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Früher habe ich mich am Sonntag oft alleine auf dem Sofa zusammengerollt, wenn Dad gerade in irgendeinem Motel seinen Rausch aus schlief, und habe mir Cinderella angesehen. Ich hatte dieses Märchen immer für eine wunderschöne klein Mädchenfantasie gehalten. Etwas, über das man gerne träumte, sich aber nie erfüllen würde. Und doch, immer wenn Cinderella in ihrem wunderschönen Ballkleid an der Treppe zum Ballsaal erschien, alle Augen sich auf sie gerichtet hatten und sie auf ihren Prinzen zu geschwebt war, konnte ich nicht anders, als mich in meinen Tagträumen zu verlieren, die von mir und meinen Prinzen handelten. Ich hatte nie auch nur im entferntesten angenommen, mich mal in einer ähnlichen Situation wieder zu finden. Nur...dass mein Cinderella Traum eher zu einem Anti- Cinderella Albtraum mutiert war. Nun stand ich also auf eben dieser geschwungenen Treppe aus Mamor, mit einem wunderschönen Geländer aus schwarzen Kristall (?) und alle Augen waren auf mich und mein Kleid gerichtet. Nur war ich mir sicher, dass Cinderella nicht kurz davor gewesen war, vor Panik in Ohnmacht zu fallen. Unter mir breitete sich ein waschechter Ballsaal, mit Kronleuchtern, Mamorboden und einem ganzen Streichorchester in einer Ecke, aus. Und einer dazu passenden Kulisse, mit Frauen und Männern in edlen Gewändern. Die alle samt verstummt waren und mich ansahen. Sogar die, die eben noch getanzt hatten, waren erstarrt. Klasse. Ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller. Ich glaubte schon, mich meiner Ohnmacht nun doch geschlagen zu geben (Hades könnte mich ja dann auffangen, schließlich hatte er mir das eingebrockt), als ich ihn sah. In einem perfekt sitzenden Smoking (hundertprozentig maßgeschneidert), sein schwarzes Haar streng nach hinten gekämmt, so dass seine unmenschlich grünen Augen noch mehr hervor stachen und einem Glas mit einer goldenen Flüssigkeit in der Hand. Er stand nahe der Treppe, blickte mir direkt in die Augen und sofort fuhr mir eine Lustvolle Hitze in den Unterleib. Beinah hätten ich sogar zufrieden gemaunzt, als ich, selbst von meiner Position aus, den roten Kratzer in seinem Gesicht sah, der schon langsam wieder abheilte. Der ganze Saal hielt den Atem an. Meiner ging ein Tick schneller und die Hitze breitete sich aus. Himmel! Wieso hatte dieser Mann...wieso hatte Ethan Lockheart nur so eine Wirkung auf mich. Beziehungsweise meinen Körper. Das Gefühl, zu ihm zu gehen und ihn zu küssen, übermannte mich beinah. Das heißt, bis ich seine Begleitung entdeckte. Sie stand etwas abseits, hinter ihm. Hatte aber gerade eine grazilen, schlanken Arm um seine Taille geschlungen. Sie sah aus, als wäre sie kurz vor dem Ertrinken und Ethan wäre ihr Rettungsring. Ethan. Selbst in meinen Gedanken klang das Sexy. Aus dem vorläufigen Crashkurs, den Hades mir auf der dreißig Minütigen Autofahrt, kleiner Stau inbegriffen, gegeben hatte, wusste ich, dass seine Begleitung wohl die Tochter eines wichtigen Drogenbarones war, der viel Handel mit der Schwarzen Seite betrieb. Hades hatte mir eingebläut, wer zur unseren Seite zählte und wer nicht. Ich Danke Gott für mein gutes Gedächtnis, so dass ich die meisten noch im Kopf hatte. Ich beobachtete wie diese Frau eine Hand in seine Anzugjackentasche schob und plötzlich durchfuhr mich ein Ruck. Man konnte es nicht Eifersucht nennen, aber irgendwas an ihm, machte mich gerade extrem wütend. Und meine Wut half mir bekanntlich immer über meine Angst hinweg. Ich reckte das Kinn in die Höhe und klaubte alle