Ein eigenes Pferd

481 43 62
                                    

Ich habe euch hier mal eine kleine Zusammenstellung über das Thema eigenes Pferd gemacht. Wenn ihr was anders seht, Themenvorschläge oder Fragen habt (auch über andere Themen), könnt ihr mir das natürlich immer gerne in den Kommentaren mitteilen :)

Voraussetzungen

Geld
Ihr/eure Familie müsst/muss ein Pferd vom finanziellen Standpunkt her problemlos tragen können.
Ich mache euch jetzt mal spaßeshalber eine kleine, als Beispiel dienende, Kostenaufstellung. Man kann mit denselben Ansprüchen natürlich auch Glück haben und günstiger wegkommen, aber darauf sollte man nicht bauen.

Kaufpreis: 3000€-5000€ für ein gesundes, braves Freizeitpferd im guten Alter

Ankaufsuntersuchung: ca 200-300€ bei eher kleinem Umfang (klinisch + 1,2 Röntgenbilder, jedes weitere kostet glaub meistens 30€)

Ausrüstung: Sattel zb wintec ab ca 500, andere meist teurer. Der Rest nochmal mindestens 150€.

Unterbringung: ca 300- 350€ im durchschnittlichen Stall mit Fensterboxen und Reithalle, wo gemistet und gefüttert wird. Paddockboxen ca 50€ mehr.
Offenstall, oft mit selbst misten, glaub schon ab 150€. Das sind dann so ca die Futter- Stroh- und Wasserkosten.

Hufschmied: barhuf ca 20€ monatlich, vorne beschlagen ca 80

Tierarzt: regelmäßig nicht sehr viel, zweimal jährlich Wurmmittel für jeweils 20€, Impfungen ca 40€.
Dazu kommen natürlich Krankheiten und Verletzungen.

Versicherung: Tierhalterhaftpflicht ca 100€ jährlich, andere lohnen sich eher selten.

Reitunterricht: ca 60€ monatlich bei 1x wöchentlich

Anfahrtskosten

Zeit
Mindestens eineinhalb Stunden täglich. An einem Tag reichen auch mal eine halbe/dreiviertel Stunde. Hat euer Pferd auch ohne euch reichlich Bewegung, reichen noch weniger. Vielleicht wäre dann aber eine Reitbeteiligung sinnvoller.

Unterstützung
Ihr braucht jemanden, der sich um euer Tier kümmern kann, wenn ihr krank seid oder auf einem Schulausflug!
Außerdem braucht ihr eventuell jemanden, der euch immer in den Stall fährt, falls ihr selbst nicht hin kommt.

Erfahrung
Grob würde ich sagen, dass ihr sowohl von der Theorie her, wie auch vom dressurlichen her auf dem Niveau des kleinen Reitabzeichens sein solltet. Springen muss man natürlich nicht können.

Der Wille
Ihr müsst absolut pferdebegeistert sein! Viele wünschen sich nichts lieber als ein Pferd aber wenn sie es dann haben und der erste Freund sich beschwert oder sie nach der Schule ins Ausland wollen, haben viele plötzlich keine Lust mehr darauf.
Auch sich jeden Tag und bei jedem Wetter aufzuraffen und nochmal zum Sport machen in den Stall zu gehen, fällt manchmal schwer, egal wie sehr man Pferde und das Reiten liebt.
Denkt über die Zukunft nach, denn man muss auf viel verzichten (unabhängig davon bekommt man noch viieel mehr zurück).

Überzeugungsarbeit

Ihr erfüllt alle Voraussetzungen? Dann geht es daran, eure meist extreem begeisterten (Ironie) Eltern zu überzeugen.
Versucht, in jedem Fall diplomatisch und erwachsen zu wirken. Eure Eltern denken wahrscheinlich, ihr habt irgendwann keine Lust mehr und seid zu wenig verantwortungsvoll. Geht ihr bei jeder Diskussion sofort angepisst weg, fühlen sich eure Eltern darin bestätigt. Zeigt ihnen, dass es eurer größter Traum ist und ihr euch dafür ins Zeug hängt, ohne dabei eure anderen Pflichten (wie Schule) zu vernachlässigen. Macht Kostenaufstellungen und präsentiert sie euren Eltern. Erklärt Ihnen, warum ihr nach welchem Pferd Ausschau halten würdet. Sucht passende Ställe und fragt dort nach Preisen und so weiter.
Tut so, als würdet ihr die Gegenargumente eurer Eltern verstehen, wartet einen Tag und präsentiert Ihnen dann eine hieb- und stichfeste Lösung dafür. Strengt euch in der Schule an und erklärt euren Eltern, dass ihr das für euren Wunsch tut.

Hilft bisher alles nichts, müsst ihr ein bisschen tricksen: meist ist ein Elternteil mehr dagegen als das andere. Findet heraus, welches und bearbeitet diesen dann immer wieder im Einzelgespräch. Mit der Bitte, dem anderen nichts zu erzählen und mit der Ausrede, es nur mal theoretisch durchspielen zu wollen (also ganz ohne den drängenden Pferdewunsch immer vor Augen des Elternteils), müsst ihr die Person jetzt in Grund und Boden argumentieren.
Und wenn ihr fast soweit seid, dass man echt nichts negatives mehr sagen kann und euer Elternteil schon fast verzweifelt, bringt ihr den Vorschlag, einfach mal ganz unverbindlich Pferde auszuprobieren, natürlich mit diesem Elternteil zusammen, denn dieser hat da ja auch voooll viel zu sagen (ihr tut zumindest so, als würdet ihr voll wert auf dessen Meinung geben).

Also geht ihr jetzt Pferde ausprobieren. Gleichzeitig aber die anderen Taktiken nicht vernachlässigen! Habt ihr dann irgendwann das perfekte Pferd gefunden, von dem natürlich auch der schwache Elternteil überzeugt werden muss /sein muss, geht ihr in die Offensive! Jetzt ist alles erlaubt, rumheulen, Druck machen dass das Pferd bald weg ist und ihr dann für immer unglücklich seid, usw.

Eure Eltern werden dann wahrscheinlich schon sowohl überzeugt als auch so mit den Nerven am Ende sein, dass sie euch ein Pferd kaufen werden. :D

Denkt daran, dass das nicht funktioniert, wenn ihr die Voraussetzungen nicht erfüllt. Außerdem dauert das ganze "Eltern psychisch foltern" bestimmt ein paar Monate...
Und natürlich gebe ich keine Erfolgsgarantie, aber bei mir hat es zumindest so funktioniert, wenn es auch 2 Jahre gedauert hat.

Meine ReitlehreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt