Die Ausrüstung des Reiters I

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Der Helm

Habt ihr auch diese Reiter, die keinen Helm tragen? Bei uns ist das fast der ganze Stall!
Viele denken sich nämlich: wie wahrscheinlich ist es schon, dass ich bei meinem durchschnittlich einem Sturz im Jahr da noch auf den Kopf falle?

Jetzt muss ich beichten, wenn ich und mein Freund in der Halle oder auf dem Platz Dressur reiten, tragen wir ebenfalls keinen. Das liegt zum einen daran, dass unsere Helme nicht sonderlich angenehm zu tragen sind und zum anderen daran, dass unsere Pferde es schwer haben, uns bei der Dressurarbeit loszuwerden. Meiner, weil er selbst wenn er wollte nicht gut genug buckeln kann und Puschel, weil mein Freund sogar dann nicht herunter fällt, wenn sich Pferde mit ihm überschlagen.

Beim Springen oder im Gelände ist ein Helm aber auch bei uns Pflicht, genauso, wie wenn wir andere Pferde reiten.

Rechtlich gesehen ist es auch Pflicht, bis 18 einen zu tragen.
Sicherheitsunterschiede zwischen verschiedenen Preisklassen gibt es übrigens fast nicht. Der Unterschied zwischen einem 40 und einem 400€ Helm liegt hauptsächlich in Design, Marke und Tragecomfort.

Und jetzt erzähle ich euch noch von einem Vorfall in meinem Bekanntenkreis vor ein paar Monaten:
Eine junge Mutter, nennen wir sie mal Jana, die schon ihr ganzes Leben lang reitet, insbesondere Springen bis Klasse M, hat momentan nur noch einen braven, schon etwas älteren Spanier-Pony-Mix von einer Freundin zum Reiten. Eines Tages geht sie mal wieder mit ihm ausreiten, mit Helm, Sattel und Trense. Die Freundin ist ebenfalls dabei mit einem anderen Pony. Doch plötzlich erschrecken sich die beiden und galoppieren los. Jana will in ein Stoppelfeld lenken, um ihr Pony dort stoppen zu können doch das Pony stolpert plötzlich und fällt. Jana wird aus dem Sattel geschleudert und knallt mit dem Kopf auf einen Stein. Dem Pony geht es gut, doch Jana hatte Gehirnblutungen, die mehrmals operiert werden mussten. Inzwischen ist sie zwar wieder stabil, liegt aber austherapiert im Koma, das Gehirn arbeitet nicht mehr und es gibt nur noch eine geringe Chance, dass sich das nochmal ändert...
Ohne Helm wäre sie übrigens sofort tot gewesen.

Was ich damit sagen will: egal wie sattelfest man ist, ein Unfall kann trotzdem immer passieren.
Und Risiko gehen wir eigentlich schon genug damit ein, wenn wir aufs Pferd steigen, da muss man sein Glück nicht noch herausfordern.

Die Sicherheitsweste

Hiervon habe ich eine etwas andere Meinung. Ich bin dafür, solche Westen zu tragen, wenn man im Geländeparcours reitet, wo es übrigens eh Pflicht ist. Auch finde ich diese Rückenpanzer und Airbag-Protektoren ziemlich sinnvoll, wenn man z.B. nicht sonderlich sattelfest ist oder ein schwieriges Pferd reitet. Die Airbag-variante ist jedoch ziemlich teuer und muss nach jedem Sturz repariert werden, also etwas ungeschickt. Der Rückenpanzer schützt wiederum nur die Wirbelsäule, was je nach Sportlichkeit und Geschick des Reiters nicht unbedingt ausreicht.

Ich selbst hatte früher mal so einen Standard-Oberkörperprotektor, von dieser Variante halte ich jedoch nicht viel.
Zum einen fühlt man sich darin nämlich unglaublich steif und unbeweglich, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man überhaupt erst fällt.
Zum anderen fällt man oft auch auf die Schulter und ich kenne zwei Fälle, wo das den Reiterinnen zum Verhängnis wurde: sie fielen auf die Schulter und erst durch die Weste zogen sie sich dort eine langwierige Verletzung zu, da sie nicht abrollen konnten, wie man es sonst automatisch tut. Der Schulterprotektor richtete dabei einen Schaden an Schlüsselbein und Schulterblatt an, weil er voll da drauf drückte.
Deshalb finde ich diese Sorte Sicherheitsweste eher grenzwertig.

Wisst ihr noch, wie ich euch mal von dem dicken Andalusierschimmel erzählt habe, dem ich das Halsringreiten beigebracht habe (oben ein Bild von ihm)? Vor ein paar Tagen verstarb dieser mit nur 14 Jahren an einer Kolik...
R.I.P. Dicker!
Er war ein Paradebeispiel für diese brave, eifrige und gelehrige Rasse, die ich erst durch ihn näher kennen lernen durfte...

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