Eleganz, die ich besaß, zusammen und schwebte die Treppe hinunter. Keine Ahnung, ob ich mich hier gerade zum Affen machte, aber nach den Gesichtsausdrücken der anderen zu urteilen, wohl eher nicht. Unten angekommen rief ich mir wieder ins Gedächtnis, wer die Gastgeber heute waren. Leute aus dem neutralen Lager. Gut, also vorerst kein direkter Kontakt mit dem Feind. Dabei hattest du neulich mit dem Fein überhaupt, äußerst direkten Kontakt gehabt! Mein Unterbewusstsein kicherte Schadenfroh. Beim vorbeigehen nickte ich einige Leuten zu, von denen ich wusste, dass sie eng mit dem weißen Team verbunden waren. Gleichzeitig versuchte ich aber nicht, nicht zu starren. Das waren alles Berühmtheiten hier! Ich sah Politiker, mächtige Geschäftsführer, berühmte Designer, Models und A- Klasse Schauspieler. Völlig absurd, dass diese Leute mich so anstarrten, als wäre ich eine Berühmtheit. Man machte mir automatisch Platz, als würde sich das rote Meer vor Moses teilen. Und als ich an Ethan vorbeiging, ohne ihn zu beachten, zogen alle plötzlich scharf die Luft ein. Selbst Hades, der mir wie ein Schatten folgte. Am liebsten hätte ich ihm einen fragenden Blick zu geworfen, aber dass hätte alles ruiniert. Außerdem wollte ich nicht sehen, wie die andere Frau sich an ihn klammerte. Die Gastgeber waren ein älteres Paar, die mich beide ausdruckslos ansahen, als ich bei ihnen ankam. Dem Mann gehörte eine Weltbank, weshalb beide Seiten ihn unbedingt auf ihre ziehen wollten und die Frau- Ein kleines quicken entwich mir und hastig klappte ich den Mund zu. Aber meine Augen hafteten an der Frau, als hätten sie sich fest gesaugt. Ich war ein Riesen Fan von schwarz, weiß Filmen und vor mir stand die Frau, die ich mein Leben lang als Schauspiel Ikone gefeiert hatte. Bei den Bildern, die Hades mir gezeigt hatte, stand immer ihr Mann im Vordergrund und vom weiten hatte ich sie nicht richtig erkennen können, aber jetzt stand ich direkt vor ihr. War ihr so nah, dass ich sie hätte anfassen könnte! "Mirra Luu", stieß ich strahlend hervor und reichte ihr meine Hand die etwas zitterte. Schwach erinnerte ich mich, dass Hades mir eingeschärft hatte, erst ihren Mann zu begrüßen. Die beiden schienen ebenfalls verblüfft zu sein, als Mirra (!) die Hand ausstreckte, um meine zu schütteln. Jetzt nicht wie ein Groupie anfangen zu quitschen und zu hecheln, Mia! Aber es war verdammt schwer, wenn man seinem Langjährigen Idol über den Weg lief. Nebenbei reichte ich ihrem Mann die Hand, während ich noch immer Mirra abstrahlte. "In Herzschmerz waren sie der absolute Hammer und ich finde, dass 1967 eindeutig sie den Oscar verdient hätten anstatt Luis sowieso!" Ganz konnte ich den Fan dann wohl doch nicht unterdrücken. "Finden Sie?", fragte mich die Frau immer noch ehrlich verblüfft. Ich nickte eifrig und warf ihrem Mann einen auffordernden Blick zu. "Äh...ja natürlich, Liebling", stotterte er und blinzelte ein paar mal. "Für Rue de Paris hätten sie sogar zwei verdient", ertönte eine dunkle Stimme hinter mir, die mein Blut in Wallung brachte. Ethan Lockheart stellte sich neben mich. Sein Arm streifte meinen. Was mich prompt näher zu ihm hinzog. "Ich bezweifle, dass du solche Klassiker überhaupt gesehen hast", murmelte ich. "Du würdest sie ja noch nicht mal erkennen, wenn sie direkt vor deiner Nase liefen." Ok, ja. Ich benahm mich kindisch. Und zwar ziemlich. Ich meine, wen interessierte es schon, wen er wohin mitnahm! Ich war bestimmt nicht die erste, mit der er solche...Leidenschaft geteilt hatte. So dumm war ich nun auch wieder nicht. Der