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Ich hielt meinen Blick gesenkt. Versuchte niemanden in die Augen zu sehen oder sonst irgendwie ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Professor Carlos hatte gerade seine Mathematik Stunde beendet, ich hasste Mathe, und die Hälfte der Klasse war bereits weg. Aber solange noch einer dieser Menschenfressenden Teenager hier war, hütete ich mich davor, meinen Platz zu verlassen. Damit verlor ich zwar kostbare Minuten meiner Mittagspause, aber ich konnte sowieso nie in die Mensa gehen.

Das Geld, welches mir von der Schule bereitgestellt wurde, reichte nicht für eines der extravaganten Menüs. Jedenfalls dann nicht, wenn ich ständig was für andere mitkaufen musste. Als ob die Alle kein Geld hätten. Ha ha. Heute aber, schien das Glück mir nicht holt zu sein. Eine ekelhaft süße Parfümwolke traf mich mitten ins Gesicht und ich wusste ohne aufzusehen sofort wer das war.

"Na, wenn das nicht mal unsere kleine Schwänzerin ist!", hörte ich da auch schon Naomis hohe, etwas schrille Stimme über mir sagen. Ich schluckte hart und krallte meine Finger krampfhaft in den Stoff meiner Jeans. "Und dann auch noch in so einem Aufzug."
Ich schloss die Augen und betete, dass sie einfach wieder weiter gehen würde. Aber dann krallte sich eine Hand in meine Haare und ich unterdrückte ein schmerzhaftes Stöhnen. "Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede", zischte sie und riss meinen Kopf nach oben.

Naomis Puppen Ähnliches Gesicht schwebte wie eine Maske über mir. Ihr Botox gespritzter Mund zu einer harten Linie zusammengepresst. "Glaubst wohl, du könntest so einen von den Jungs verführen um aus deinem Armseligen Drecksloch raus zu kommen", höhnte sie und zog noch heftiger an meinem Haar. Dabei riss sie auch einige meiner Dunklen Strähnen mit aus. Tränen schossen mir in die Augen, aber ich unterdrückte sie. Auf keinen Fall würde ich vor ihr und ihren kichernden Freundinnen, die hinter ihr standen, anfangen zu heulen. Das kam nicht in Frage. Stattdessen biss ich die Zähne zusammen und brachte keuchend hervor: "Mir ging es heute Morgen nicht so gut und falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, draußen herrschen Wüstentemparaturen." Schon gleich mach dem ich meinen Satz beendet hatte, wusste ich, dass ich einen Fehler begonnen hatte.

Naomi mochte es nicht, wenn man ihr widersprach. Mit vor Wut verzerrten Gesicht holte sie schon aus, als die Tür zu dem Klassenzimmer krachen geöffnet wurde. Hastig sprang Naomi von meinem Pult weg, entspannte sich aber, als sie sah, dass es nur eine aus ihrem eigenen Bienenstock war. "Naomi", keuchte sie, bevor sie ihre Königin auch nur hatte zu Wort kommen lassen. "Du musst schnell kommen! Da...da unten ist...." Mit geröteten Wangen und kugelrunden Augen stand sie da und brachte kein Wort mehr raus. Bis Naomi schließlich die Geduld verlor. "Himmel, J, hast du einen Frosch verschluckt! Nun rede schon!" Es fehlte nur noch, dass sie mit dem Fuß bockig auf den Boden stampfte.
J sah immer noch so aus, als hätte sie einen Frosch im Hals, schaffte es aber, sich zusammen zu reißen. "Ethan Lockheart."

Kollektives Luft anhalten folgte. Selbst von mir. Ethan Lockheart ging nicht auf das The Heavens. Da die Anlage, auf der das The Heavens lag, wirklich riesig war, soweit ich wusste würden hier locker Zehn Football Felder reinpassen, teilte sich das Internat die Anlage mit einem anderen Internat. The Hell. Wirklich, wer sich diese Namen ausgedacht hatte, musste ein echter Fan der Bibel sein. Aber so gesehen...passten die Namen der beiden Schulen wie die Faust aufs Auge. Denn beide Schulen hassten sich. Wirklich, sie hassten die Leute von der anderen Schule wahrscheinlich sogar mehr als mich. Außer....Ethan Lockheart. Zumindest die Mädchen, und einige Jungs, nicht.

Ich hatte ihn zwar noch nie live gesehen, aber schon von seiner unmenschlichen Attraktivität und seiner Intelligenz gehört. So wie seiner Sportlichen und Künstlerischen Begabung. Und von seinem strahlenden Lächeln, wenn er es mal zeigte, und...seiner Unnahbarkeit. Er ließ nichts und niemanden wirklich an sich ran. Für ihn schienen es so etwas wie Gefühle nicht zu existieren. Naomi wirbelte wie ein Taifun zu mir herum und ich zuckte heftig zusammen. Was mich maßlos ärgerte. "Hast Glück, Schlamp. Aber freu dich nicht zu früh, denn wir sind noch lange nicht fertig."
Mir wurde mulmig, angesichts ihrer Drohung, atmete aber dennoch erleichtert auf, als sie und ihre Freundinnen das Klassenzimmer verlassen hatten.

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