Kapitel 1

251 16 2
                                    

Neun Jahre waren nun vergangen, aber es war noch lange kein Tag vergangen, an dem er nicht von dem Bild geplagt wurde. Dieses Bild hatte sich in sein Gedächtnis geprägt, ließ ihn nachts nicht schlafen. Neun Jahre, in denen er jedes Jahr am gleichen Tag an ihr Grab ging und ihr vom vergangenen Jahr erzählt hatte. Nicht immer hatte er Ai mitgenommen, manchmal hatte er sie auch bei Naruto und Hinata gelassen, zwar nur für ein Paar Stunden, aber in dieser Zeit hatte er vor dem Grab seiner Ehefrau gestanden und ihr erzählt was alles passiert war. Zum Beispiel als Ai ihre ersten Schritte gemacht hatte, als sie angefangen hatte zu sprechen, als sie in die Akademie kam, als er ihr das Chidori beibrachte, wie sie die Akademie abgeschlossen hatte und dann zu Konohamaru ins Team kam. Sie bildete mit Shikadai und Inojin das Team Konohamaru. Kakashi wusste selber aus eigener Erfahrung, wie mühsam und anstrengend es war, Genin zu trainieren, weswegen er seiner Tochter schon von Anfang das beibrachte, was er auch Naruto, Sakura und Sasuke beigebracht hatte. Er blickte auf das Grab von Ayumi, wischte sich eine Träne weg und lächelte kurz. "Ai ist dir so ähnlich. Es ist, als wärst du immer noch hier, obwohl du ganz weit weg bist.", Kakashi raufte sich kurz die Haare, drehte dann um und besuchte das Grab von Rin und Obitio noch, so wie er es fast jeden Tag machte. Auf dem Weg nachhause lief er mehreren bekannten Gesichtern über den Weg aber anstatt diese zu grüßen, blickte er nur auf den Boden. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht, er hatte nämlich kein Konohastirnband an, auch hatte er Freizeitkleidung an. Vielleicht das letzte mal, bevor er sich wieder den Anbus widmete. Ai war nun 14 Jahre alt, ein Chunin und war selber oft auf Missionen, denn sie hatte ein großes Talent, war sehr stark für ihr Alter und konnte Zusammenhänge schneller erschließen, wie Kakashi es konnte. Naruto, der 7. Hokage, musste das wohl auch gemerkt haben, denn er hatte das Gefühl, dass Ai mehr unterwegs war, wie daheim. 

Das hatte Kakashi als Anlass genommen, sich wieder für die Anbus zu melden. Er war ja noch jung und sportlich und die Jutsus hatte er auch nicht verlernt. Er schloss die Tür zu seinem Haus auf, stellte seine Schuhe ab und sah sich um. Sein Blick blieb im Spiegel hängen, die Maske hatte er tief ins Gesicht gezogen, die Haare sahen aus wie immer nur seine Augen - sie sprachen eine andere Sprache. Sie sprachen die Trauer, die Verzweiflung aus, welche Kakashi tief im Herzen spürte. Mit einer unglaublichen Wucht zertrümmerte er den Spiegel, das Blut, welches seine Knöchel herunterrann, war ihm egal. Er hörte Schritte und sah dann Ai im Türrahmen stehen. "Alles okay? Was ist passiert?", sie war sofort wachsam aber Kakashi lächelte nur kurz. "Alles gut, Kleines.", er öffnete die Augen wieder, welche er zum Lächeln geschlossen hatte. Die langen weißgrauen Haare seiner Tochter waren zusammengebunden, sie hatte ihre Shinobiuniform an. "Musst du schon wieder auf eine Mission?", fragte er verwundert. "Ja, muss ich. Das ist doch okay für dich oder?", die Unsicherheit in ihrem Blick war kaum zu übersehen, natürlich wusste sie, was ihr Vater durchmachte. Auch wenn sie ohne ihre Mutter aufgewachsen war, wusste sie doch, dass diese sie sehr geliebt hätte. Aber der Verlust schmerzte ihren Vater, dabei wollte Ai nur, dass er wieder glücklich wurde. Ob mit einer anderen Frau oder wenn er die Trauer überwunden hatte. Ai wusste selber, dass eine andere Frau dafür von Nöten war; So stand es immerhin in ihren Büchern und die würden sie ja wohl kaum anlügen! "Ich muss los, Papa, wir sehen uns!", schnell umarmte die kleine Hatake ihren Vater und war dann auch schon verschwunden. Kakashi zog sich die Maske aus dem Gesicht und ging in die Küche, um seine Wunde zu säubern und zu verbinden. 

Er wusste nicht wie viel Zeit an diesem Tag vergangen war, aber als ein Anbu vor seiner Tür stand, nickte Kakashi nur. Er wusste, was jetzt passieren würde. Langsam ging er in das Schlafzimmer, was Ayumi so wunderschön eingerichtet hatte aber nach und nach immer weiter in Kakashis Unordnung versank. Mit einem schnellen Ruck riss er seinen Kleiderschrank auf und holte seinen Anbuanzug heraus. Langsam entledigte er sich seiner Freizeitkleidung und zog die Anbuuniform über seinen entblößten Körper, setzte die Maske ins Gesicht und zog seine eigene Maske über sein halbes Gesicht. Nun konnte es losgehen. Er packte seine Shurikentasche an sein rechtes Bein und ließ Ai noch einen Zettel auf dem Esstisch liegen. "Mission, weiß nicht, wann ich wiederkommen werde, Hab dich Lieb, Papa.", stand darauf geschrieben. Dann sprang er aus dem Schlafzimmerfenster, lief über die Dächer Konohas und kam im Hokageturm an - als letzter. Als er mit ungefähr sechs anderen Anbus vor Naruto stand, erklärte dieser, worum es sich handelte. Aus Sunagakure waren zwei Ninjas entführt worden und der Kazekage hatte um Unterstützung der Anbus gebeten. Und da der Hokage und der Kazegake gute Freunde waren, erfüllte der Hokage ihm den Wunsch. Von wem die beiden Suna-Nins entführt worden waren, weiß niemand, aber sie sollen Stark gewesen sein. 

Die Anbus verneigten sich vor dem Hokage und dann waren sie alle verschwunden, liefen zusammen als Gruppe aus Konoha hinaus, besprachen dort einen Plan. Sie würden sich auf Spurensuche begeben, das war für Kakashi das Stichwort, seine Ninjahunde einzusetzen. Mit dem Jutsu des Vertrauten Geistes rief er Pakkun und die anderen, klärte sie auf und als diese dann verschwanden, begaben sich die sieben auf die Suche. Diese Mission war eine gute Ablenkung von der Trauer, Kakashi konnte wieder durchatmen und musste sich keine Sorgen machen. Ai war zusammen mit ihrem Team unterwegs, und er war auch unterwegs. Jetzt musste er nur Gesund und munter wiederkommen.

Battle ScarsWhere stories live. Discover now