Sex war phänomenal gewesen, aber dass konnte auch genauso gut nur für mich gelten. Aber da überraschte Ethan uns wohl alle, als er an mich gewandt sagte: "Ich muss zugeben, dass ich vorher nicht das Vergnügen gehabt hatte, aber" ,jetzt senkte er seine Stimme so, dass nur ich es hören konnte, "jemand hat mir gestern ständig mit diesem Film in den Ohren gelegen." Hatte ich das? Ich spürte wie ich rot wurde. Der Moment verflog so schnell, wie er gekommen war. Seine Begleitung tauchte wie aus dem Nichts neben ihm auf und funkelte mich bitterböse an. "Baby, ist es nicht Zeit, den Tanz einzuleiten." Zähne knirschend wandte ich mich wieder dem Paar zu. "Vielen Dank für die Einladung", sagte ich und konnte, dank Mirra, sogar ein wenig Lächeln. Diese musterte mich mit schief gelegten Kopf und auf einmal trat ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. Mirra Luu lächelte mir zu. "Es war uns ein Vergnügen." Sie nickten mir beide zu und drehten sich dann zum Orchester zu. "Die Leuten wollen Tanzen", donnerte Jacob Grimm, sein Name war mir gerade wieder eingefallen, den Musikern zu und klatschte einmal in die Hände, während er in der nächsten Sekunde seine Frau an sich zog. Mir fiel auf, dass die Stimmung sich erheblich gelockert hatte, seit Ethan und ich miteinander gesprochen hatten. Es bildeten sich schnell Paare und gerade fragt ich mich, wo Hades war, als mir jemand auf die Schulter tippte. Ich wirbelte herum, die Diamanten brachen das Licht in alle Richtungen, und stand einem verdammt gut ausehenden jungen Mann gegenüber. Er hatte blondes Haar, blaue Augen und ein symmetrisches Gesicht, dass mir entfernt bekannt vorkam. Er verneigte sich leicht und hielt mir eine Hand hin. "Darf ich bitten?" Ich hielt noch einmal nach Hades Ausschau und fluchte innerlich, als ich ihn nicht finden konnte. Mit einem verkniffenen Lächeln legte ich meine Hand in seine und nickte. Ich wollte nicht als einzige in einer Menge aus Paaren untergehen.
Die Paare sortierten sich und die ersten Töne erklangen. Ein Walzer. Ich war maßlos erleichtert. Einen anderen Tanz beherrschte ich nämlich nicht. "Mein Nane ist übrigens Thomas, aber du darfst mich ruhig als den schönen Fremden in Erinnerung behalten." Bei einer Drehfigur hob er mich mich leicht vom Boden ab. "Dürfte ich ihnen ein Kompliment über ihre wunderschöne Erscheinung geben." Er lächelte mich charmant an. Definitiv ein Playboy Lächeln. "Muss an den Diamanten liegen." Er wirbelte mich herum und mein Rock schwang in einem weiten Bogen mit. "Oder an der Frau", lachte er und seine Augen funkelten amüsiert. Ich war solche Komplimente nicht gewohnt, aber da ich das Gefühl hatte, er würde das  wahrscheinlich jeder zweiten Frau, die ihm über den Weg lief sagen, entspannte ich mich etwas. "Sicher das es nicht am Kleid liegt? Es ist so schön, dass ich schon die ganze Zeit Angst habe, es würde mir jemand einfach vom Körper reißen und klauen." Er warf den Kopf zurück und lachte. Und ich musste zugeben, dass mir der Klang ganz gut gefiel. "Ich denke, dass werden ich und dein Bodyguard schon zu verhindern wissen." Er zwinkerte mir zu und ich schmunzelte. "Soo, du bist also ein Fan von unserer lieben Mirra?" Die Richtung wurde geändert und wir drehten uns nach rechts. "Fan? Ich bin der Fan! Ich liebe ihre Filme und ich glaube, heute ist so ziemlich einer meiner Kindheitsträume in Erfüllung gegangen", gestehe ich lachend. Vielleicht lag es an der Musik, dem Kerzenschein oder sogar an Thomas Gesellschaft, aber für eine Sekunde, fühlte ich mich wirklich ausgelassen.
