abschließen

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ab·schlie·ßen
  starkes Verb
    
1. von etwas, jemandem absondern, trennen
    2. beenden, zum Abschluss bringen, zu Ende führen


»Baekhyun, bitte?« Baekhyuns Kopf schnellte hoch, als er aufgerufen wurde. »Hi«, begrüßte ihn Sunmi, seine Therapeutin, und kam mit einem breiten Lächeln auf ihn zu.
»Hey«, erwiderte er und stand auf, folgte ihr ins Therapiezimmer.

Baekhyun setzte sich auf seinen üblichen Sessel (er nahm immer den rechten, weil der weicher war), Sunmi schloss sorgfältig die Tür hinter ihnen und setzte sich ihm gegenüber. Sie nahm ihren Notizblock und einen silbernen Kugelschreiber in die Hand. Sie räusperte sich, ließ mit einem Klicken die Mine des Stiftes hinausfahren und sah Baekhyun dann über ihre Lesebrille hinweg an. »Wie geht es dir?«

Baekhyun stoppte seine Finger, die gedankenverloren mit dem Saum seines Hemdes gespielt hatten. »Gut«, antwortete er und war selbst überrascht darüber, wie sehr es auch stimmte. »Nein wirklich«, sagte er mehr zu sich selbst, als zu Sunmi. »Es sind Ferien, der Schulball war nicht halb so schlimm, wie ich erwartet habe und Jongin...« Baekhyun hielt inne. »Jongin ist irgendwie nicht mehr Teil meines Lebens.« Er konnte selbst nicht gänzlich ausmachen, ob das etwas Gutes oder etwas Schlechtes war. In gewissem Maße, hatte es etwas von beidem.

Sunmi sah Baekhyun mit diesem wissenden Blick an, den sie immer auflegte, wenn sie das Gefühl bekam, er habe noch nicht alles gesagt. »Und wie geht es dir damit?«, fragte sie mit schräggelegtem Kopf und öffnete damit den Damm in Baekhyuns Kopf, hinter dem er einen Haufen an Gefühlen und Gedanken angestaut hatte.

Ja, wie ging es ihm denn nun damit? Einerseits war Baekhyun definitiv erleichtert darüber, Jongin nicht mehr ständig unter die Nase gerieben zu bekommen, aber genau wie vor anderthalb Jahren, reichte Jongins bloße Abwesenheit nicht aus, um ihn seinen Frieden finden zu lassen. Zumal die Tatsache, dass er einen Unfall hatte und es ihm scheinbar wirklich schlecht ging, Baekhyun leid tat. Egal was er ihm angetan hatte, der Blonde hätte nie gewollt, dass Jongin etwas zustieß.

»Keine Ahnung«, brachte er zögerlich hervor, weil all diese Gedanken und Gefühle, die in Bächen auf ihn hinabstürzten, ihn nur konfus machten. »Es fühlt sich komisch an. Unvollständig.« Baekhyun wusste selbst nicht, ob das einen Sinn ergab, aber Sunmi nickte und notierte sich etwas und schien als würde sie die Bedeutung seiner Worte verstehen.

»Baekkie«, begann sie zögerlich und schloss für einen Moment die roten Lippen um das Ende ihres Kugelschreibers. »Ich nehme meine Schweigepflicht sehr ernst und ich weiß, dass mich das jetzt in Teufels Küche bringen könnte, aber ich glaube, dass es für euch beide unheimlich förderlich wäre, würdet ihr miteinander sprechen.«
Baekhyun runzelte fragend die Stirn, dann öffneten sich seine Lippen einen spaltbreit, als er zu verstehen begann. »S-soll das heißen, dass du Jongin kennst?«

Sunmi nickte. »Er ist seit kurzem hier in stationärer Behandlung und einer meiner neuen Patienten. Ich wurde gleich stutzig, als ich seinen Namen in der Akte las und letztlich stellte sich heraus, dass eure beiden Geschichten quasi deckungsgleich sind.«
Baekhyun starrte einen Moment lang Löcher in die Luft, dann sah er Sunmi mit verwundertem Blick an. »Er hat mit dir über mich gesprochen?« Das konnte er sich kaum vorstellen, immerhin schien Jongin sich nicht im Geringsten mehr für ihn zu interessieren.

»Unter anderem, ja«, bestätigte Sunmi und schien abgeneigt und willens zur gleichen Zeit, weiterzusprechen. »Ich will nicht zu viel sagen, denn das geht wirklich zu weit und außerdem, finde ich, solltet ihr das untereinander ausmachen, aber die Sache mit dir scheint ihn wirklich zu belasten, ebenso wie sie auch dich belastet.« Sie schenkte ihm ein sanftes Lächeln. »Ich wünsche mir nur das Beste für euch, deshalb dachte ich, gebe ich dir einen kleinen Stups in die richtige Richtung. Mach daraus, was du willst.« Sunmi zwinkerte ihm zu und Baekhyun schluckte und nickte dann. »Danke, Sunmi.«

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