ausbilderin verkauft. Problem war, dass diese Ausbilderin...Hm wie sag ich das jetzt...mental nicht mehr so stabil war wie früher. Das heißt an bestimmten Tagen war sie die pferdefreundlichste Person überhaupt, an anderen eben nicht...

Eines Tages war leider mal wieder so ein nicht-pferdefreundlicher Tag. Sie ritt die Stute ganz normal wie immer, allerdings relativ eng. Wäre nicht schlimm, aber die Stute hat, wie auch die Ausbilderin weiß, besagten Genickschaden und reißt als Reaktion auf die enge Anlehnung den Kopf hoch. Dabei trifft sie die Nase der Ausbilderin ziemlich stark. Diese steigt ab, um die blutende Nase zu versorgen und setzt einen angestellten Bereiterin drauf zum solange Schritt reiten. Der Bereiter hat allerdings an dem Tag frei und deshalb keine Reitkleidung an (Turnschuhe, kein Helm). Egal, das Pferd ist ja brav!

Bisher alles kein großes Problem, doch als die Ausbilderin wieder kommt, fängt sie an, dem Bereiter Unterricht zu geben, erst im Schritt, dann lässt sie ihn traben und schließlich die vorige Situation mit der engen Anlehnung provozieren ('die darf sich da nicht dagegen wehren'). Stute reißt wieder den Kopf hoch, der Reiter ist aber natürlich darauf gefasst und soll die Gerte leicht auf den Kopf schlagen. Darauf steigt die Stute. Das Ganze 2min später nochmal und die Stute überschlägt sich. Der Reiter wohlgemerkt ohne Helm... Dass beide mit ein paar blauen Flecken davon gekommen sind, ist reines Glück. Dass es für den Reiter zu gefährlich ist, sieht jetzt auch die Ausbilderin ein und holt Dreieckszügel, Peitsche und Longe. Dreieckszügel ganz kurz und dann los (ohne Reiter).Pferd läuft rückwärts, Pferd steigt, Pferd rennt, Pferd überschlägt sich.... Und bleibt liegen. Die Stute hat für den Moment echt aufgegeben... Liegt schwer atmend am Boden und steht auch trotz Peitsche nicht mehr auf. Als die Ausbilderin das endlich gerafft hat, macht sie die Dreieckszügel raus, den Sattel runter. Die Stute bleibt liegen. Ich dachte echt, sie steht nicht mehr auf, hat einen Herzanfall oder sonstwas gekriegt... Erst als auch die Trense herunter gemacht wird, steht sie wieder auf, total verschreckt und starr vor Angst. Jetzt endlich hat die Ausbilderin auch Einsicht und nimmt das Pferd nur noch kurz am Halfter an die Longe, damit sie keine schlechte Erinnerung davon trägt...
Falls ihr euch fragt, warum ich nicht dazwischen bin: anfangs hätte es nichts gebracht, später war ich zu beschäftigt, einen Hund davon abzuhalten auf das Pferd loszugehen, obwohl ich trotzdem was gesagt habe.. Hat halt leider nichts genutzt...

Jetzt ein Zeitsprung, ein paar Wochen später. Inzwischen läuft die Stute wieder brav, soll jetzt allerdings ein Gogue drauf bekommen. Dass dieses hauptsächlich am Genick wirkt, muss ich nicht erwähnen. Natürlich wehrt sich die Stute trotz vorsichtigem Einschnallen heftig, hängt sich auf, überschlägt sich wieder einmal. Trotzdem kommt das Ding weiter drauf, wird so lange vorsichtig rein geschnallt, bis die Stute es einigermaßen akzeptiert hat. Derweil ging sie schon vorher brav am Zügel...

Jetzt noch ein letzter Zeitsprung, ein paar Monate später, das Pferd ist verkauft und soll verladen werden. Leider ist die Stute ein wenig ängstlich beim verladen. Nach ein paar Anläufen werden zwei Longen hinter ihr gekreuzt und sie steht auch beinahe drin, da hebt sie den Kopf und stößt mit dem Genick an die Hängerdecke. Natürlich bekommt sie Panik ob der schlimmen Erlebnisse und springt heraus. Doch anstatt dass man mit Ruhe und Geduld das Pferd wieder an den Hänger lockt, wird jetzt zusätzlich zu den Longen noch ein Besen auf die Hinterhand geklatscht. Nicht so, dass es sonderlich schmerzhaft wäre, aber unglaublich stresserzeugend. Stute überschlägt sich beinahe (vergangene Zeit- 40min)... Ich gehe dazwischen, werde sogar beachtet und locke sie dann mit Fressen und Ruhe auf die Rampe, nach ca 15 min steht sie mit den Vorderbeinen ganz entspannt darauf und schaut neugierig in den Hänger. Der Ausbilderin ist es aber jetzt zu viel (wenn alles ruhig ist kommt einem die Zeit eben länger vor...) und sie holt abermals die Longen. Stute gestresst, steigt usw, weitere 30min vergehen...Bis schließlich ein anderer Pferdetrainer kommt, der die Stute gut kennt, und sie mit viel Ruhe, viel Geschick und noch mehr Muskelkraft innerhalb von 15min letztendlich in den Anhänger schiebt.

Ich habe das Ganze absichtlich sehr sachlich geschrieben, weil ich will, dass ihr euch eine eigene Meinung darüber bildet. Ich will euch nicht eine Meinung 'vorkauen', ihr sollt sie euch selbst bilden :). Würde mich aber freuen, wenn ihr sie mir in den Kommis mitteilt ;)

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