"Darf ich ablösen?" Mein Herz setzte einen Schlag aus, als Ethan neben uns auftauchte. Wie schaffte er es ständig, einfach aus dem Nichts aufzutauchen? Thomas und ich waren mitten in einer weiteren Drehung stehen geblieben und einige Paare hatten so ihre Schwierigkeiten, uns auszuweichen. "Wir sind noch mitten in einem Tanz", erinnerte ich ihn, nachdem Thomas keine Anstalten machte, ihm zu antworten. Und überhaupt ist er doch in Begleitung! Da gab ich meinem nervigen Unterbewusstsein ausnahmsweise mal recht. Aber einen Ethan Lockheart lehnte man wohl nichts ab, denn er griff einfach nach meinem Handgelenk und riss mich von Thomas weg. "Hey", protestierte ich und versuchte mein rasendes Herz zu ignorieren. Und die Stelle, an der er meine nackte Haut berührt hatte, ebenfalls. "Thomas kann ja mit Roxan vorlieb nehmen", sagte er über seine Schulter hinweg zu niemand bestimmten. "Alle starren uns an", unternahm ich einen letzten Versuch.
Tatsächlich hatte die Musik ausgesetzt und die Paare waren, mit einem gewissen Abstand zu uns, stehen geblieben. Thomas hatte die Menge verschluckt. Nur Ethan und ich standen in einem Kreis, zu dem die anderen einen Sicherheitsabstand  gebildet hatten. Und nach einem weiteren Blick in die Runde musste ich mich wohl oder übel korrigieren, denn niemand sah auch nur in unsere Richtung. Einige versuchten sogar krampfhaft weiter zu tanzen, auch ohne Musik. Und da wurde mir bewusst, wie gefährlich er in Wirklichkeit war. Hier waren die mächtigsten Männer und Frauen der Welt vertreten. Und doch fürchteten sie alle seinen Zorn. Plötzlich sah ich meine Chance. Die Chance. Hier konnte ich nicht nur ihm etwas beweisen, sonder mir auch. Das ich möglicherweise, entgegen aller Umstände, dem hier gewachsen sein könnte. Das ich das würde durchstehen können, bis Gabriel seinen Platz wieder einnehmen konnte. Mit einem Ruck riss ich an seinem Handgelenk, was ihn zwar nicht in meine Richtung zog, ihn aber zum stehen brachte. Über seinen Augenbrauen war eine kleine Falte entstanden, die mir schon öfter aufgefallen war, wenn er über etwas unzufrieden war. Sein Griff verstärkte sich, als würde ich mich jederzeit von ihm losreißen wollen. Dabei war das Gegenteil der Fall. Ich trat näher an ihn heran. Die Hand, mit der er mich nicht hielt, hatte er zu einer Faust geballt, die leicht zitterte. Seufzend schüttelte ich den Kopf und verlieh meinem Gesicht einen tadelnden Ausdruck. "So werden wir aber nicht tanzen können." Ethan blinzelte und entspannte seine Hand langsam. Ich holte tief Luft und versuchte damit mein eigenes Zittern zu unterdrücken. Und als ich mich mutig genug fühlte, ihm in die Augen zu sehen, hob ich langsam den Blick. Das intensive grün seiner Augen haute mich beinah um. "Also, wollen wir nur rumstehen oder tanzen." Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich seine noch freie Hand in meine und streckte den Rücken durch. Mehr Aufforderungen brauchte das Orchester nicht. Allerdings legten sie was neues aif. Dieses Stück war düsterer und tiefer, während das erste fröhlich und wild gewesen war. Immerhin erkannte ich auch in diesem Stück einen Walzer und gestattete mir, innerlich aufzuatmen. Alles andere wäre nämlich ziemlich peinlich geworden. Er tat den ersten Schritt, fing an uns zu bewegen und ich kam nicht umhin, dass es mich ziemlich erregte, als wir anfingen uns im Takt der Musik zu bewegen. Gestern hatten wir uns zu einer Musik bewegt, die nur wir hatten hören können. Aber heute würde nicht er führen. Es war gewagt, aber ich musste es tun. Um mir endlich ein wenig Selbstvertrauen in dieser ganzen, verrückten Situation zu verschaffen. Also änderte ich den Takt. Passte ihn nicht mehr seiner Musik an, sondern meiner. Beinah wäre er ins stolpern geraten. Irritiert über den