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Welche Reaktion er sich auch immer von mir erhofft hatte, diese war es ganz bestimmt nicht gewesen. Spöttisch hob ich eine Augenbraue und schenkte ihn meinen besten "ist-das-dein-Ernst" Blick.

Jetzt mal im Ernst! White King? Ausgefallener ging es wohl nicht. "Und wo bleibt mein Hofstaat", konnte ich es mir nicht verkneifen und fing an zu kichern.

Mal im ernst, mit dir stimmt doch was nicht, immerhin befindest du dich in der Gegenwart eines Killers, sagte mein Unterbewusstsein trocken. Ach halt doch die Klappe, schnauzte ich zurück.

Das Lachen blieb mir im Hals stecken, als ich durch meine Lachtränen wieder klar sehen konnte. Er sah überhaupt nicht amüsiert aus. Im Gegenteil. Als würde langsam ein Gewitter am Horizont aufziehen, starrte er mich wie die Ruhe vor dem Sturm an. Ich räusperte mich. Jetzt kam mir mein Lachen ziemlich unangebracht vor.

"Das ist nicht witzig ", setzte er noch einen drauf und die Reste meines Lachanfalls verschwanden völlig.
" 'tschuldige", nuschelte ich.
Er seufzte. Seine Augen zuckten zum Bett. Diesmal verweilte sein Blick länger dort und soetwas wie Trauer schlich sich in seine erstaunlich weichen Gesichtszüge.

"Das hier ist bitterer Ernst, Ms Ryan."
Langsam wurde mir dieses Ms Ryan ziemlich unangenehm. In der Regel wurde ich einfach mit meinem Namen angesprochen. "Mia."
Verwirrt, als würde er gerade aus einer Trance erwachen, sah er zu mir. "Mein Name ist Mia."

Vielleicht war es nicht unbedingt klug, dem Kerl, der mich vor ein paar Minuten noch umgebracht hätte meinen Namen zu verraten (meinen Vollständigen, meinen Nachnamen wusste er immerhin schon), aber dieses Ms Ryan ging mir langsam wirklich auf den Keks. Und außerdem hatte ich es in diesem Moment für angebracht gehalten.

So sentimental Malerin.
Da hatte wohl heute jemand einen schlechten Tag erwischt. Blödes Unterbewusstsein.

Die Trauer war wie weggewischt, auch wenn sie definitiv da gewesen war. Aber immerhin blickte er jetzt auch nicht mehr ganz so mörderisch. "Also schön, Mia." Er robbte ein wenig näher zu mir und ich konnte ein leichtes zusammen zucken nicht verhindern. Entweder jedoch hatte er es nicht bemerkt oder es war ihm schlichtweg egal, denn es hinderte ihn nicht daran, mir so nahe zu kommen, dass er sich mit der Schulter an das Bett lehnen konnte.

Vorsichtig, wie um ein wildes Tier nicht zu erschrecken, streckte er seine Hand aus. Die, mit der er mit einer Waffe auf mich gezielt hatte, wohl bemerkt. "Hades."
Meine Kinnlade klappte nach unten. Keine Sekunde dachte ich daran, ihm die Hand zu reichen. Und sein Name bestärkte dieses Gefühl nur noch. Mal im Ernst, wer nannte sein Kind schon Hades! Oder hatten sie es seiner zukünftigen Karriere bereits vorausgesehen, dass dieser Name wie die Faust aufs Auge passte.

"Sind deine Eltern Gurus oder waren sie einfach nur High gewesen?", rutschte es mir raus und ich schlug mir vor Schreck die Hand vor den Mund. Jetzt hast du auch noch seine Eltern beleidigt, klasse Mia. Und dieses Mal, war es nicht mein Unterbewusstsein, das mich auf meinen dummen Fehler aufmerksam machte.

Seine Miene verriet mir klar und deutlich, was er von meinem Kommentar hielt. "Okay, okay." Abwehrend hob ich die Hände. "Ich...okay...es tut mir leid."
Hades presste die Lippen zusammen, nickte aber schließlich. "Das ist jetzt nicht wichtig", sagte er mehr zu sich selbst, als zu mir. Mit einer Hand löste er seinen Pferdeschwanz und ordnete ihn anschließend neu.

"Hör zu, was ich jetzt sagen werde ist sehr sehr wichtig." Okay. Allein sein Blick verriet mir, wie ernst es ihm war.
"Wie ich schon sagte, bis du die offizielle Nachfolgerin des White Kings", begann er ohne lange zu fackeln. "Es ist ein Art....Spiel, weißt du? Es ist Schach...aber im echten Leben."
"Schach?" Hades nickte.

Schachmatt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt