Teil 18

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Teil 18

Ever

Blake und ich saßen in einem kleinen Café, mitten in der Stadt. Ich nippte an meiner Limonade und blickte verträumt aus dem Fenster. Es war ruhiger geworden, da die meisten nach Hause zu ihren Familien gefahren waren. Blake würde morgen gehen und deswegen hatte er darauf bestanden den letzten Tag mit mir zu verbringen. Es war bereits spät, so dass die Sterne klar am Himmel leuchteten.

Blake würde einen ganzen Monat weg sein und ich wusste nicht wie ich das überstehen sollte. Tea war noch bei ihrer Familie und Cole war ihr hinterher gereist. Anscheinend musste es etwas ernsteres gesagt, doch sie wollte es mir per Telefon nicht mitteilen. Ich machte mir sorgen um sie, denn sie hatte am Hörer ziemlich bedrückt gewirkt. Jedoch wusste ich, dass Cole bei ihr war und er würde auf sie aufpassen. Wenn jetzt jedoch Blake auch noch wegfährt, war ich wirklich alleine. Die letzten Tage hatte er mich irgendwie am Leben gehalten, indem er mich immer wieder aus dem Haus gezerrt hatte. Ich glaube ihm tat die Abwechslung auch gut, denn mit seinem Freund war Schluss. Er wollte mir nicht die genauen Details nennen. In dem Moment hatte ich mir gedacht, ob ich so verletzlich wirken musste, dass die Leute mich nicht mit ihren Problem „belasten" wollten. Es nervte mich tierisch, dass ich immer diejenige war, die Hilfe und ein offenes Ohr benötigte. Nie konnte ich für irgendjemanden da sein. Immer sorgten sich meine Freunde um mich.

„Erde an Ever." Blake schnipste mit seinen Fingern vor meiner Nase herum. Ich löste mich aus meiner starre und wandte mich mit einem gezwungenen lächeln zu ihm. Man musste nicht besonders klug sein, um zu erkennen wie schrecklich ich aussah. Den Spiegel mied ich schon seit Tagen und sah wirklich nur rein, wenn es sein musste. Ich hatte keine Ahnung was ich den ganzen Sommer anstellen sollte.

„Ich sollte dich nach Hause bringen. Es wird langsam spät und ich muss noch packen."

Ich nickte und trank mein Getränk etwas zu schnell aus, so dass mir schlecht wurde. Jedoch war dies kein neues Gefühl in meinem Magen.

„Klar doch."

Wir bezahlten unsere Getränke und liefen über den Parkplatz zum Auto. Er hielt mir die Tür seines Trucks auf, worauf ich mich bedankte. Ich rieb meine Hände aneinander, da mir kalt geworden war. Obwohl es angenehme Temperatur draußen hatte, war mir seit mehreren Tagen ununterbrochen kalt. Blake steckte den Schlüssel ein und fuhr los. Nachdem wir uns einige Sekunden angeschwiegen hatte, seufzte er auf und fuhr sich durch sein viel zu langes blondes Haar.

„Shawty, ich fühl mich echt schrecklich, dich hier allein zu lassen."

Ich lächelte ihn überzeugend an.

„Ich brauche keinen Babysitter Blake. Ich bin okay, glaub mir. Mir geht es echt gut." log ich und setzte mein Pokerface auf. Ich hatte beschlossen, keinen in meinem Umfeld mehr in mein dunkles Loch mit rein zu ziehen. Das was ich durchmachte, musste ich alleine schaffen. Es wäre nicht fair, wenn ich jemanden mit meinen Gedanken und Gefühlen belasten würde.

„Du weißt, dass ich dir nicht glaube."

„Das solltest du aber. Ich bin nicht depressiv oder traurig. Ich komm damit klar."

Er sah mich einen Moment viel zu lange an, gab jedoch nach, was schlau von ihm war. Es machte keinen Sinn mit mir zu diskutieren. Ich würde ihn nie wieder hinter meine Mauer schauen lassen. Das hatte er einfach nicht verdient, vor allem weil er genug eigene Probleme hatte.

Blake parkte seinen roten Truck, worauf der Motor verstummte. Leise hörte man draußen die Grillen ihr Lied singen. Ich lauschte dem beruhigenden Klang und sah zu den Sternen hoch, die an dem heutigen Abend so hell wie noch nie leuchteten.

TimelessWhere stories live. Discover now