plötzlichen Richtungswechsel. Fing sich aber so schnell, dass es keinem aufgefallen sein dürfte. Sein Blick suchte meinen und las darin, wie in einem offenen Buch. "Darling", schnurrte er bedrohlich, "du weißt, dass du das nie und nimmer gewinnen kannst." Jetzt änderte er die Richtung, indem er mich in einer schnelle Drehung an sich heran zog. So nah, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Das war aber kein Walzer mehr. "Was denn gewinnen?", fragte ich ihn und versuchte dabei teilnahmslos zu wirken. Während er mir ein wölfisches Grinsen schenkte, unternahm ich einen neuen Versuch, die Führung über den Tanz zurück zu erlangen. Als Antwort darauf ließ er mich rücklings zurück fallen und presste dabei seinen Unterleib an meinen. Meine Augen wurden für einen Moment groß und meine Libido fing an zu vibrieren. Großer Gott! Er war erregt. Und zwar nicht etwa ein bisschen. Bilder, wie er mir in den Busen gebissen hatte und seine Hand dabei meinen Bauch nach unten gewandert war, zogen vor meinem inneren Augen vorbei. Ich trug unter dem Kleid keinen BH und er hatte demnach freie Sicht auf meine sich aufrichtenden Nippel. Seine Augen verdunkelten sich. Wütend krallte ich ihm meine Fingernägel in den Arm und warf einen vorsichtigen Blick um uns. Zu meinem Schrecken, hatten sich alle in einem großen Kreis um uns versammelt und starrten uns gebannt an. Hitze kroch meinen Hals entlang nach oben. Etwas in Ethans Brust vibrierte und sein knurren drang bestimmt nicht nur bis zu mir. Ein wenig zu heftige drehte er meinen Kopf wieder zu ihm, so dass er wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. "Denk nicht mal dran! Dein Loverboy wird sonst noch einen schweren Unfall auf seinem Rückweg haben." Er hatte gedacht, ich habe nach Thomas Ausschau gehalten? Das hatte ich zwar nicht, aber seine Worte verärgerten mich. "Loverboy?" Ich wollte spöttisch klingen, aber dummerweise klang ich atemlos und....etwas anderes. Ethan hörte es ebenfalls. Sein Gesicht erstarrte zu einer Maske, sein Griff wurde fester.
"Ich nahm an, du hättest ihn gerade eben erst aufgegriffen." Ich hielt den Atem an, als seine Augen meine trafen. Sie waren Kalt. Sein Mund hatte einen angewiederten Zug. "Aber anscheind hast du dich schon ordentlich von ihm besteigen lassen. Aber was soll man machen, eine Schlampe bleibt wohl eine. Aus dem richtigen Viertel kommst du ja schon." Jetzt lächelte er hässlich, so als wäre ich Dreck. Und ich...ich konnte dank des eiskalten Klumpen im Hals und im Magen immer noch kein Wort heraus bringen, während wir weiter tanzten. Was er wohl als Bestätigung seiner Worte auffasste. "Du tanzt hier mit mir und lässt dich von jemand anderem erregen?! Aber wahrscheinlich ist das bei eurer Klasse so üblich. Deine Mutter hat dir wohl nicht beigebracht, wie sich ein anständiges Mädchen zu verhalten hat." Er warf den Kopf zurück und lachte falsch. "Oh, aber das konnte sie ja gar nicht. Schließlich hat sie sich selbst umgebracht." Das Klatschen übertönte selbst die Musik. Die danach abrupt abbrach. Aber das reichte mir nicht. Niemand. NIEMAND! Erwähnte Mom in so einer respektlosen Art und Weise. "Der einzige Fehler den ich gemacht habe, war dich auch nur in meine Nähe zu lassen." Meine Stimme war schneidend und vibrierte vor Zorn. Ethans Anblick dagegen war unbezahlbar. Fassungslosigkeit. Und Rachesüchtig. Seine Hände schossen vor und schlossen sich schmerzhaft um meine Schultern. Seine Hände auf mir widerten mich im Moment einfach nur an. Was ihn nur noch wütender zu machen schien. Welches Recht hatte er! Ich wand mich in seinem Griff und kratzte an seinen Händen. Zischend drückte er fester zu.
Das einrasten von Waffen hallte in der eingetretenen Stille überdeutlich wieder.

Schachmatt Where stories live. Discover now