Teil 20

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Teil 20

Ever

Langsam öffnete ich meine Augen und wusste im ersten Moment garnicht wo ich war. Außer einem gleichmäßigen Geräusch war es vollkommen still. Mein Kopf lag auf Damian's Oberarm. Ich hatte meine Arme fest um seinen Bauch geschlungen. Wie um Himmels Willen war das passiert? Ich war doch auf der anderen Seite des Sitzes, auf meinem Kissen eingeschlafen? Ich schielte zur Uhr, die oben am Fernseher tickte. 5 Uhr morgens.

Vorsichtig löste ich mich von Damian, doch plötzlich legte er seine Hand auf meine Hüfte und hielt mich fest.

„Bleib." sagte er. Seine Stimme klang tief und rau. Ich blickte zu ihm hoch. Er erwiderte meinen Blick mit einem schwachen lächeln. Seine grünen Augen zogen mich in einen Bann, so dass ich meinen Kopf diesmal auf seine Brust legte.

„Ich will dich nicht zerquetschen." flüsterte ich.

„Tust du nicht." antwortete er und streckte seine Hand nach einer Wasserflasche aus, um sie mir zu reichen.

„Hier trink was. Du hast dich übergeben. Du brauchst Flüssigkeit."

Dankbar nahm ich die Flasche entgegen und trank einen großen Schluck. Mein Hals kratzte und war schmerzhaft trocken. Ich schmiegte mich wieder an ihn und lauschte seinem regelmäßigen Herzschlag. Es war so dumm von mir zu glauben, dass Damian und ich eine ganz normale Reise unternehmen könnten. Wir hatten uns gegenseitig versprochen uns nicht zu küssen, Händchen zu halten oder gar zu berühren. Jeder dieser Vereinbarungen hatten wir, beziehungsweise Damian gebrochen. Und obwohl nichts nach Plan lief, fühlte es sich mehr als richtig an bei ihm zu sein. Er nahm meine Hand in seine und küsste meine Handfläche. Danach ließ er unsere verschränkten Finger auf seinem Schoß ruhen. Mein Puls raste, während ich versuchte ruhig zu atmen. Als Ablenkung blickte ich aus dem Fenster, wo langsam die Sonne über dem Wolkenmeer aufging. Es sah wunderschön aus. Ich schloss die Augen und genoss die Sekunde der Ruhe. Ich wünschte es könnte immer so sein. Problemlos und Sorgenfrei.

„Danke dass du vorhin für mich da warst." murmelte ich gegen Damian's T-Shirt und bemerkte erst jetzt, dass er seinen grauen Pullover über mich gelegt hatte. Damian drückte mich fester an sich.

„Ich werde immer für dich da sein Ever, egal was ist."

Ich wünschte er wäre die letzte Woche bei mir gewesen. Mein Herz war noch immer zerrissen, doch in seiner Nähe war der Schmerz nur halb so schlimm. Er heilte mich.

„Du weißt schon, dass wir bislang alle Vereinbarungen gebrochen haben, oder?" fragte ich ihn leise und sah zu ihm hoch. Er zuckte mit den Schultern und erwiderte meinen Blick.

„Das war mir von vornherein klar. Aber ich hätte dich schlecht alleine ins Bad gehen lassen können. Und, dass wir jetzt so sitzen, liegt nur daran, dass du dich unbewusst an mich gekuschelt hast." Er grinste über beide Ohren, worauf meine Wangen aufglühten. Es war, als ob mein Körper seine nähe zum leben benötigte.

„Aber du hast mich auf die Wange geküsst und auf den Nacken." argumentierte ich und griff reflexartig auf die Stelle in meinem Gesicht, auf der Damian's Lippen gelegen hatten. Er zog die Augenbrauen zusammen und legte den Kopf ein wenig schief.

„Weißt du eigentlich wie schwer es mir fällt, dich nicht die ganze Zeit zu küssen? Wie schwer mir das ganze Versprechen fällt, dass ich dir gegeben habe."

„Du hättest mir das Versprechen nicht geben müssen, hättest du Melia nicht geküsst." erwiderte ich scharf und biss mir danach auf die Zunge. Ich hasste es, dass sie die ganze Zeit, ununterbrochen in meinem Kopf rumschwirrte. Eigentlich wollte ich das mit Melia garnicht erwähnen, aber dafür dachte ich viel zu oft daran. Selbst wenn ich wollte, konnte ich Damian niemals wieder küssen. Ich musste immerzu an Melia denken. Ich musste immerzu daran denken, was er mir angetan hatte.

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