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Der Schmerz verzerrte alles und raubte mir die Sicht. Muskelgewebe und Nerven rissen gnadenlos  außeinander. Blut spritzte im Hohen Bogen von mir und verteilte sich auf dem Boden.
Entsetzt stolperte ich zurück, stolperte und landete auf dem Boden. Dabei zog sich das Messer noch mal durch meine Haut, bevor es...ich sah weg.

Das kleine Mädchen starrte Stirnrunzelnd auf die Blut verschmierte Klinge und schließlich auf mein Handgelenk. Schmollend drehte sie sich zu der Eiskönigin um. "Ihre Hand hätte schon längst ab sein müssen." Sie wedelte mit dem blutigen Messer vor ihr herum.
Galle schoss mir den Rachen hoch und ich beugte mich schnell zur Seite und übergab mich. Dabei vermied ich den Blick auf meine Hand. Die immer noch blutete. Dessen Fleisch klaffend offen stand. Ich übergab mich erneut. Der Raum stand in kürzester Zeit nach Blut und Erbrochenen. Eine seltsame Scham überwältigte mich und meine Sicht verschwamm durch aufsteigende Tränen. Mit Gewalt hielt ich sie zurück. Konzentrierte mich stattdessen auf meinen Atem. Ein. Aus. Ein. Aus. Das war ein Albtraum. Ein Albtraum, der mit jeder Sekunde schlimmer wurde. 

Meine Augenlieder flatterten und ich spürte, wie eine einladende Schwärze nach mir greifen wollte. Ich hörte über mir ein hämisches Lachen. "Sobald sie verblutet ist, kriegen wir so wieso was wir wollen", verkündete die Eiskönigin mit einer gewissen Zufriedenheit. Meine Finger krallten sich in den Teppich. Ich hatte geglaubt, ich wäre hier sicher oder so sicher wie eine Entführte sein könnte. Aber wie es aussah konnte hier jeder problemlos herein marschieren und mich umbringen.

Schwankend kam ich auf die Beine. Die Welt drehte sich und der Boden fühlte sich beunruhigend uneben an, aber ich stand. Eine merkwürdige Hitze schoss von meinen Finger über mein aufgeschlitztes Handgelenk und verbreitete sich von dort über meinen ganzen Körper aus. Die beiden hatten sich gerade zum gehen gewandt, drehten sich aber überrascht in Angesichts meines Kraftaktes um.
"Wie es scheint, hast du nicht die nötige Kraft aufgebracht, Ming."
Das kleine Mädchen warf mir bei den Worten der Eiskönigin einen Hasserfüllten Blick zu. Als hätte ich sie gerade blamiert. Nein Gesicht zeigte keine Regung. Ich sah mit eiserner Ruhe zu der Blonden Hexe und fragte mich, wie jemand ein Kind dazu anstiften könnte, tatsächlich eine Waffe zu benutzten. Es wiederte mich gelinde gesagt an. Auch wenn mein Blut, dass sich gerade auf dem Boden verteilte, mich nicht gerade objektiv denken ließ.

Ich taumelte ein paar Schritte vor. Überbrückte den kleinen Abstand zwischen uns. Die Eiskönigin zog eine Augenbraue hoch. Ich jedoch holte mit meiner unverletzten Hand aus und klatschte sie ihr mitten ins Gesicht. Die Hitze aus meinem Körper entlud sich. Vermischte sich mit meiner Wut und leitete sich auf sie über. Kurz sah ich den Ring des weißen König ein wenig aufleuchten. Dann war alles Still. Die Eiskönigin ging zu Boden. Ihre Lieder flatterten kurz, dann...nichts mehr. Ich hörte das kleine Mädchen schreien, aber ich befand mich immer noch in diesem seltsamen Zustand der Hitze. Mein Blick glitt zur Tür. Er stand im Türrahmen. Seine Augen hafteten auf mir. Dunkel und unergründlich. Dann glitten sie über mich und ein gieriger Funke mischte sich in sie. Ich sah ebenfalls benommen auf mich hinab. Ich war nackt. Dann sah ich weiter nach unten und bemerkte die Blutspur.

Mein Körper schwankte. Begann zu zittern. Ich blinzelte. Sah wieder nach oben und ließ mich von diesen Dunklen Augen einsaugen, während ich fiel.

*******

Es war kalt. Kalt, dreckig und feucht. Es roch nach Rattenkot und Urin. Man hatte einen Eisenring um seinen linken Fuß geschnallt dessen Kette man fest in der Steinwand verankert hatte. Seit zwei Tagen ließen sie ihn hier schon vor sich hin vegitieren. Ohne Essen oder etwas zu trinken. Er hoffte inständig, dass das Mädchen es besser getroffenen hatte. Seine Hände ballten sich unbewusst zu Fäusten, als er zurück an das Krankenzimmer dachte. Nachdem sie die gesamte verdammte Wand weggesprengt hatten, war er aufgetaucht.

Einer der umherfliegenden Steine hatten ihn getroffen, so dass sein Bewussten ihm bereits langsam entglitten war. Aber er erinnerte sich. Er erinnerte sich an den Ausdruck in seinen Augen. Wahnsinn. In ihnen hatte absoluter Wahsinn gestanden. Und es hatte so ausgesehen, als würde er das Mädchen mit diesen Wahnsinn verschlingen wollen.

Viele ließen sich von seinem Engelsgleichen Äußeren nur all zu leicht täuschen. Er aber, er kannte ihn leider nun schon eine ganze Weile. Selbst der Teufel würde sein Haupt vor ihm ziehen. Und dieser Wahnsinn....in diesem Wahnsinn hatte sich auch Besessenheit gespiegelt.

Er konnte sich noch lebhaft an das letzte mal erinner, als er diese Besessenheit in Kombination mit seinem Wahnsinn erlebt hatte. Ein kalter Schauer erfasste ihn. Er musste sich und das Mädchen so schnell wie möglich befreien. Und sei es nur, um seinen Ring in Sicherheit zu bringen.

Schachmatt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt